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Sozialstaat in der Krise

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Das vielgerühmte österreichische Sozialnetz verbirgt sich hinter sperrigen Begriffen: Familienlastenausgleichsfonds, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Insolvenz-Ausfallgeld-Fonds. Ihnen allen ist eines gemeinsam: sie geben für ihre Leistungen mehr Geld aus, als an regelmäßigen Beitragszahlungen

- der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer - hereinkommt.

Bund 20 Milliarden Schilling beträgt heuer die Finanzierungslücke der genannten „Sozialtöpfe", die durch Kredite, Auflösung von Bücklagen oder aus dem Bundesbudget abgedeckt werden muß. Dabei ist die genannte Summe ein „Trinkgeld' im Vergleich zu den Pensionskosten: Mehr als 50 Milliarden Schilling wird der Staat 1994 zuschießen müssen, damit der prognostizierte Aufwand von 224 Milliarden Schilling für die Bezieher von Pensionen -rund ein Viertel der Bevölkerung

- abgedeckt werden kann.

Über eines sind sich die verantwortlichen Politiker im klaren: neue Sozialleistungen sind nicht finanzierbar, selbst die gegenwärtigen stoßen in absehbarer Zeit an die Grenzen der Finanzierbarkeit.

Es wäre höchst an der Zeit, daß sich die Verantwortungsträger - Begierung, Sozialpartner, Gebietskörperschaften

- zusammensetzen, um Nägel mit Köpfen zu machen. Gefragt sind „vernetzte Lösungen", nicht punktuelle Beformen wie Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen in dem einen oder anderen Tejlbereich. Denn schließlich werden alle Sozialleistungen, gleichgültig ob Pensionen, Gesundheitssystem, Arbeitslosenversicherung oder Familienleistungen, letztendlich von denselben Geldgebern bezahlt: von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Und wenn sie die notwendigen Mittel nicht sofort durch Sozialbeiträge oder Bundeszuschüsse aus dem Steuertopf bezahlen müssen, dann in einigen Jahren, wenn aufgenommene Kredite wieder zurückgezahlt werden müssen.

In Wahlkampfzeiten sind po puläre Versprechungen eher gefragt als vielleicht schmerzhafte Problemlösungen. Umso mehr müssen die Koalitionsparteien dazu gemahnt werden, der Bevölkerung bereits vor der Wahl reinen Wein über notwendige Beformen einzuschenken.

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