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FILM

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Maximilian Schell, der heurige Salzburger „Jedermann”, kann bereits auf eine beachtliche Filmkarriere zurückblicken. Er spielte seit 1955 in etwa zwei Dutzend Streifen, wobei er 1962 (für „Urteil von Nürnberg”) sogar einen Oscar gewann. Er betätigte sich als Produzent, mehrfach als Drehbuchautor ‘ und präsentiert nunmehr mit „Der Richter und sein Henker” seine dritte Filmregie.

Diesem Werk waren die Turgenjew-Verfilmung „Erste Liebe” und der künstlerisch großartige Streifen „Der Fußgänger” vorausgegangen. Der heute zur Diskussion stehende Film ist bereits 1975 in deutsch-italienischer Produktion entstanden und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Friedrich Dürrenmatt, der 1950 veröffentlicht wurde. Der Schweizer Autor schrieb auch zusammen mit Schell das Drehbuch und spielt daneben in einer kleinen Rolle praktisch sich selbst.

„Der Richter und sein Henker” ist ein Kriminalfall mit Tiefendimensionen, er peilt geradezu eine Metaphysik des Bösen an. Die Parabel dreht sich um einen Industriellen, welcher der Drahtzieher von Morden ist, und seinen Jugendfreund, einen todkranken Kriminalkommissar, der ihn zur Strecke bringt, und dabei ausgerechnet für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, wobei sich der Kriminalist eines jungen Kollegen als Werkzeug bedient.

Die Story ist hinlänglich spannend, aber etwas brüchig inszeniert und ersetzt intelligente dichterische Phantasie mitunter durch krasse Effekte. Einen einheitlichen Stil wie in seinen beiden ersten Regiewerken hat Schell diesmal nicht gefunden, die gesellschaftskritischen Pfeile treffen nicht immer ins volle, und die Hintergründigkeit kommt mehr von der Optik als vom Buch und der Darstellung her. Dabei ist von der Besetzung her genug Pf«Miftehz aufgebotten^Märti»Ritt, sottstBls Regisseur teAommiert (zuletzt im „Strohmann” mit Woody Allen), der Engländer Robert Shaw, der Amerikaner Jon Voight, die aparte Jacqueline Bisset und schließlich - in einer nicht sehr glücklichen Rolle - unser Helmut Qualtinger. Sie alle kämpfen mit mehr oder minder Erfolg mit den Unebenheiten von Drehbuch und Regie, so daß man zwar einen anregenden, aber keinen großen Film erlebt.

Nicht versäumen sollte man die Retrospektiven im Schloß Laxenburg, die das österreichische Filmarchiv aus Anlaß des Jubiläums „70 Jahre österreichischer Film” organisiert. Das kommende Wochenende steht unter dem Motto „Der Fall Oberst Redl”. Gezeigt werden dazu Samstag und Sonntag ab 14.30 Uhr der legendäre Film „Oberst Redl” von Otto Löwenthal aus dem Jahre 1925 sowie Franz Antels Version desselben Themas. „Spionage” ist auch vielleicht der einzige Lichtblick im Schaffen des österreichischen „Lustspielproduzenten”.

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