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In Innsbruck ausgestellt

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In der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikenanstalt zu Innsbruck ist gegenwärtig in der laufenden Woche ein großes Glasfenster zur Schau gestellt, das von Professor Albert Birkle für die National Cathedra! in Washington geschaffen wurde. Das Gotteshaus, für welches dieses Fenster bestimmt ist, befindet sich seit vierzig Jahren in Bau und wird nach seiner Vollendung die größte Kathedrale Nord- und Südamerikas darstellen. Dem Stil nach entspricht das Bauwerk der englischen Kathedralgotik und weist daher auch einen dementsprechenden akzentuierten und hohen Vierungsturm auf. Wenn man den weit zurückliegenden Baubeginn berücksichtigt, wird es verständlich, daß es sich hier um einen historisierenden Baustil handelt. Die Auftraggeber jedoch haben alles darangesetzt, sowohl den Bau selbst wie auch dessen Ausstattung vom materialmäßigen, handwerklichen und künstlerischen Standpunkt solide auszuführen. So wurden auch die Aufträge zur Anfertigung der Glasfenster an bedeutende amerikanische, französische und englische Künstler vergeben, und Professor Birkle ist nunmehr auch als erster Österreicher mit diesem Fenster zur Mitgestaltung des gesamten Bauvorhabens herangezogen worden. Da es sich bei der Kirche um ein Gotteshaus handelt, das simultan, also von den verschiedenen Religionsgemeinschaften, benützt werden kann, hat man diesem Umstand auch bei der künstlerischen Ausgestaltung Rechnung getragen. Birkle hat das „katholische“ Fenster geschaffen und im Gesprenge die päpstliche Tiara aufscheinen lassen. Das Fenster selbst ist waagrecht und senkrecht dreigeteilt und zeigt, den Wünschen der Auftraggeber folgend, in den mittleren Feldern den jugendlich dargestellten Thomas von Aquin, Augustin von Hippo und im Mittelfeld Gregor als Papst. Im unteren Bereich sieht man die Heiligen Bonifazius und Ignatius und als Hinweis auf das letzte Konzil die Kuppel der Peterskirche und Gestalten von Bischöfen. Professor Birkle hat sich bemüht, sich stilistisch de.m neugotischen Stil des Bauwerkes anzupassen und hat deshalb die Konzeption des Fensters dem Traditionellen stärker untergeordnet als es bei anderen seiner Arbeiten der Fall ist. Dennoch können die formalen Belange die gegenwärtige Kunstauffassung nicht verleugnen. In der Farbgebung, in der die blauen, gelben und roten Akzente vorherrschen, hat sich der Künstler wunschgemäß nach der Farbwirkung der Glasfenster von Chartres orientiert. Die erreichte Wirkung, die glühenden Farben und die klare zeichnerische Konzeption zeichnen dieses neueste Werk des in Salzburg lebenden Künstlers aus, der schon vielfach mit der Tiroler Glas-malereianstalt zusammengearbeitet hat.

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