Europadämmerung

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Über die Krise und Schwäche des alten Kontinents.

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Über die Krise und Schwäche des alten Kontinents.

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Europa wird in nächster Zeit öfter zum Thema werden. Es steht aber zu erwarten, dass man das Thema verfehlt – nämlich zu manchen Details diskutiert, während Idee und Gebilde selbst in den Abgrund fahren.

Erstens müsste sich Europa in einer (wieder) kriegerischen Welt zurechtfinden. Das ist ungewohnt, nach einem Dreivierteljahrhundert Beinahe-Frieden. Bis zur Verteidigungsfähigkeit oder Kriegstüchtigkeit scheint es ein weiter Weg zu werden – wenn Europa sich nicht gleich „unterwerfen“ will.

Zweitens sind es nicht nur Angriffe von außen, sondern auch von innen. Es verstärken sich, quer durch die Länder, autoritäre Personen, Bewegungen und Parteien; hochgezüchtet von ignoranten „Leftisten“, die beharrlich das Thema Einwanderungsbeschränkung denen überlassen haben, die den „Volkswillen“ zu respektieren vorgeben.

Drittens werden die Populationen heterogener, der Anteil der „Nichteuropäer“ (im geistigen Sinne) nimmt zu. Das bewirkt Geschichtsverlust und Herkunftsignoranz. Mit Überraschung und Bestürzung nimmt man plötzlich nicht nur islamischen, sondern auch hausgemachten Antisemitismus wahr.

Viertens hat Europa geistig abgedankt. Es hat kein Bild mehr von sich selbst. Wirklichkeitsverlust, Faktenignoranz, geistig verwahrloste Aggressivität – auch und gerade in akademischen, künstlerischen, medialen Kreisen.

Fünftens schließlich wird Europa in diesem Zustand vom Rest der Welt, insbesondere den Ländern des Globalen Südens, offen verachtet. Der Westen ist kein Vorbild mehr, keine Zukunft. Europa ist schwach, Amerika im Abstieg. Die Länder orientieren sich um: China finden die Diktatoren der Dritten Welt ohnehin viel sympathischer als den lästigen Westen, dessen Bevormundung in Sachen Demokratie und Menschenrechte sie immer als nervig empfunden haben.

Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz.

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