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Universitätsprofessoren wittern eine Gefahr für die akademische Freiheit und suchen im In- und Ausland nach Unterstützung.

Die akademische Freiheit in Österreich ist in Gefahr", titelt ein Schreiben, mit dem eine Gruppe rund um den Wiener Historiker Michael Weinzierl um Unterstützung gegen das "right-wing government" im In- und Ausland wirbt. In dem Schreiben sparen die Proponenten nicht mit Unterstellungen gegen die angebliche Absicht von Blau-Schwarz, mit einem neuen Universitätsgesetz eine "autoritäre Universität" errichten zu wollen. Die Professoren rund um Weinzierl beklagen sich über "Druck und Diffamierung" durch die Regierung und fordern die internationale akademische Gemeinschaft auf, gegen diese Entwicklungen zu protestieren.

Weiters wird die Abschaffung der Pragmatisierung beklagt, obwohl der Änderung des Dienstrechts nicht nur die Gewerkschaftsvertreter, sondern auch jene, die diesen Aufruf nunmehr unterschrieben haben, zustimmten. So viel zur akademischen Redlichkeit der Proponenten, die offensichtlich dort endet, wo es darum geht, der ungeliebten Regierung eins auszuwischen. Dass damit vor allem im Ausland ein falsches Bild von der Situation in Österreich gezeichnet wird, scheint dem steering committee (Lenkungsausschuss) egal zu sein. Vielleicht spekulieren einige mit der Skandalisierung dieses Themas, da ihnen eine rein sachliche und fachliche Betrachtung unangenehm wäre:

* weil nunmehr überfällige Reformen - an denen seit 1990 gebastelt wird - umgesetzt werden sollen;

* weil internationale Standards für Qualität und Leistung im universitären Bereich Pragmatisierung und liebgewordene Bequemlichkeiten ersetzen sollen. Das neue Gesetz sieht klare Entscheidungsstrukturen und klare Verantwortlichkeiten - wie international üblich - vor. Damit finden auch ausländische Forscher, die nach Österreich gerufen werden, jene Voraussetzungen vor, die international zu den Standards gehören.

Missbrauchte Freiheit

Die Autonomie der Universitäten ist seit 1990 erklärtes Ziel aller Regierungen gewesen, und auch die Rektorenkonferenz verlangt unter anderem wörtlich "weniger Regulierung, mehr Wettbewerb, stärkere Leistung, nach Kompetenz und Verantwortung differenzierte Mitbestimmung und strategische Zielvereinbarungen mit dem Staat". Die nun umzusetzenden Reformen werden seit Jahren diskutiert und gehen auf Ergebnisse der Arbeitsgruppen der Rektorenkonferenz zurück. Der zur Begutachtung versandte "Gestaltungsvorschlag" einer Arbeitsgruppe wird vom Ministerium mit den Betroffenen bis Ende November diskutiert. Aufgrund der einlangenden Vorschläge soll dann bis Ende Februar 2002 ein Gesetzesentwurf erstellt werden, der wiederum einem Begutachtungsverfahren unterzogen werden wird.

Nicht die Regierung setzt unter Druck, sondern eine Gruppe von politisch motivierten Pragmatisierungs-Nostalgikern diffamiert Österreichs Universitätspolitik. Der vorliegende Unterstützungsaufruf ist ein aktuelles Beispiel, wie die akademische Freiheit ungeniert für die Verbreitung von Unwahrheiten verwendet wird.

Der Autor ist Herausgeber der "academia".

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