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Hilfe für Ungeborene

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Siebzig Prozent der gesetzlich geduldeten Schwangerschaftsab- brüche erfolgen aus „sozialen Gründen“. Eine Stiftung zum Schutz des ungeborenen Lebens soll im nächsten Jahr mit einem Aufwand in der Höhe von 350 Millionen Schilling mithelfen, daß mehr Kinder das Licht der Welt erblicken und nicht zerstückelt im Abfalleimer einer Klinik landen. Hier handelt es sich nicht um eine österreichische Initiative, sondern um eine Ankündigung des deutschen Familienministers Heinrich Geissler.

Es gibt Grund zur Annahme, daß auch bei uns der weitaus größere Teil der auf 100.000 geschätzten Schwangerschaftsabbrüche ebenfalls aus „sozialen Gründen“ erfolgt, also einen finanziellen Hintergrund hat. In Österreich wurden bisher aus öffentlichen Mitteln die Familienberatungsstellen gefördert.

Nach Fragen des Komplexes Familienplanung und Empfängnisverhütung wird dort das Problem des Schwangerschaftsabbruchs am häufigsten vorgebracht. Es ist gut, daß 1984 die Zahl der Beratungsstellen erhöht wird.

Beratung vermag viel; oft genügt die Möglichkeit einer verständnisvollen Aussprache oder der Hinweis auf einen Ausweg, den unser, in materieller Hinsicht ohnedies weit gespanntes Netz der sozialen Sicherheit bietet, der aber dem Laien nicht bekannt ist.

Dieses auf den Normalfall abgestimmte Netz kann aber dem einzelnen Notfall oft nicht gerecht werden. In materieller Hinsicht können „Aktion Leben“ und Cari-^ tas nur geben, was sie durch private Sammeltätigkeit aufbringen. Das ist immer zu wenig, doch bietet sich bei dieser Arbeit die unschätzbare Möglichkeit, zum Umdenken in der Fristenlösung anzuregen, daß diese keine Lösung, sondern Vernichtung menschlichen Lebens bedeutet.

In diesem Zusammenhang ist es erfreulich, daß im Budget des Familienministeriums ein Ansatz von 30 Millionen Schilling aufscheint, und zwar „für Förderungszuwendungen an gemeinnützige Einrichtungen und für Familien, die durch Katastrophen oder ähnliche Ereignisse in Not geraten sind.“ Dieser Zielsetzung entspricht eindeutig die Verwendung dieser Mittel für flankierende Maßnahmen, wie sie bei Einführung der Fristenregelung in Aussicht gestellt wurden.

Pervers wäre es, sie zur Unterstützung eines Schwangerschaftsabbruches zu verwenden: ist doch dieser auch nach Ansicht der Anhänger der Fristenlösung, die schlechteste Form der Familienplanung und nach Überzeugung der Gegner ist er eine unverantwortbare Katastrophe.

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