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Erinnerungen eines Verlegers

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Reinhard Piper, München, erzählt Entstehung und Entwicklung seines Verlages. („Vormittag“, erschienen 1947, 445 Seiten mit 24 Bildern, „Nachmittag“ 1950, 580 Seiten mit 81 Bildern, beide Bände München, R. Piper & Co.) Von der Gründung, 1904, an hat er mit sicherem Wertgefühl Gewichtiges aus der Geisteswelt dargeboten: die großen Ausgaben von Schopenhauer (durch Paul Deussen), von Dostojewski, die Reden Buddhos, in Karl Eugen Neumanns Uebertragung, die Kunst der Romantik (durch Richard Benz) die antike Vasenmalerei (durch Ernst Buschor), dann aus der Gegenwart Werke des Romanisten Karl Voßler, des Philosophen Karl Jaspers, des Kunstforschers Wilhelm Worringer. Die französische Kunst des 19. Jahrhunderts bis Cezanne und Van Gogh, die des einsamen Hans v. Marres hat der Verlag durch Meier-Graefe vermittelt, die Schriften und Vorlesungen des großen österreichischen Kunstforschers Max Dvorak durch Prof. Swoboda und Johannes Wilde. Dann sind da die Bände mit Handzeichnungen der Meister

und die der Originale würdigen Piper-Druck.1. Wie dieses Riesenwerk unter Schwierigkeiten und Krisen der Zeit gewachsen ist, aber schließlich zum 70. Geburtstag auch wohlverdient gekrönt wurde durch die Ernennung Pipers zum Ehren-bürger der Universität München, das erzählt nun er selber, immer wieder köstliche Impressionen des Tages einflechtend, schildert auch seine Reisen von den Krimmler Tauern an bis nach Sizilien, immer s.< tatsachennahe, humorvoll ur 1 von weisem Sinn des Alters geleitet, so daß, wo immer man einen der Bände aufschlägt, unser Interesse gefesselt wird, besonders bei Gespräch:n mit Autoren, mit Barlach. Gulbransson, Kubin, Max Beckmann, Josef Weinheber (in Hofgastein). Dadurch aber, daß Piper den Leser gleichsam zum Mittun aufruft, zum Sammeln von Graphik, zum Selber-Zeichnen, zum bedächtigen Lesen und Kunstbetrachten, wirkt er hin auf geistig tätiges Erfassen edler Werte. Und im ganzen blicken wir auf eine abgeschlossene geistig reiche Epoche, deren positive Kräfte aus den Werken weiterwirken.

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