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Tunnelende in Sicht?

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Nach der kalten herbstlichen Dusche der IIASA-Studie (FURCHE 42/1990) - bekanntlich hatte das Laxenburger Institut für angewandte Systemanalyse der römischkatholischen Kirche in den nächsten Jahrzehnten einen eher mehr als weniger deutlichen Mitgliederschwund prognostiziert - sind die Kirchenaustrittszahlen von 1990 ein Hoffnungsstrahl für diese Kirche: um 4018 (10,74 Prozent) weniger Kirchenaustritte als 1989v in sechs Diözesen (1989: nur in zwei) eine rückläufige Tendenz.

Dies geht aus von der FURCHE in den letzten Tagen gesammelten Zahlen der diözesanen Finanzkammern (die erfahrungsgemäß von der später veröffentlichten offiziellen kirchlichen Statistik und den nach Bundesländern, nicht Diözesen, geordneten Zahlen des Österreichischen Statistischen Zentralamtes geringfügig, aber nicht im Trend, abweichen) hervor (siehe Kasten). War das Jahr 1989 „ein Wahnsinn”, wie es aus einer Finanzkammer gegenüber der FURCHE hieß, so sieht man in den neuesten Zahlen zwar keinerlei Grund zu Zufriedenheit, denn jeder Austritt tue der Kirche weh, aber einen Lichtblick.

Kaum jemand bestreitet, daß der Negativrekord von 1989 (als nur Gurk-Klagenf urt und Wien glimpflich davonkamen) mit den Bischof sernennungen in Salzburg und Feldkirch zusammenhing, die weit über diese Diözesen hinaus Wellen schlugen (Anlaß zum Austritt aber wohl eher für kirchenmüde „Taufscheinkatholiken” als für unzufriedene „praktizierende Katholiken”' waren, die andere Formen des Protestes suchten). In Salzburg sind die Wogen offenbar noch nicht geglättet (im Tiroler Anteil der Erzdiözese stiegen die Austritte sogar um 15,07 Prozent von 272 auf 313), besser sieht es in Feldkirch aus (wo aber der Konflikt um die Möglichkeit einer teilweisen Zweckwidmung des Kirchenbeitrages noch nicht ausgestanden scheint), daher zeigt sich dort hinter St. Pölten das prozentuell beste Ergebnis. Mit relativ guten Zahlen können auch Graz, Wien und Linz aufwarten.

In Innsbruck wird das weniger erfreuliche Resultat nicht verniedlicht, aber darauf verwiesen, daß etwa die Hälfte der Austritte auf

Zuzügler aus anderen Diözesen entfalle. Der minimale Negativtrend im Burgenland verliert an Gewicht, wenn man bedenkt, daß -bezogen auf die Gesamtzahl der Katholiken - die Diözese Eisenstadt bei weitem am besten abschneidet. Von 10.000 katholischen Burgenländern haben 1990 nur zwölf die Kirche verlassen, in der Erzdiözese Wien kehrten 119 von 10.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken.

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