Grundkurs Weihnachten

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Was gilt es zu feiern, wenn es weihnachtet? Was mehr als die schwer zu datierende Geburt eines Kindes armer Eltern in einem Bethlehemer Stall? Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes "Weihnachten. Fest der Menschwerdung" stellen grundlegende Fragen und kommen zu Antworten fernab jeder Karl-Heinrich-Waggerl-Idylle. Ziel von Herausgeberin Christa Hellstern ist vielmehr, "dieses alte Fest ... mit neuem Leben und Sinn" zu erfüllen. Das anspruchsvolle Vorhaben scheint gelungen.

Den Beginn des Buches markiert der Blick auf die jährliche Datierung des Weihnachtsfestes. Dieses wanderte vom 20. Mai (wie im Ägypten des 3. Jahrhunderts) über den 28. März (nach den Berechnungen des Theologen Hippolytos) hin zum 25. Dezember, dem Geburtstag des römischen Sonnengottes "Sol invictus" - ein Datum, das die Christen Roms im 4. Jahrhundert bewusst als Feiertag ihrer wahren "Sonne" der Gerechtigkeit in Beschlag nahmen. Noch heute hat der Datumsdissens kein Ende, feiern doch die Christen des Ostens die Geburt Jesu als "Erscheinung" der Gottheit (Epiphania) am 6. Jänner. Als einigermaßen gesichert gilt lediglich die historische Datierung der Geburt Jesu zwischen sieben und vier vor unserer Zeitrechnung.

Auch die Überlieferungen des Weihnachtsgeschehens sprechen verschiedene Sprachen: Die Evangelien nach Matthäus und Lukas sowie das außerbiblische Jakobusevangelium und der Koran legen ihr Augenmerk auf den königlichen, den messianischen oder auch nur den prophetischen Jesus. Die kirchliche und philosophische Lehre über den Sohn Gottes schließt die erste weihnachtliche Annäherung des Buches ab.

Was bedeutet aber Gottes Menschwerdung für den Einzelnen? Christa Hellstern sieht die Herausforderung in der "ungeheuren Dynamik des Lebens und der Liebe", die uns die Inkarnation Gottes näher bringe. Ebenso müsse sich die Erlösung des Menschen im Miteinander niederschlagen, sei doch Weihnachten auch "das Fest unserer Menschwerdung und unserer Humanisierung".

Nach Einblicken in das "Geheimnis der Geburt" und das Phänomen der göttlichen Menschwerdung in anderen Religionen kommt schließlich die Feier dieses Ereignisses zur Sprache: Riten, Dichterstimmen, Hymnen und natürlich Lieder beenden den Geschenkband traditionell. Die insgesamt 14 Kapitel sind gemeinsam mit zahlreichen farbigen Abbildungen nicht nur ein ansehnliches Präsent. Sie klären vor allem die theologische, philosophische und existenzielle Brisanz des Weihnachtsfestes. Wohltuend, wie gesagt.

Weihnachten. Fest der Menschwerdung. Hg. von Christa Hellstern. Verlag Styria, Graz 2000. 144 Seiten mit 16 Farbbildern, geb., öS 350,-/e 25,44

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