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Überschuß unter Kontrolle

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Wer die Verhältnisse in der EWG, in die Österreich wieder aufs neue drängt, kennt, muß feststellen, daß in der Alpenrepublik das Überschußproblem zwar nicht gänzlich bewältigt, aber wenigstens unter Kontrolle gebracht wurde. In der EWG aber lagern Milchprodukte im Werte einer Jahresproduktion, in Österreich beträgt der Buttervorrat etwas mehr als einen Wochenbedarf.

Die preispolitischen Maßnahmen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft zeigten gerade im Jahre 1969, das im Zeichen eines Wandels in der Produktionsstruktur stand, den agrarpolitisch erwünschten Erfolg.

Die Verengung der Preisrelation zwischen Brot- und Futtergetreide führte zu einer beträchtlichen Ver-

minderung der Weizenanbaufläche und einer Erhöhung üei Futtergetreideflächen. Die Weizenanbaufläche verringerte sich von 1966 bis 1969 von 313.812 ha auf 286.470 ha. Die größte Zunahme weist die Maisanbaufläche auf, die sich in den letzten Jahren um 61.835 ha auf 117.152 ha vergrößerte. Insgesamt nahm die Brotgetreidefläche um rund 24.000 ha ab, die Futtergetreidefläehe aber um 82.000 ha zu.

Diese betriebswirtschaftlich mögliche und agrarpolitisch wünschenswerte Produktionsumschichtung äußert sich auch in der Marktleistung. Während im Jahre 1967 noch 753.000 t Weizen auf den Markt kamen, waren es 1969 nur noch rund 645.000 t.

Beim Futtergetreide ist die Entwick-

lung noch augenscheinlicher. Im Durchschnitt der letzten Jahre mußte Österreich rund 500.000 t Futtergetreide importieren, heuer ist fast keine Einfuhr mehr notwendig.

Mehr Fleisch

Um den steigenden Milchstrom in die Molkereien einzudämmen, setzte die Agrarpolitik preis- und absatzpolitische Maßnahmen, über die sich zwar die Bauern — zum erstenmal in der Republik — ihren Zorn auf der Straße abreagierten, die sich aber letztlich doch als richtig erwiesen. Das Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft empfahl die Verringerung des Milchkuhbestandes durch vermehrte Jungrinderaufzucht und gewährte eine Kälbermastprämie.

Der Krisengroschen wurde im Vorjahr empfindlich erhöht, heuer aber wieder auf 7 g/1 gesenkt Schon im Jahre 1968 verminderte sich der Rinderbestand, hauptsächlich durch die Abnahme weiblicher Tiere, um fast 47.000 Stück auf 2,433.000 Tiere. Diese Tendenz setzte sich auch im Jahre 1969 fort, genaue Zahlen liegen aber noch nicht vor. Auf absatzpolitischem Gebiet wurde die Milchwerbung intensiviert, die Qualitätsbezahlung eingeführt und eine Novellierung der Gewerbeordnung zur Erleichterung des frinkmilchverbrauches vorgenommen.

Die Auswirkung dieses Maßnahmepakets ist durchaus positiv: Die Milchmarktleistung verringerte sich, verglichen zu 1968, heuer um 2 Prozent auf 2,05 Millionen Tonnen. Die Schlachtrinderproduktion stieg aber auf rund 160.0001.

Der Trinkmilchverbrauch, in den meisten europäischen Staaten rückläufig, nahm in Österreich sogar leicht zu und betragt rund 705.000 t, der Butterverbrauch erhöhte sich 1969 auf 39.500 t, der Käseverbrauch auf 27.000 t.

In der Strukturpolitik...

... wurde das Gesetzespaket 1967 (Siedlungs-Grundsatzgesetz, Güterund Seilwegegesetz) durch die Errichtung eines „Bäuerlichen Besitzstrukturfonds“ ergänzt, ein modernes Landpachtgesetz geschaffen und schließlich das schon lange fällige Gesetz zur Schaffung der Bauernpension verabschiedet. Zwischen 1966 und 1969 wurden im Rahmen der Besitzaufstockungsaktion beim Bundesministerium für

Land- und Forstwirtschaft 20.250 ha Fläche für 6680 Landwirte aufgekauft und ihre Betriebe um rund 3 ha vergrößert. Hiezu bewilligte der Bund 454,7 Millionen Schilling zinsverbilligte Darlehen. Eine aktive Strukturpolitik kann aber nur in dem Maße wirksam werden, als frei werdender Boden zur Verfügung steht.

Die agrarpolitische Bilanz 1969 ist also durchaus positiv.

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