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Streit ohne Ende2.

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Für die politisierenden Priester in Nikaragua ist die Stunde des Hopp oder Drop gekommen. Weil Fernando Cardenal sein Erziehungsministerium nicht aufgeben will, hat ihn der Jesuitenorden kürzlich ausgeschlossen. Nun ist sein Bruder Ernesto, der Kulturminister, von seinen priesterlichen Funktionen entbunden worden. Botschafter Edgar Parrales hat um Laisierung angesucht, Maryknoll-Pater Miguel D'Escoto, der Außenminister, wird sich dieser Tage entscheiden müssen.

Daß diese Entscheidungen in einem Land, das Spitzenbegabungen erst in homöopathischen Dosen hervorbringt, nicht leicht sind, leuchtet ein. Deshalb wird man die Gewissensnot der Betroffenen zumindest nicht geringer einschätzen als die der Gesetzesanwender im Vatikan.

Aber nur Mitleid braucht man mit den Gemaßregelten auch nicht zu haben. Spricht aus ihren ständigen Hinweisen, sie dienten nur dem Volk und seien unentbehrlich, nicht doch auch ein gewisses Maß an Selbstüberschätzung? Könnte Gottes Geist, wenn er wollte, nicht auch in Ministern mit anderen Namen wehen?

Die Einmischung von Rom mag wehtun — sie ist kirchenrechtlich jedenfalls gedeckt. Völkerrechtlich nicht gedeckt ist dagegen die Unterstützung der von außen nach Nikaragua eingeschleusten Söldner, zu der sich US-Präsident Reagan auch in seiner jüngsten .ßotschaft zur Lage der Nation” erneut bekannt hat. Sein Ziel ist es, dadurch die Regierung der Sandini-sten zu einer Art relativen Wohlverhaltens zu bewegen.

Unverständlich bleibt für jeden, der den ausgebluteten Völkern Mittelamerikas endlich Frieden wünscht, warum Washington dasselbe Ziel nicht in Form eines internationalen Vertrages zu erreichen sucht.

Der Text eines solchen Paktes ist von der sogenannten Contadora-Gruppe (Mexiko, Panama, Kolumbien, Venezuela) schon einmal fertiggestellt und zunächst von Costa Rica, El Salvador, Honduras und Guatemala gebilligt worden. Als überraschend auch Nikaragua zustimmte, fanden die USA neue Haare in der Suppe und zwangen die lateinamerikanischen Staaten zu nochmaligen Verhandlungen.

Am 14. und 15. Februar steht eine solche neue Verhandlungsrunde über den geänderten Contadora-Text bevor. Es wäre — auch für die USA — kurzsichtig, die Chance nicht zu nutzen. Ehe die Probe aufs Exempel nicht gemacht ist, wäre es unfair, Nikaragua für paktunfähig zu erklären.

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