Aida im Amphitheater von Verona. Am Tag zuvor entfloh Kapp- ler dem Gefängnis in Rom. In der Pause verkündet der Lautsprecher in drei Sprachen eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer der Geiselerschießungen. Die Stille endet in Rufen „Tedeschi fuoril - Deutsche hinaus“. Das Spiel geht weiter: Triumphzug - Rhadames an der Spitze der äthiopischen Gefangenen - zwergenartige, dunkelhäutige Lemuren, wie einst Mussolini die abessinischen „Untermenschen“ präsentiert hat- und auf die Frage des Königs nach seinem Wunsch als Siegespreis: „Gebt die Gefangenen frei!“ Und niemand
DER UNVERFÜGBARE GOTT. Von M er endino. Biblische Erwägungen zur Gottesfrage. Düsseldorf, Patmos-Verlag, 1969, 156 Seiten. 8* („Dialog mit Gott“).Vom Lebensgefühl unserer Zeit ausgehend, die Gott nicht mehr dort ansiedelt, wo menschliches Wissen und Können versagt, interpretiert der Verfasser, ein anerkannter Bibelwissenschaftler, in diesen gedruckten Exerzitienvorträgen an Hand von Texten aus Exodus und Deutero-jesaja das alttestamentliche Gottesbild: Heilsgeschichte als Geschichte des persönlichen Gottes mit dem Menschen ist die leibhaftige Selbstaussage des transzendenten Gottes
WAS GEHT MICH MEIN NACHBAR AN? Von Josef Spielbauer. Chancen und Forderungen des Wohnviertelapostolates. — Lahn-Verlag, Limburg, 1967. 120 Seiten. (Offene Gemeinde. 1.)Das Buch will eine Art „Handbuch“ für das Wohnviertelapostolat sein.Nach einer theologischen Grundlegung an Hand der Konzilstexte des Vaticanum II, werden konkrete Weisungen und Anregungen für die praktische Durchführung dieses Apostolates gegeben wobei der größte Wert darauf gelegt wird, daß das Wohnviertelapostolat nur unter der Führung und auf Anordnung des Klerus ausgeführt werden darf. Wenn man aber bedenkt,
WELTKIRCHE IN AKTION. Von Sepp S chelz. Ein Bericht über die Weltkirchenkonferenz in Uppsala 1968. — München und Hamburg. Siebenstern Taschenbuch Verlag 1968. 157 Seiten. (= Siebenstern-Taschenbuch 131.)Ein in die Themenkreise und Probleme der Weltkirchenkonferenz hineinführender Bericht, der vor allem erkennen läßt, daß das Bekenntnis der Kirchen zum Dienst in und an der Welt nicht nur ein Lippenbekenntnis sein darf, sondern der Taten bedarf, wenn es glaubhaft sein soll. Was die Welt eigentlich von den Christen hält, hat die Kirchenkonferenz in einem Arbeitsausschuß so formuliert:
DIE SCHÜTTELREIMER. Bericht über eine Reimschmiedezunft. Von Manfred Hanke. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart.Müssen wir Ihnen erst erklären, was ein Schüttelreim ist? Ein Vers- paar, bei dem durch Umstellen, Schütteln der Anfangsbuchstaben der letzten reimenden Wörter die Wirkung eines Wortspiels entsteht. Manfred Hanke erläutert das in literarischen Theorien und an unzähligen hervorragenden praktischen Beispielen. Aber in demselben Stuttgarter Verlag ist gleichzeitig ein Buch „Schüttelreime“ von C. Palm. Nesselmanns erschienen, das eine maßlose vergnügliche Fülle desselben
Hamlet. Ein Sommernachtstraum. Von William Shakespeare. Deutsch von Theodor v. Z e y n e k. „Stifterbibliothek“, München-Salzburg-Wien (Wilhelm Braumüller) 1953.Es ist ein literarischer Sonderfall, daß die Werke eines Autors, hier: Beethoven-, Goethe- und Shakespeare-Studien eines hohen Militärs, erst nach seinem Tode (1948) bekannt werden. Von den 37 Bühnenwerken Shakespeares liegen nunmehr „Hamlet“ und „Sommernachtstraum“ vor. Beide überraschend biegsam und glatt, mit nur ganz wenigen Härten. Ein weiter Schritt über Schlegel-Tieck hinaus die „Entrüpelung“ der
Das Thema von Adelsstolz und Bürgertugend in Georg Kaisers ironisch-selbstironi- scher, eia Vierteljahrhundert alter „K o 1- portage“ bat uns nicht mehr viel zu sagen, da wir uns längst daran gewöhnt haben, Angehörige einst regierender Häuser höchst bürgerlichen Berufen nachgehen zu sehen. Darum hebt die Regie Paus Barnays und besonders das. mit verdientem Sonderapplaus bedachte Bühnenbild Gustav Mankers mit Recht die Komödie in die Sphäre des Grotesken, Unwirklichen, des „surrealistischen“ Schwankes. Allerdings fallen dadurch die schon im ursprünglichen Text recht schwachen
G. B. Shaw hat seinerzeit seinem „Major Barbara’“ eine „Erste Hilfe für Kritiker“ vorangestellt, in der er auf seinen literarischen englischen Stammbaum, sozusagen auf seine geistige Autarkie pocht und sich dagegen verwahrt, allh Gefolgsmann von Schopenhauer, Nietzsche und Ibsen gewertet zu werden. Zweifellos mit Recht, und doch trifft mau den Kern des nacht leicht zugänglichen Stückes wohl am ehesten, wenn man es ein Stüde um Nietzsches „Willen zur Macht“ nennt, in dessen geistesgeschichtUche Nähe es eindeutig gehört. Denn um die Macht geht es hier, um die Macht über die
Bruno Schupplers Komödie „Junger Herr von vierzig Jahren“ — letzte Sommerpremiere des Akademietheaters — spielt in einer Welt, die es nicht gibt, nie gab und die hierzulande doch eine psychologische Realität ist: in jenem Traum-Österreich, das ein Teil der jüngeren Generation nach den Jugenderinnerungen ihrer Eltern und nach Schnitzler, Bahr und Hofmannsthal gebildet hat. Elemente echten Rück- erinnerns und Einfühlens, eine durch zwei Weltkriege doch nicht ganz unterbrochene seelisch-geistige, in der Atmosphäre wie im Blut liegende Überlieferung, dazwischen die unausrottbaren
„Eine große katholische Stimme ist verstummt”, schrieb das kommunistische Parteiorgan „L’Humaniti” zum Tod von Georges Bemanos, und die gaullistische Zeitung „Combat” schloß den Nachruf mit den Worten: „Er war ein freier Mensch”. In seltsamer Einmütigkeit und echter Trauer vereinten sich so die Stimmen aus allen Lagern am Grabe dieses unabhängigen Einzelgängers, der zu Lebzeiten stets unbekümmert seine Angriffe nach rechts und links — und besonders gegen die Mitte — geführt hatte. War nicht vielleicht überhaupt das Wesen dieser markanten und doch nicht leicht zu
Eine „Festwoche des sowjetischen Kulturfilms“ vermittelt dem Wiener Publikum die Kenntnis verschiedener „populärwissenschaftlicher Filme“ — diese von den Russen selbst verwendete Bezeichnung trifft am besten Wesen und Zielsetzung der Produktion. Technische Verbesserungen und Erfindungen, die eine Produktionssteigerung im Rahmen der Fünfjahrespläne ermöglichen, neue Methoden des Getreidebaues, der Fischzucht usw. nehmen einen breiten Raum ein. Der Film über einen modernen Kurort am Kaukasus zeigt eindrucksvoll die Vorliebe der zeitgenössischen russischen Architektur für
„Einen Jux willersich machen“ — wir empfinden kaum mehr, welch eigenartiger, ja fast unmöglicher Titel das ist, so wie etwa der Name „Grillparzer“ niemandem mehr komisch vorkommt als den Kindern, die ihn zum erstenmal hören. Der Vergleich ist nicht so abwegig, wie er ausschaut. Ist doch der „Jux“, Nestroys Meisterwerk, heute ein — nicht nur im Sinne des Hausknechts Melchior — „klassisches“ Werk. Wie bei einem Klassiker tut einem daher auch jede Streichung richtig weh und wenn eine Pointe ^verlorengeht, was bei der Aufführung im Bürgertheater leider öfter vorkommt, so
Theater, ob ernst, ob heiter, ist immer “ „Spiel“, ist Verzauberung und zugleich Erlösung der Realität durch die bunte Scheinwelt der Phantasie. Wo dieses theatralische Grundelement vernachlässigt wird, sei es zugunsten einer allzu naturalistischen „Lebenswahrheit“, einer klassizistisch-feierlichen, die antiken Vorbilder meist mißverstehenden Farblosigkeit, oder aber auch zugunsten einer philosophischen Abstraktion, da droht immer Verarmung, Öde und Erstarrung. Besonders im Wiener Theater aber ist “die Freude an dem bunten Spiel der Phantasie der eigentliche Nährboden für
Seit vor nunmehr achtzig Jahren die französische Dichtergruppe der „Parnassiens“ den Schlachtruf „L'art pour l'arc“ erhoben hat, ist die am sich schiefe Fragestellung nach dem Vorrang der tendenziösen oder tendenzlosen Kunst immer wieder in endlosen Diskussionen erörtert worden. Die gerade in den letzten Jahrzehnten von den verschiedensten Bewegungen in allen Ländern an die Künstler herangetragenen Forderung, ihre Kunst in den Dienst eines Parteiprogramms zu stellen, sich ideologisch „auszurichten“, „einzuordnen“ oder zu „engagieren“, hat bei den ernsten Künstlern wie
Auf die bittere Medizin deprimierender Nachtstücke und Moritaten, die die Wiener Theater dem sich heftig sträubenden Publikum zu Beginn der Spielzeit einflößten, folgt jetzt die fürsorglich bereitgehaltene Entschädigung: englische „Muffins“, amerikanische „Candy“-Stangen und Wiener Nußkipferln. Und wenn eine bösartige Kritik auch feststellen muß, daß die etwas altbackenen „Muffins“ nicht richtig serviert sind, daß die süße „Candy“-Masse zähe an den Zähnen klei>t, ja, daß selbst bei den Nußkipferln wohl ein paar Nüsse schon ein bisserl ranzig waren, so
Der Zufall hat in der vergangenen Woche zwei Wiener Theaterpremieren — „J o h n Gabriel Borkman“ von Ibsen in der „Insel“ und „Romeo und Jeannette“ von Anouilh im Akademietheater — nebeneinandergestellt, die im Gemeinsamen wie im Unterscheidenden zu ernstem Nachdenken über den Weg anregen, den der europäische Geist in den letzten fünf Jahrzehnten durchmessen hat. Nicht nur gewisse thematische Übereinstimmungen — der Kampf zweier ungleicher Schwestern um einen Mann oder der Gegensatz der Lebensauffassung von Vater und Sohn — verbinden die Werke des großen Norwegers und
Die neue Spielzeit beginnt mit schwachbesuchten Vorstellungen. Die Auswirkungen der Teuerung und das langanhaltende Schönwetter mögen ihre Hand mit im Spiele haben sowie die verständliche Abneigung des Publikums gegen Problemstücke, die immer wieder eine ja schon unseren Alltag bedrückende Ruinenwelt auf die Bühne bringen. Die Theaterkonjunktur der Kriegsjahre und des ersten Nachkriegswinters scheint jedenfalls schon in eine fast ebenso sagenhafte Ferne gerückt wie jene Glanzzeit des Wiener Theaters im Vormärz, da Grillparzer und Hebbel, Halm und Bauernfeld, Raimund und Nestroy in
Franz Theodor Csokor hat uns einst im „3. November“ gezeigt, wie am Ende des ersten Weltkrieges die vom Offizierskorps vertretene Völkerfamilie des Habsburgerreiches durch das Schicksal auseinander- und gegeneinander getrieben wird, so daß am Ende die beiden Kriegskameraden und Blutsbrüder, der Kärntner und der Slowene zu mordendem Kampf gegeneinander antreten müssen. Ähnlich braust nun im „Verlorenen Sohn“, den uns das Burgtheater bringt, der Sturm des zweiten Weltkrieges über eine abglegene dalmatinische Insel hin, greift in die Gemeinschaft einer Sippe und treibt deren
Der breitangelegte epische Charakter, der einen großen Teil der Literatur Amerikas und daneben auch die künstlerisch wertvollsten Schöpfungen seiner Filmproduktion auszeidinet, ist wohl aus der landschaftlichen Gestalt des ungeheuren Kontinents, aus den „weiten, offenen Räumen“ erwachsen, und dieses weitgespannte epische Lebensgefühl der jungen amerikanischen Literatur finden wir auch in dem Stück des bedeutendsten zeitgenössischen Dramatikers der Neuen Welt, in Eugene O'Neills ,Ah, Wilderness“, mit dem das Volkstheater die Saison eröffnet. Felix Braun hat kürzlich in einem