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Kirchenstatistik 2011/12: Kein katholisches Annus horribilis

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Rückgang bei den Austrittszahlen 2012. Keine Trendwende. Und eine stabile Finanzlage. So präsentieren sich die jüngsten Zahlen der kirchlichen Statistik.

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Rückgang bei den Austrittszahlen 2012. Keine Trendwende. Und eine stabile Finanzlage. So präsentieren sich die jüngsten Zahlen der kirchlichen Statistik.

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Die Überraschung hielt sich in engen Grenzen: Die katholische Kirchenstatistik für das Jahr 2012, die dieser Tage veröffentlicht wurde, weist eine Austrittszahl von 52.425 aus. Das ist, zwei Jahre nach dem Annus horribils 2010 (Stichwort: Missbrauchsskandale), in dem mehr als 87.000 Katholiken ihre Kirche verlassen hatten, ein weiterer, deutlicher Rückgang. Damit ist die Austrittszahl wieder so hoch wie 2004, als landesweiter Aufruhr ob der Sexaffären im St. Pöltener Priesterseminar herrschte.

Der Trend war erwartbar und ist durchgängig: In allen Diözesen gingen die Austrittszahlen zurück - Eisenstadt erweist sich dabei als "Spitzenreiter“, denn hier nahmen die Zahlen gleich um 24 Prozent ab, während St. Pölten mit zwei Prozent und Wien mit vier Prozent diejenigen Diözesen sind, bei denen sich die Austrittswelle am wenigsten verlangsamte. Landesweit beträgt der Rückgang der Austritte von 2011 auf 2012 elf Prozent

Die von der Österreichischen Bischofskonferenz in der Kathpress veröffentlichten Zahlen sind die vorläufige statistische Bilanz des Jahres 2012, vor allem bei den bis 31. Dezember gemeldeten 4522 Neu- und Wiedereintritten sei "erfahrungsgemäß“ noch eine Steigerung zu erwarten. Maßgebliche Faktoren für diese Zahlenentwicklung sind laut Kathpress nicht nur das Verhältnis von Aus- und Einritten, sondern auch von Sterbefällen zu Taufen sowie von Zuzügen zu Wegzügen.

Verlangsamung der Austrittswelle

Alles in allem sind nach diesen Angaben 5,36 Millionen Österreicher(innen) katholisch - gegenüber 5,41 Millionen im Jahr davor. Eine Trendwende ist somit nicht in Sicht, nur eine Verlangsamung der Austrittswelle. Verhalten fiel daher der erste, gleichfalls via Kathpress übermittelte Kommentar von Kardinal Christoph Schönborn zur neuen Statistik aus: Jeder einzelne Austritt sei schmerzlich, so Schönborn, aber 5,36 Millionen Katholiken seine "immer noch eine beachtliche Größe“. Außerdem wies der Kardinal darauf hin, dass immerhin 78 Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche im Land angehören. Schönborn fügte hinzu, 85 Prozent der in Österreich lebenden Menschen seien getauft, wenn auch "leider nicht wenige“ davon aus der Kirche ausgetreten seien.

Vielleicht noch aufschlussreicher sind die zeitgleich veröffentlichten Zahlen der kirchlichen Statistik für das Jahr 2011, die eine genauere Betrachtung der Zahlenentwicklungen ermöglichen. So ist die Zahl der Priester weiter, wenn auch nur leicht zurückgegangen, und zwar auf 4035 (2010: 4066), und auch der Abnahmetrend bei den Messbesuchen setzte sich fort: Waren an den "Zählsonntagen“ 2010 noch bis zu 695.000 Messbesucher gezählt worden, so waren es 2011 nur mehr bis zu 680.000.

Auf den ersten Blick überrascht hingegen der erstmalige Anstieg der Zahl der Taufen seit zwanzig Jahren: von 48.781 (2010) auf 49.275 (2011). Laut Kathpress dürfte dieser aber vor allem darauf zurückzuführen sein, dass in der zweiten Jahreshälfte 2010 überdurchschnittlich viele Kinder zur Welt kamen. Die Zahl der Begräbnisse ging hingegen um etwa 700 auf 51.556 leicht zurück.

Stabile finanzielle Verhältnisse

Gemeinsam mit den statistischen Zahlen wurde auch die finanzielle Bilanz der katholischen Kirche in Österreich veröffentlicht: Knapp 500 Millionen Euro nahm die katholische Kirche österreichweit im Jahr 2011 ein.

Davon kamen mehr als 80 Prozent aus dem Kirchenbeitrag. Den größten Posten bei den Ausgaben machen die Personalkosten - von Priestern wie von Laien - aus, die dafür ausgelegten 300 Millionen Euro entsprechen etwa 61 Prozent der kirchlichen Gesamtausgaben.

Die Bau- und Erhaltungskosten belaufen sich österreichweit in Summe auf zehn Prozent der Gesamtausgaben (49,8 Millionen Euro), mit etwas mehr als 28 Prozent schlagen der Sachaufwand und Sonstiges zu Buche.

Das größte Budget hat die Erzdiözese Wien zur Verfügung: Im Jahr 2011 belief es sich auf 105 Millionen Euro.

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