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Schatten über China
Der Autor dieses Buches verbirgt sich unter einem Pseudonym: Verständlich, da die Aktivisten dieser hochbrisanten Geschichte — die in die mörderischen Kämpfe um Macht, um Machtbehauptung und Machtübernahme in der Ara Maos verwickelt waren — ihre Schatten und Reaktionen tief in die heutige chinesische Szenerie werfen.
Der mächtigste Politiker Chinas neben Mao, der designierte Nachfolger und Verteidigungsminister Lin Piao, war bereits vier Monate tot, als am 13. Jänner 1972 zunächst in führenden Parteikreisen verlautet wurde, er sei nach einer gescheiterten Verschwörung gegen Mao auf der Flucht in die Sowjetunion beim Absturz eines Flugzeuges über der Mongolischen Volksrepublik ums Leben gekommen.
Der Autor dieses Buches, das durchaus keine „Revolvergeschichte“ ist, sondern mit Maß und Umsicht und vielen kritischen Vorbehalten den ihm vorliegenden Berichten gegenüber versehen ist, verdient große Glaubwürdigkeit. So auch die Dokumentationshinweise im Anhang.
Das Zentralkomitee der chinesischen KP hat für die führenden Kader-Gruppen Materialien zur internen Einsicht veröffentlicht, die eine Geschichtsklitterung, also „Dichtung und Wahrheit“ enthalten, die zu entschlüsseln aber eine lohnende Aufgabe für Historiker darstellt.
Sehr eindrucksvoll die Schilderungen des Lebensstils der „herrschenden Klasse“ im heutigen China.
Dieses Panorama allein macht dieses Buch bereits lesenswert, zeigt seinen Rang an: Morde, Attentate, Intrigen, Machtkämpfe am laufenden Bande. Und doch keine Schauergeschichte, sondern Nachrichten über Entwicklungen im größten Reich der Menschheit.
DIE VERSCHWÖRUNG. Staatsstreich und Ermordung des Lin Piao. Von Yao Ming-le. Bertelsmann Verlag, München 1983. 276 Seiten mit 4 Abb., Ln., öS 273,60.
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