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Geblendet von Wien

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Ein Wunsch an Elias Canetti: Bitte um Band II der Autobiographie! Die Kindheits- und Jugendrückschau „Die gerettete Zunge“ hört nämlich genau dort auf, wo es mit dem Schriftsteller Canetti erst beginnt. Viele Fragen, die Fragen an eine ganze Generation von Schriftstellern, blieben offen. Wie war das zum Beispiel mit der Blendung durch Karl Kraus?

Während Canettis Aufenthalt in Wien konnte man dazu einiges erfahren. So habe Canetti, trotz radikaler Abwendung von dem überaus bewunderten Karl Kraus, „das Prägende“, das er von „diesem genialen Menschen erfuhr, nicht zerstört, sondern in sich bewahrt.“ In London sind es allerdings der gesammelte Nestroy und Robert Musil gewesen, die ihm im fremdsprachigen Exil den Kontakt zur Wiener Literatur hielten. So daß der heute 74jährige schon „aus Trotz gegen Hitler“ nur in deutscher Sprache weiterschrieb.

Mit schlohweißer Mähne sieht Canetti aus wie eh und je. Daß seine „Komödie der Eitelkeit“ erst jetzt am Burgtheater aufgeführt wird, empfindet der vitale, kleine Herr nicht als „späte Wiedergutmachung“. Dazu gefällt ihm erstens die Hollmann-Insze-nierung zu gut. „Eine Interpretation, mit der ich mich erstmals identifiziere“. Und dazu hat er weiters die Atmosphäre, die Beiseln, die Spaziergänge in dieser Stadt seiner Schuljahre viel zu gern. So „leidenschaftlich gern“, daß er - obwohl er „mit dem Gedanken daran spielt“ - sich die Rückkehr verbietet, weil er hier, so vermutet er, vor lauter Wohlergehenlassen nicht mehr zum Arbeiten käme.

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