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Kräftiger Gegenwind

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Weniger rosig als vor einem Jahr sieht für die römisch-katholische Kirche die jüngste - von der FURCHE durch eine Rundfrage in allen Diözesen ermittelte • Bilanz der Kirchenaustritte (siehe Kasten) aus.

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Weniger rosig als vor einem Jahr sieht für die römisch-katholische Kirche die jüngste - von der FURCHE durch eine Rundfrage in allen Diözesen ermittelte • Bilanz der Kirchenaustritte (siehe Kasten) aus.

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War 1990 ein Rückgang der Kirchenaustritte um 10,74 Prozent zu verzeichnen, so kam es 1991 wieder zu einem Zuwachs von 4,14 Prozent, der zu einem großen Teil auf das Konto der Diözese St. Pölten geht. In St. Pölten, das 1990 mit einem Rückgang der Austritte um 21,99 Prozent das beste Ergebnis Österreichs aufwies, stieg 1991 die Zahl der Austritte um fast 32 Prozent. Bezieht man die absolute Zahl von 1.553 Austritten auf alle Katholiken, so verließen im Vorjahr in St. Pölten 25 von 10.000 Katholiken (1990:19) ihre Kirche.

Über dein Österreich-Durchschnitt lagen die Zuwächse an Austritten auch in Innsbruck, Gurk-Klagenfurt und Linz. Das Kärntner Ergebnis - nach einer Positiv-Entwicklung in den letzten Jahren - könnte zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß die Kärntner Kirche 1991 eine - notwendige -klare Abgrenzung zu einzelnen Positionen von Jörg Haider vorgenommen hat. Die Bilanz der anderen Diözesen ist weniger dramatisch.

Zufrieden darf man in der Steiermark sein, wo man 1992 auch den von Salzburg kreierten „Frühzahlerbonus" eingeführt hat. Hervorzuheben ist auch Eisenstadt, das nach absoluten und relativen Zahlen (bezogen auf die Zahl aller Katholiken) deutlich die wenigsten Austritte aufweist.

Es handelt sich zwar nur um vorläufige Zahlen (die auch nur mit vorläufigen, nämlich jeweils denen vom Februar des Vorjahrs, verglichen werden), diese weichen aber erfahrungsgemäß nur unwesentlich von den später veröffentlichten offiziellen Zahlen ab.

Daß umstrittene Bischofsemennun-gen das - sicher auch aus anderen Gründen große und langfristig bestehende - Problem Kirchenaustritte deutlich verschärfen, ist als bestätigt anzusehen: Sowohl 1989 als auch 1991 gab es heftig diskutierte Emennungen und prompt stark erhöhte Austrittsraten, vor allem, aber nicht nur, in den betroffenen Diözesen. So nahmen zum Beispiel 1989 in der Diözese Feldkirch die Kirchenaustritte um 52,51 Prozent zu. 1991 machte St. Pölten eine ähnliche Erfahrung. 1990 wurde kein Bischof ernannt -die Bilanz fiel relativ gut aus.

Nach einem Jahr Pause spürt Österreichs Kirche den Gegenwind wieder stärker. War 1990 nur ein „Zwischenhoch" oder 1991 nur ein „Zwischentief'?

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