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Verbessert und verschlechtert zugleich

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Aus seinem Datenfundus und aus anderen Quellen hat das Statistische Zentralamt alles das zusammengetragen, was Auskunft über die Entwicklung der Umweltsituation in Osterreich geben könnte: Ein interessanter Überblick über die letzten 20 Jahre...

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Aus seinem Datenfundus und aus anderen Quellen hat das Statistische Zentralamt alles das zusammengetragen, was Auskunft über die Entwicklung der Umweltsituation in Osterreich geben könnte: Ein interessanter Überblick über die letzten 20 Jahre...

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Ein kurzer Blick auf dieses Material zeigt, daß der Informationsstand in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich ist. Denn die Erfassung der Daten hinkt notgedrungenermaßen immer dem Problembewußtsein nach. So gibt es die besten Daten dort, wo der Schuh schon lange und stark gedruckt hatte. Weil dort aber auch Maßnahmen gesetzt wurden, lassen sich aus diesen Zeitreihen daher auch vielfach Er-folgsmeldungeh ablesen. Wie sieht die Bilanz aber im einzelnen aus? ■ Klima Veränderung: Im wesentlichen geht es dabei um die langfristigen Folgen der Abgabe von Kohlendioxid (als Folge von Verbrennungsvorgängen) und von Methan. Ein Blick auf die Entwicklung des Energieverbrauchs zeigt, daß es zu einer Entkoppelung von Energieeinsatz und Bruttonationalprodukt gekommen ist. Aufgrund des technischen Fortschritts wird Energie heute viel effizienter genutzt als vor 20 Jahren.

Was den CO”2-Ausstoß anbelangt, so ist er in den siebziger Jahren deutlich angestiegen, um in den achtziger Jahren wieder abzusinken. 1993 lag er noch um rund neun Prozent über dem Wert von 1970(1991 wurde eine Spitze von +21 Prozent verzeichnet).

58 Prozent des österreichischen Beitrags zum Treibhauseffektes ist auf C02 zurückzuführen, das zu 96 Prozent aus der Verbrennung fossiler Energieträger stammt. Der übrige Effekt ist vor allem dem Methan zuzuschreiben, das im wesentlichen aus der Landwirtschaft und von den Deponien herrührt. Stark steigend sind die Emissionen des Luftverkehrs. Dieser hat sich mehr als vervierfacht. Was die Temperaturen anbelangt, so ergibt sich kein eindeutiges Bild, wenn auch in den letzten Jahren auffallend überdurchschnittlich hohe Werte zu beobachten sind. Auch bei den Sturmschäden weist die Statistik' keine signifikante Entwicklung aus.

Erfreulich ist der deutliche Anstieg des Anteils der erneuerbaren Energieträger: von 4,3 Prozent (1970) auf beachtliche 15 im Jahr 1993.

Interessant ist noch die Entwicklung der Energiebesteuerung. Ihr Aufkommen hat sich zwar im Beobachtungszeitraum (1970-1993) mehr als vervierfacht. Dennoch ist ihr Anteil an den Verbrauchssteuern gesunken: Von 15 Prozent auf 10,3. Gesunken - sogar sehr beachtlich - sind auch die realen Energiepreise: Im Vergleich zu 1979 auf weniger als die Hälfte.

■ Ozonschichtverdünnung: Hauptverursacher dieses Phänomens sind die halogenierten Kohlenwasserstoffe. Ihre Propduktion hat sich in den siebziger Jahren verdreifacht, um seither deutlich abzusinken. Derzeit wird nur um rund 20 Prozent mehr als

1970 erzeugt. Ob es zu einem Abbau der Ozonschicht über Österreich gekommen ist, läßt sich direkt nicht erfassen. Indirekt könnten Daten über die Zahl der Neuerkrankungen an Hautkrebs Auskunft geben. Und da ist tatsächlich eine steigende Tendenz festzustellen: von 1983 bis 1992 um mehr als 60 Prozent.

Eine steigende Tendenz beim Hautkrebs

■ Freisetzung giftiger Chemikalien: „Das mengenmäßige Aufkommen von Chemikalien insge&mt ist in den letzten gut 20 Jahren stark gestiegen und erst zuletzt zurückgegangen”, so die Diagnose des Statistischen Zentralamtes. Noch stärker gestiegen sei der Einsatz von Schädlingsbekämp-fungs- und Düngemittel. Auch da gebe es jedoch zuletzt einen Bückgang. Ein deutlicher Ausstieg sei aus dem Asbest (ein Drittel weniger in den letzten fünf Jahren) zu verzeichnen.

Was die Messung der Umweltbelastung durch Giftstoffe anbelangt, gibt es relativ wenige Daten. Einige zeigen eine deutlich verbesserte Situation an: weniger Phosphate in den Oberflächengewässern (Bückgang auf ein Drittel seit 1981) oder weniger Tensi-de in Fließgewässern (auf ein Zehntel von 1970 bis 1987). Überhaupt hat sich der Zustand der Fließgewässer sehr verbessert. Der Anteil der stark und sehr stark verschmutzen Gewässer ist von 20 Prozent (1979) auf 7,3 im Jahr 1992 gesunken.

Andererseits sprechen einige Indikatoren für eine stärkere Gesamtbelastung mit Chemikalien. So sind Lebensmittel in den neunziger Jahren viel häufiger wegen zu hoher Pesti-zidbelastung beanstandet worden. Auch verzeichnet man bei Schülern seit 1981 eine Verdoppelung der Allergieanfälligkeit aufgrund zunehmender Belastung durch Chemikalien (bei 16 Prozent). ■ Abfälle: Auf diesem Sektor beklagen die Statistiker die schlechte Datenlage. Einzig die Entwicklung des Hausmüllanfalls in großen Städten ist

halbwegs gut dokumentiert. Hier zeigt sich eine Verbesserung der Situation, die auf die getrennte Sammlung von Alt- und Problemstoffen zurückzuführen ist. Sie verringert eben die Restmüllmenge. Stark steigend ist hingegen das Aufkommen an gefährlichen Abfällen: um 30 Prozent allein im Zeitraum 1990-1993! '

Weniger Luftverschmutzung

■ Luftverschmutzung: In diesem Bereich werden seit langem Maßnahmen zur Verbesserung der Situation gesetzt. Ihre Auswirkungen schlagen sich längst schon positiv in den Zeitreihen nieder. Besonders stark gesunken sind die Schwefeldioxidemissionen (seit 1980 auf ein Fünftel), der Stickoxidausstoß (um 20 Prozent), die Staubentwicklung (um 50 Prozent)... Katalysatoren für Autos und Abluftfilterung in Krafwerken und Industrieanlangen sind hauptverantwortlich für diese Entwicklung.

Was die Ozonbelastung anbelangt, gibt es noch keine längeren Zeitreihen. 1992 und 1994 wurde an jeweils rund 50 Tagen der Schwellenwert von 0,2 mg/m3 überschritten. Dies hängt eng mit der Verkehrsbelastung in den Ballungsräumen zusammen. Sie hat sich seit 1970 etwa verdreifacht

So entsteht insgesamt ein uneinheitliches Bild: In manchen Bereichen gelang es, beachtliche Erfolge zu erzielen. Das trifft vor allem auf die Verringerung der Belastung von Luft und Wasser mit mengenmäßig stark ins Gewicht fallenden Stoffen wie Schwefeldioxid, Tensiden oder Stickoxiden zu.

Andererseits gibt es viele Hinweise auf eine Verschlechterung der Umweltsituation: etwa die wachsende Zahl von bedrohten Arten oder die steigende Tendenz bei Hautkrebs und Allergieanfälligkeit.

Deutlich wird auch, daß in vielen Bereichen wichtige Kennzahlen noch nicht erhoben werden, was vor allem für den Bereich Abfall gilt.

Nähere Information

Problemorientierte Umweltindikatoren - ein neues Projekt des ÖSTAT zur Beurteilung der Umweltsituation, Östat-Pressemitteilung 6.041-82J9S

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