Olympische Fahne statt Boykott

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Die Tibet-Proteste werden weitergehen - die exiltibetischen Gemeinschaften sind perfekt vernetzt und mit den Regeln der Medienwelt bestens vertraut. Außerdem wissen sie die Sympathie der internationalen Öffentlichkeit auf ihrer Seite und eine derartige Chance, die Besatzer unter Druck zu setzen, kommt so schnell nicht wieder. Solange das olympische Feuer in Peking brennt, müssen die Tibeter, ihre gerechte Sache ins olympische Licht stellen. Danach wird es wieder dunkel in China - für die Tibeter und die anderen verfolgten Gruppen.

Kardinal Joseph Zen hat bei seinem Besuch in Wien ein bisschen neidig die professionelle Medienarbeit der Falun Gong-Bewegung angesprochen - die Aktivisten dieser brutal unterdrückten Bewegung scharren genauso in den Kampagnen-Startlöchern wie andere Menschenrechtsgruppen. Der Sport wird bei diesen Spielen zur wichtigsten Nebensache degradiert. Wie in einem Brennglas fokussieren in Peking die Weltprobleme: irreparable Umweltverschmutzung, enthemmter Kapitalismus, mit Füßen getretene Menschenrechte … Und dass sich die Minderheiten in China wehren, haben sich die Chinesen selbst zuzuschreiben, verletzen sie doch die wichtigste Regel der Systemtheorie: Nur Vielfalt kann Vielfalt zerstören!

Ein Gesetz, an das sich schon die Sowjetunion nicht gehalten hat. Und so wie 2008 China wollte sich 1980 die UdSSR mit der Olympiade in Moskau als Musterstaat präsentieren. Nach dem russischen Einmarsch in Afghanistan boykottierten jedoch 64 Staaten die Spiele und gut ein Dutzend Nationen zogen mit der Olympischen Fahne ins Moskauer Luschniki-Stadion ein. Österreich marschierte damals leider hinter Rot-weiß-rot. Doch dieser Fauxpas lässt sich gut machen: Solange den Tibetern ihre Flagge verweigert wird, müssen alle anderen Staaten mit der Olympischen Fahne in Peking einziehen.

wolfgang.machreich@furche.at

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