Werbung
Werbung
Werbung

Das Bild beflügelte die (mediale) Phantasie: Helmut Kohl, Kanzler der deutschen Einheit, Enkel und Ebenbürtiger Konrad Adenauers, in (Beuge-)Haft? Solche Frage rührte Journalistenherzen zum Weiterspinnen: Nicht auszudenken, daß Kohl wie Egon Krenz, letzter DDR-Staatschef und bald prominester Häftling Deutschlands, hinter Gitter käme ...

Es darf beruhigt werden. Erstens muß Krenz seine mehrjährige Strafe noch nicht antreten (jedenfalls nicht vor Weihnachten). Zweitens ist "Beugehaft" weder formal noch politisch das richtige Mittel, um Helmut Kohl dazu zu bewegen, die Namen der anonymen Parteispender preiszugeben. Vor dem Untersuchungsausschuß des Bundestags zur Spendenaffäre muß Kohl außerdem erst Mitte 2000 aussagen.

Friedliche Weihnachten also für Kohl und die CDU? Wohl kaum. Des Ex-Kanzlers Verhalten ist ja bekannt: aussitzen und nur dann etwas zugeben, wenn es nicht anders geht. Schon beim letzten großen Parteispendenskandal war Kohl der Falschaussage beschuldigt und nur halbherzig exkulpiert worden. Unter diesen Auspizien steht der CDU einiges bevor.

Der Abgang Helmut Kohls im Herbst 1998 hatte Stil - so die verbreitete Einschätzung. Heute weiß man: Es war kein ganzer Abgang; Kohl sitzt nach wie vor im Bundestag und der CDU im Genick. Und "Stil" entdecken nur mehr wenige, zumal aus dem Kanzleramt zusammen mit der Kohl-Mannschaft auch Akten, die zur Aufklärung der Affäre hätten beitragen können, verschwanden. - Schon Großvater Adenauers Rückzug vor mehr als drei Jahrzehnten war ungeordnet. Der Enkel hält sich auch diesbezüglich an sein großes Vorbild. ofri

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung