Unser Freund ist Außenminister von Polen geworden. Keine andere als die furche-Re-daktion kann das mit Stolz und Freude so sagen. Ist doch Wladyslaw Bartoszewski, der Publizist, Historiker, von Nazis und Kommunisten Verfolgte, der kluge Botschafter seines Landes - als quasi-exilierter Gastprofessor in Deutschland und ab 1990 als Vertreter seines lange geknechteten Volkes in Wien - seit mehr als 30 Jahren unserer Wochenzeitung als Dialogpartner, Autor, Kommentator, Berater und liebenswerter Kollege verbunden.
Mit Stanislaw Stomma, Tadeusz Mazowiecki und Jerzy Turowicz begann er in den sechziger Jahren den so notwendigen und richtungweisenden Dialog mit Österreich und Deutschland. Die Furche unter Kurt Skalnik und die katholische Nachrichtenagentur „kathpress” unter Bichard Barta waren dafür Forum. Stets auf der Seite der Unterdrückten, Leidenden, Entrechteten, Ausgebeuteten und Verfolgten nahm sich Bartoszewski in einer Zeit, da ein unvorsichtiges Wort im Ausland schlimme persönliche Wirkungen in seiner Heimat haben konnte, vor den Freunden kein Blatt vor den Mund. Wer den jetzigen Außenminister dabei in voller Fahrt erlebte, wird die intellektuell und sprachlich brillante und in ihrer Deutlichkeit nichts vermissen lassende Abrechnung mit den Kommunisten nie vergessen.
Als Botschafter Polens nach der Wende, für die Leute wie Bartoszewski maßgebend waren, läutete . er gemeinsam mit Magda Vasaryo-va (CSFR/Slowakei), Denes Hunkar (Ungarn) und später Rudolf Filkus (Slowakei) eine neue Diplomatengeneration ein, die frischen Wind aufs Wiener Parkett brachte. Unkonventionell bis an die Grenzen des diplomatisch Möglichen setzte sich Bartoszewski mit den politischen Ereignissen seines Landes und Österreichs auseinander.
Die furche hat er nur einmal kritisiert: als wir nach der Umstellung im Herbst 1993 eine Fotomontage von Bartoszewski und Lenin anläßlich eines Symposions, das sich mit der Umgestaltung Osteuropas befaßte, brachten. Das war nicht nach dem Geschmack Bartoszewskis. Aber jetzt ist er Außenminister im Kabinett Jozef Oleksys.
