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Lucona: „Honette" Komplizen

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Der Lucana-Endbericht liegt vor. Der Nationalrat hat ihn diskutiert \md zur Kenntnis genommen. Also Schlußstrich drunter.

Ganz im Gegenteil. So einfach ist dieser kapitale Skandal der Zweiten Republik - gleichzeitig ein erschütterndes sozialistisches „Kron- prinzen-Drama“ -nicht abzuhaken. Mit seinem Endbericht hat der Lucona-Untersuchungsausschuß überaus solide Voraussetzungen geschaffen, die Konsequenzen unabdingbar machen.

An diesem Ergebnis des Untersuchungsausschusses haben zwei Parlamentarier maßgeblichen Anteil; Der ÖVP-Abgeordnete Ludwig Steiner, der souverän den Vorsitz geführt hat, und der Grün-Mandatar Peter Pilz, dem es gelang, Karten auszuspielen, die Zeugen mühsam im Ärmel versteckt zu halten versuchten. So wurde die Kontroll- funktion des Parlaments - zusätzlich zur Öffentlichkeit des Ausschusses, die sich fraglos bewährt hat - erstmals auch das Papier wert, auf dem sie steht. Was Regierungsmitglieder zuvor von parlamentarischen Kontrollrechten gehalten haben, von Anfragen etwa, wurde aufreizend offenbar: nichts.

Das, was beim Lucona-Skandal an „Privatisierung der Politik“ (Anton Pelinka), also an Dienst- barmachung des Staates aus Parteifreundschaft und Kumpanei für private Interessen bis hin zu kriminellen Zwecken - und es geht im Fall Lucona um Mord und Betrug -, durch höchste Repräsentanten und Spitzenbeamte dieser Republik ans Tageslichtkam, ist eroüchtemdund empörend. Manches erinnert an Nestroy: „Einverständnis muß sein, wenn es beim Betrug honett hergehen soll.“

Der Lucona-B ericht schont weder Politiker noch Beamte. Werden jetzt nicht im nächsten Schritt unmittelbar strafrechtliche und, politische Konsequenzen aus dem Bericht gezogen, ist diese Schonung fortgesetzte Komplizenschaft. Immerhin geht es um Amtsmißbrauch und falsche Beweisaussage, um Urkundenunterdrückung und Begünstigung.

Der Ausschuß hat die politische Verantwortung untersucht, Karl Blecha und Leopold Gratz haben vorweg Abschied nehmen müssen, die persönliche Verantwortung ist nun - wie auch bei anderen Involvierten - von der Justiz zu klären. Wobei auch das Kapitel „politische Verantwortung“ noch nicht abgeschlossen ist: Den ehemaligen FPÖ- Justizminister Harald Ofner „trifft die politische Verantwortung für den Gang des Verfahrens im Bereich der Justizbehörden und die dabei bewirkten Verzögerungen“ (Bericht). Eine unzweideutige Feststellung.

Welche Konsequenzen gedenkt Ofner daraus zu ziehen? Welche die FPÖ, die dem gemeinsamen Luco- na-Bericht, weil er ihr noch nicht klar genug war, die Zustimmung verweigert hat? Eine Nagelprobe dafür, wie man es selbst mit politischer Verantwortung hält, die man anderen vor hält.

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