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Wotruba, Frauenkunst
Als der französische Meister des Absurden, Eugene Ionesco, den Salzburger Festspielen 1972 mit seiner Eröffnungsrede einen literarischen Stoß versetzte, sprich: deren „kulturelles Kartenhaus“ wie die desolate Kultur Europas überhaupt als inhuman verdammte, beeindruckte dies nicht nur Kulturfunktionäre, die da erstmals von einem Hocharrivierten, von einem Star der internationalen Literaturszene, scharfe Kritik einstecken mußten. Auch Künstler wie Fritz Wotruba erkannten die Brisanz und Aktualität dieser Attacke, nahmen dieses schockierende Bekenntnis, diese Warnung vor dem „Inferno“ als Aufforderung, als Anlaß ihre eigene Position und die ihrer Umwelt zu überdenken. Und Wotruba schuf zu diesem Text sechs Radierungen, die nun, der lithographischen Handschrift Iones-cos gegenübergestellt, in einem Schweizer Verlag als Mappe erschienen. Die Wiener Galerie Ulysses (Hanuschgasse 3) zeigt nun diese Edition und dazu zehn große Plastiken der Jahre 1952 bis 1973, so drei große Bronzen, ferner Druckgraphik, einige seiner schönsten Zeichnungen, in denen Wotruba in immer neuen Varianten jenes klassische Maß menschlicher Figur präsentiert, das nach jahrzehntelanger Entwicklung hier seine Vollendung erfahren hat. Eine Ausstellung, die um so interessanter ist, als Wotruba in Wien eigentlich seit 1963 keine größere Sammlung seiner Arbeiten vorgestellt hat und man endlich auch einmal wieder manches jener Werke sieht, die letztlich mehrere Generationen österreichischer Bildhauer beeinflußt, geprägt haben.
„Magna-Feminismus: Kunst und Kreativität“: Das war seit Jahren eine Idee der Wiener Aktionisün, Filmemacherin und Zeichnerin Valie Export, eine Ausstellung zu veranstalten, die in großem Umfang „Frauenkunst“ zeigen sollte. Sie scheiterte freilich an den enormen Kosten einer solchen internationalen Revue. Nun sprang die Goterie nächst Sankt Stephan ein und zeigt die „kleine Lösung“ des Projekts, eine Schau österreichischer Künstlerinnen und eine Dokumentation mit Fragebögen, Plakaten, Photos, Ideenskizzen, wie es zu dieser Demonstration emanzipatorischer Tendenzen gekommen ist. Maria hassnig ist da ebenso vertreten wie Meina Schellander, Valie Export, Hilde Absolon, Friedl Bondy, die Photo-graphin Coro Pongracz, die Objekte-macherin Birgit Jürgenssen usw., teils bekannte erfolgreiche, teils weniger bekannte Künstlerinnen, die alle versuchen, Vorurteile und'Barrieren zu überwinden; und vor allem das Denkmodell zu korrigieren, daß die Frau in der Kirnst im Grunde nichts zu bestellen habe. Dennoch: ist den Künstlerinnen wirklich ein Dienst getan, wenn man sie in Hinkunft vor allem im Zusammenhang mit „Frauenkunst“ qualifiziert. (Vor allem nach Esther Vilars Attak-ken...!) Oder ist das nicht bloß ein neuer Weg in eine neue Enklave, in ein neues Ghetto?
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