6908340-1980_52_01.jpg
Digital In Arbeit

Festtagswünsche eines Juden

Werbung
Werbung
Werbung

Es ist mir als Juden ein Bedürfnis, den christlichen Brüdern in Österreich Weihnachtswünsche zu entbieten.

Da wir Juden in christlicher Sicht extra muros stehen, feiern wir auch nicht gemeinsam das Weihnachtsfest. Uns ist aufgegeben, das Cha-nukkah-Fest zu feiern. Die Symbolik dieses Festes bedeutet, daß wir nicht wegen der Finsternis klagen, sondern versuchen sollen, ein Licht zu zünden. Und wenn ein Licht brennt, so wird die Welt errettet werden!

Die Christen feiern die Geburt des jüdischen Knäbleins Jesus von Nazaret, den die Kirche alf den Messias verkündet, den „erhöhten Christos", eingeborener Sohn Gottes.

Für uns Juden, die wir in einer nichtjüdischen Umgebung leben, ist die Geburt des jüdischen Knäbleins ein Ereignis, über das man sich Gedanken machen muß: Wir erkennen in Mirjam-Maria, der Mutter des Neugeborenen, die jüdische Mutter schlechthin, die seit Jahrtausenden gottergeben das Leid erdulden muß und schließlichihren ermordeten Sohn in den Armen hält.

Wir erkennen in Jesus von Nazaret den jüdischen Menschen, der ein „Licht für die Welt" werden sollte wie jedes jüdische Kind, und der, weil er mehr Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in diese Welt bringen wollte, kaltblütig vom Establishment geopfert wurde, damit die Masse wieder in Ruhe leben konnte.

Wir bedenken und sollten immer daran denken, daß von der Geburt zur Passion nur ein kurzer Weg geht. Wahres künden die „Sprüche der Väter": Es ist dir nicht erlaubt, zu vollenden, es ist dir aber auch nicht erlaubt, aufzugeben...

Weihnacht und Chanukkah sollen uns die Hoffnung geben, daß wir Christen und Juden gemeinsam diese Welt lichtvoller und lebenswerter gestalten müssen. Chanukkah und Weihnachten: Festendes Lichtes, Feste der Hoffnung'.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung