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Trübte Vatikan-Text die Bilanz?
Der Wahrheit die Ehre: Ausgerechnet im Reich des oft kritisierten Bischofs Kurt Krenn, in der Diözese St. Pölten, gingen im Jahr 1994 die Austritte aus der römisch-katholischen Kirche am meisten zurück, und zwar um 14,18 Prozent. St. Pölten und Linz, wo um fast zehn Prozent weniger Austritte als 1993 zu verzeichnen waren, sorgten für die leicht positive Gesamtbilanz: In ganz Österreich verließen 1994 um 0,6 Prozent weniger Menschen die katholische Kirche als im Jahr davor - insgesamt immerhin noch 35.875 (siehe Tabelle nebenan).
Das ist das Ergebnis einer Fur-che-Umfrage in allen österreichischen Diözesanfinanzkammern. Ein Finanzkammerdirektor hielt dabei mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg (und steht damit nicht allein), daß sich bis zum Herbst ein noch besseres Ergebnis abgezeichnet habe, doch dann wurde offenbar das vatikanische Dokument über den Kommunionempfang wiederverheirateter Geschiedener von etlichen Menschen zum Anlaß für einen Kirchenaustritt genommen.
Während Wien, Feldkirch und Graz-Seckau praktisch konstant blieben, stehen nur Innsbruck und vor allem Eisenstadt - das aber nach wie vor die geringste relative Austrittsrate (bezogen auf alle Katholiken) aufweist - mit zweistelligen Austrittszahlen zu Buch. Die hier nicht aufgelisteten Zahlen der Übertritte und Wiedereintritte in die katholische Kirche weisen übrigens fast durchwegs steigende Tendenz auf, sodaß die kirchliche Gesamtbilanz noch besser ausfällt.
Von einer „Flucht aus der Kirche” könne wirklich keine Rede sein, ist allenthalben zu hören. Wer die Kirche verlassen wolle, finde sich immer einen Anlaß. Und innerkirchliche Kritiker predigen seit jeher nicht das „Austreten aus”, sondern das „Auftreten in” der Kirche.
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