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Feierabend für Feiertage?

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Nichts gegen flexible Ladenschlußzeiten - Österreich war in diesem Punkt lange Zeit tatsächlich beschämend rückständig. Der nun spürbare Trend zum totalen Preisgeben von Feiertagen und womöglich sogar Sonntagen sollte aber nicht vorschnell als erfreuliche Entwicklung gewertet werden. Diesbezüglich sind nämlich auch ökonomisch - gesellschaftlich sowieso - erhebliche Zweifel anzumelden.

Was zeigen denn beispielweise jüngste Erfahrungen mit dem längeren Aufsperren an Wochenenden und am 8. Dezember? Die Einkaufszentren und Großmärkte, wo „Super -preise" geboten werden, belagert man, in anderen Geschäften läßt man sich vielleicht beraten, kauft dort aber wenig.

Ist bald Feierabend für Feiertage? Wer rund um die Uhr offen hält (oder produziert), hat einen Wettbewerbsvorteil und kann mehr verkaufen, lautet die Binsenweisheit. Wenn es aber alle tun, weitet man den Wettbewerb nur aus und gestaltet ihn noch härter. Die Kunden geben deswegen kaum mehr Geld aus, sie ändern höchstens ihre Einkaufszeiten und Einkaufsorte. Für Händler hingegen bedeuten längere Öffnungszeiten vermehrten Einsatz und höhere Kosten, echte Gewinne machen damit aber nur wenige.

Kann es im Sinn wirtschaftlicher Interessenvertretungen sein, wenn nur eine Minderheit ihrer Mitglieder von den neuen Bedingungen profitiert? Und wie groß ist der Profit wirklich? Stellt sich am Ende des Weihnachtsgeschäftes womöglich heraus, daß insgesamt kaum mehr als bisher hereingekommen, aber viel mehr investiert worden ist?

Ist ein solcher „Fortschritt" es wert, gefeiert zu werden? Und wann sollte man ihn überhaupt feiern, wenn es keine gemeinsamen Feiertage - weder religiöse noch profane für alle mehr gibt? Ist vielleicht Feiern in unserer Gesellschaft bald nur noch als Single-Beschäftigung denkbar?

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