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Kanzler in schwerer Zeit

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Als unmittelbar nach dem Wiedererstehen der Republik Österreich die provisorische Regierung gebildet werden sollte, da stieß die Ernennung von Julius Raab auf den Widerspruch der Besatzungsmacht. Raab war der letzte Handelsminister unter Schu-schnigg gewesen, war zeitweise führendes Mitglied der nieder-österreichischen Heimwehr-das schien den Sowjets genug Anlaß zur Ablehnung.

So widmete sich der Pionieroffizier des Ersten Weltkriegs, der den Zweiten in einer Baufirma überdauert hatte, dem Wiederaufbau der Wirtschaft, bis seine Stunde im Frühjahr 1953 gekommen war.

Acht Jahre lang lenkte Julius Raab als Bundeskanzler die Geschicke des Staates - acht Jahre, in denen mit dem Staatsvertrag Österreich endlich die Freiheit erhielt, die ihm seit 1945 versprochen worden war; in denen die Währung saniert, der Wiederaufbau abgeschlossen wurde; in denen Österreich den Vereinten Nationen beitrat und wieder international Anerkennung fand; in denen die Konkordatsmaterie mit dem Heiligen Stuhl und die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland erfolgreich geregelt wurden. Julius Raab stand am Beginn der Sozialpartnerschaft, die trotz mancher Schattenseiten Österreich von überflüssigen Konflikten freihielt.

1960 löste Alfons Gorbach Raab als Parteiobmann der ÖVP, 1961 auch als Regierungschef ab. Als ihn die Partei 1963 für die Bundespräsidentschaft kandidieren wollte, gehorchte er - schon von schwerer Krankheit gezeichnet. Julius Raab starb am 8. Jänner 1964. Österreich gedenkt seines hundertsten Geburtstags am 29. November.

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