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Überhörte Lästige

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Der Tiroler Landesregierung steht ein sogenannter Naturschutebeirat zur Seite, ein Gremium von zehn Fachleuten, das die Funktion einer Entscheddungshilfe vor Durchführung entsprechender Projekte zu erfüllen hat. Gegen diese Einrichtung an sich wäre überhaupt nichts einzuwenden, sie ist im Gegenteil sehr zu begrüßen. Leider war Sie bisher nicht sonderlich wirkungsvoll. Denn trotz fachlicher Entscheidungshilfe wählte man in der Vergangenheit im Land Tirol meist die politische oder wirtschaftliche Lösung. Wenn sich diese Lösung mit den Ansichten der Entscheidungshelfern nicht deckte, so traf man eben eine „einsame“ Entscheidung. Die fiel dann eindeutig gegen die Natur aus. So war es zum Beispiel bei der Rodung eines Bannwaldes bei Kufstein. Die Bezirkshauptmannschaft,, hatte in diesem Fall auf Grund des Gutachtens der Bezirksforstinspektion die Rodung abgelehnt Das Amt der Landesregierung als zweite Instanz genehmigte darauf aus freien Stücken die Fällung der Bäume in einer Blitzentscheidung und einen Tag später lag der Wald bereits auf dem Boden. Solche Vorgangsweisen ließen sich serienweise aufzählen. Immer, wenn der Naturschutz lästig wurde, überhörte man ihn einfach. In weniger brisanten Fällen hingegen, durfte der Beirat in Aktion treten. So kann man darauf hinweisen, daß man doch Fachleute zu Rate ziehe.

Zur Zeit ist der Tiroler Naturschutzbeirat ohne Vorsitzenden. Der bisherige Spitzenfunktionär des Gremiums, Univ.-Prof. Fliri, hat nämlich sein Amt vor einiger Zeit zurückgelegt, als er merkte, daß der Protest des Beirates gegen die Umfunktio-nierung des Naturschutzgebietes Ahrntal in eine Mülldeponie für die Landeshauptstadt Innsbruck glattweg ignoriert wurde. Nun gibt es gewisse Initiativen, das Gremium wieder aufzuwerten: Der Beirat hat auch kürzlich den Entwurf für ein Tiroler Naturschutzgesetz gründlich überarbeitet. Im Herbst soll es den Landtag passieren. Ob man im Tiroler Landhaus überhaupt ernsthaft an einen wirkungsvollen Naturschutz irrteresseirt ist, ob man die Zeichen der Zeit begriffen hat und gewillt ist, danach zu handeln, Wird sich in den kommenden Monaten weisen Es wird davon abhängen, ob es gelingt, die Anschläge gewisser Interessens-gruppen gegen ein wirksames Gesetz abzuwehren, es wird aber auch davon abhängen, ob man sich dazu durchringen kann, dem Naturschutzbeirat erweiterte Kompetenzen, etwa ein Berufungsrecht, zuzugestehen. Bisherige Erfahrungen lassen an einen Gesinnungswandel auf diesem Gebiet bei den politisch Verantwortlichen Tirols allerdings zweifeln.

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