7008187-1987_50_02.jpg
Digital In Arbeit

Kein Teufelspakt

Werbung
Werbung
Werbung

Er hat mit dem Teufel gespeist. So ungefähr scheinen rechtsextreme Kreise der USA die Begegnung ihres Präsidenten mit dem Generalsekretär der KPdSU empfunden zu haben. Das Stichwort dazu hat ihnen Ronald Reagan selbst geliefert.

Als ,JHeich des Bösen“ hat Reagan schon vor Jahren die Sowjetunion bezeichnet und dabei bewußt biblische Bilder aus der Geheimen Offenbarung beschworen: das vom Endkampf der Könige, die „mit der großen Hure Babylon Unzucht getrieben haben“ und die sich zum Schlußkampf der Geschichte auf dem Schlachtfeld Har-magedon versammeln...

So wortgetreu hat er die Bibel zwar nicht zitiert, aber das alles kann man von Har-magedon nicht wegretuschieren und sollte es.wohl auch nicht. Aber wenn man dann, statt auf einem weißen SDI-Pferd durchs All zu reiten, mit silbernem Kugelschreiber einen Raketenabschaffungsvertrag unterschreibt, müssen naturgemäß einige politische Fundamentalisten erschaudern.

Dem großartigen Darsteller Reagan wird es vermutlich schon noch gelingen, auch zwei Drittel der Senatoren ratifizierungsbereit zu stimmen, damit der Vertrag in Kraft treten kann. Aber die innenpolitischen Schwierigkeiten beweisen, daß am schwersten der Abbau selbstverfertigter Feindbilder ist.

Mit Predigten kommt man ihnen nur schwerlich bei. Außerdem braucht man sie bisweilen dringend zur Bestätigung eigener Identität.

Vor allem darf man sich damit nicht selbst eine Falle stellen, wie dies Reagan durch extreme Ideologisie-rung getan hat. Am besten bewältigt man Feindbilder, indem man sie in ihre Bestandteile zerlegt und damit ihrer scheinbaren Einfachheit entkleidet.

Kommunismus besteht aus vielen Facetten. Die sowjetische ist eine davon. Gorbatschow eine Unterabteilung — anders als Stalin, aber deswegen ist aus dem Wolf kein Schaf geworden.

Verträge muß man auch mit Staaten schließen, deren politisches System man ablehnt. Sie halten dann am sichersten, wenn beide Seiten davon profitieren.

Beim eben in Washington unterzeichneten INF-Ver-trag ist dies der Fall. Beide Seiten entlasten ihre Budgets, vor allem die Sowjets, und beide bleiben voll Verteidigung s fähig.

Das alles könnte Reagan überzeugender erklären, hätte er früher nicht blasphe-misch bramarbasiert. Nicht, was er heute tut, sondern was er gestern sagte, macht Kopfweh.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung