Den Papst beim Wort nehmen

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"Der Papst hat's gesagt und also stimmt's: Muslime kennen nur Gewalt." Nicht nur in der muslimischen Welt sitzen die Menschen Verkürzungen auf. Missverstanden wurde Papst Benedikt XVI. auch im Westen. Je erregter der Protest in der muslimischen Welt, desto mehr schien sich zudem das Klischee der gewaltbereiten, intoleranten Muslime zu bestätigen. Mit der Morddrohung der Al Kaida scheint die Polarisierung komplett.

Das öffentliche Bedauern des Papstes ist wichtig, der Schaden bleibt vorerst. Ob beabsichtigt oder nicht, der Papst hat an der Schraube des Kulturkampfs gedreht. Wenn es lediglich um ein Beispiel ging: Konnte er nicht aus dem Fundus der eigenen Geschichte schöpfen? Oder aktuell sein: Den Völkermord in Uganda ansprechen, verübt von einer Kindersoldaten missbrauchenden "Army of the Lord"?

Braucht es, um dem säkularen Westen das Christentum schmackhaft zu machen, die schroffe Abgrenzung, ein Zitat, das von Populisten prompt als Beleg ihres Feindbildes Islam benutzt wird?

Als Muslime wären wir gut beraten, jene Fähigkeiten zur kritischen Reflexion zu zeigen, die der Papst zumindest in der Regensburger Rede missen ließ. Glaubwürdigkeit ist dabei auch eine Frage der Vermittlung nach außen. Ein Auftrag an die Medien, nicht nur brennende Fahnen, sondern auch flammende Reden für einen aufgeklärten Islam zu zeigen. Jenen Dschihad, der sich dafür einsetzt, eben diesen Begriff nicht in der Geiselhaft missbräuchlicher Verwendung zu ersticken. - Vernunft im Sinne argumentativer Auseinandersetzung wie im Koran in 25:52 als Dschihad angesprochen. Ohne durch genüssliches Aufzählen dunkler Kapitel katholischer Geschichte Blockbildung zu betreiben, den Papst einfach beim Wort nehmen: "Dialog der Vernunft".

Die Autorin ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

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