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Fritz Wotruba f

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Seit er mit seinen ersten Werken um 1939 hervortrat, galt Fritz Wotruba als einer der konsequentesten Künstler der Gegenwartsplastik: „abstrahierte Figuren, Männer und Knaben, in einem ruhigen tektonischen Autbau, von einer latenten Kraft erfüllt, die sich in herber Anmut manifestiert“ faßt der Architekt Günther Feuerstein Wotrubas Schaffen in der soeben erschienenen Bestandsaufnahme des Wienerischen in der Kunst, „Wien — heute und gestern“ zusammen. Wotruba — das bedeutete für Kenner wie für Laien eine unverkennbare, unverwechselbare Methode des Gestaltens, ein schrittweises Entwickeln von Körperarchitektur: „Schritt für Schritt konzentriert er die Volumen, abstrahiert vom Detail und zelebriert die Figur als Dialektik von Architekturgebirgen“.

Dabei war Wotrubas „kubisti-sches“ System stets von äußerster Sparsamkeit geprägt. Dichte der Massen, eine erstaunliche Ver-wandlungsfähigkeit innerhalb seines Systems von „Blockmalz“-Bauten — wie manche über ihn witzelten —, das zähe Festhalten an einem System, ohne von den Prinzipien auch nur einen Zoll abzurücken... Das prägte. Diese Konsequenz ließ ihn auch unter die großen internationalen Bildhauer aufrücken.

Nun ist Fritz Wotruba, der 1907 in Wien geboren wurde, und dieser Stadt eigentlich zeit seines Lebens aufs engste verbunden war, 68jährig gestorben, den Folgen einer Herzattacke erlegen. Er war in den letzten Jahren längst eine Art Monolith im Wiener Kulturleben geworden, ein Koloß, um den sich die Jugend sammelte, der mit seinen Forderungen, im Kunstsenat etwa, für Beamte, und auch als kulturpolitisch Engagierter oft unbequem wurde... Aber auch darin manifestiert sich Größe, daß einer konsequent seinen Weg geht.

Bis zuletzt war er voll von Projekten. Man denke nur an seine Entwürfe für ein Karmel-kloster mit Kirche, die er vor ein paar Jahren vorstellte... Oder an sein aufwendiges Staatsatelier, an dem die Gemeinde Wien noch baut — es kostete bereits an die 12 Millionen Schilling —, und das nun zu einem Wotruba-Museum gestaltet werden soll.

Wotruba hat sich als Professor an der Akademie der bildenden Künste wie mit vielfältigen Arbeiten, Freiplastiken, Bauplastik, Druckplastik, Bühnenbildern (zum Beispiel für den Berliner „Ring des Nibelungen“, für den Antikenzyklus des Burgtheaters usw.) seinen internationalen Namen geschaffen. Vor allem wird

Der „Vater“ der „Wiener Bildhauerschule“, Fritz Wotruba, starb 68jährig in Wien (Photo: Klomfar, oben) — Internationale Erfolge mit Monumentalplastiken: Das „Figurenrelief“ für die Brüsseler Weltausstellung steht heute im Museum des 20. Jahrhunderts er aber in seinen Schülern, in der „Wiener Bildhauerschule“ weiterleben. Denn Künstler, wie Andreas Urteil, Karl Prantl, Fritz Hartlauer, Josef Pillhofer, Wander Bertoni, Alfred Hrdlicka und viele andere, haben bei ihm studiert. Und sie alle haben das bei ihm Gelernte in vorbildlicher Weise Umgesetzt, in eine eigene Sprache übertragen. Was dem großen Lehrer Wotruba selbst das beste Zeugnis ausstellt. R.

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