Was Österreich nicht schafft, gibt es in Äthiopien und Burkina Faso:
inklusive Schulen, wo Kinder und Lehrer - ob hörend oder nicht -
Gebärdensprache lernen.
GESELLSCHAFT • Lernbehinderte Menschen stoßen mit ihren emotionalen und sexuellen Bedürfnissen oft an Grenzen. Was möglich wäre, zeigt das Institut Hartheim.Goldene Eheringe, mit der Kutsche ins Schlosscafé und Spalier-stehende Gäs-te: Reinhard und Andrea (Namen von der Redaktion geändert) haben am 7. Juli 2006 in einer Kapelle geheiratet. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Ausflug. "Ich habe sie gefragt, ob sie einen Freund haben will“, erinnert sich der 57-jährige Reinhard. "Und sie hat gesagt: Ja, eigentlich schon.“"Ich wollte einfach einen Menschen an meiner Seite
Sind Supermärkte für Arme eine geniale Idee, weil sie soziale Not und Lebensmittelüberschüsse gleichzeitig reduzieren? Oder zementieren sie unwürdige Zustände ein? Ein kleiner Überblick.Sozialmärkte gelten als Erfolgsmodell: Firmen werfen weniger Nahrungsmittel auf den Müll, ärmere Menschen können günstig einkaufen. Und ihre Zahl nimmt zu: Mittlerweile gibt es laut RegioData 40 Sozialmärkte in Österreich. Doch die Medaille hat zwei Seiten: Probleme wie Überproduktion und Armut werden nicht an der Wurzel gepackt. "Prinzipiell gehen sie auf die Not ein, es wäre zynisch, das nicht
Amani Abuzahra kämpft gegen das Schubladendenken und engagiert sich für den Dialog: als Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft, als Philosophin - und als Mensch, der sich in mehreren Kulturen zu Hause fühlt."Das passt irgendwie zur Zeit um Weihnachten“, meint Amani Abuzahra lachend, als man sie auf ihre Kleidung anspricht. Sie trägt ein leuchtend rotes Kopftuch und ein dazupassendes Kleid. Ihre Lederstiefel sind aus der "Schuhwerkstatt Waldviertler“ aus Schrems. Die 29-jährige Philosophin aus Amstetten lässt sich nicht gerne in eine Schublade stecken.
Rund 200.000 Menschen - 90 Prozent davon Frauen - leiden in Österreich unter Essstörungen. In der Linzer Mädchen-WG "Kaya“ werden Betroffene bei ihrer Rückkehr in den Alltag begleitet. Ein Lokalaugenschein.Heidi Klum schaut streng. Dramatische Musik untermalt ihren Auftritt. Zwei Freundinnen müssen vor der Jury antreten: "Gina-Lisa, Sara, wir alle haben in euch Potenzial für diesen Job gesehen.“ Klum macht eine bedeutungsschwere Pause. "Ihr habt euch verbessert, angestrengt, ihr habt euch beide entwickelt. Aber leider eine mehr als die andere.“ Die Kandidatinnen brechen in Tränen
Wie erleben Kinder die Alkoholkrankheit eines Elternteils? Eine Betroffene spricht über die Omnipräsenz des Bieres, über Charakteränderung, (falsche) Toleranz und nötige Prävention.Der Vater von Nina G. (29) starb vor einem halben Jahr an den Folgen seiner Alkoholabhängigkeit. Heute engagiert sich die Kindergärtnerin beim Österreichischen Blauen Kreuz, einer Organisation für Alkoholkranke und ihre Angehörige. Im Gespräch mit der FURCHE erzählt sie von ihren Erfahrungen.DIE FURCHE: Wie haben Sie die Alkoholkrankheit Ihres Vaters erlebt?Nina G.: Es war für mich als Kind normal,
Der deutsche Soziologe Michael Hartmann hat die Rolle der Privatschulen bei der Eliten-Rekrutierung erforscht. Ein kleiner, internationaler Überblick.Michelle Obama ist ein gern zitiertes Beispiel für Aufstieg. Schwarz, weiblich und arm: quasi drei Mal im Nachteil. Die First Lady - in South Side Chicago in einfachen Verhältnissen aufgewachsen - sei ein "product of public school“, ist auf der Website des Weißen Hauses zu lesen. Nicht ganz so prominent platziert ist die Tatsache, dass Obama wegen ihrer großen Begabung Stipendien für die Eliteuniversitäten Princeton und Harvard bekam,
Die Aussicht, ihr Kind ohne Vater aufziehen zu müssen, hat Marlies Salchegger während ihrer Schwangerschaft in eine tiefe Krise gestürzt. Doch die "Bindungsanalyse“ hat ihr Mut gemacht, Ja zu sagen. Nun möchte sie andere Frauen mit dieser Kurzzeittherapie unterstützen.Im Hintergrund spielt ein Akkordeonspieler. Er geht von Tisch zu Tisch am gut besuchten Yppenplatz in Wien-Ottakring. Matti schaut ihm fasziniert zu. Er ist müde, aber vor den Augen des einjährigen Kindes passiert zu viel, um einfach einzuschlafen. Seine Mutter trinkt Cappuccino und freut sich, dass er so brav
Kochen und Essen als Reduktion auf das Wesentliche, als spirituelle Übung: Das Kochbuch "Meisterliche Zen-Rezepte. Achtsam kochen, lustvoll genießen“ kann dabei behilflich sein. Die rein vegetarischen Gerichte von Salaten bis Kuchen stammen von Christof Zirkelbach, der gemeinsam mit Barbara Proske die Küche am "Benediktushof“ in Holzkirchen bei Würzburg leitet. In diesem früheren Benediktinerkloster aus dem 8. Jahrhundert wurde 2003 vom Benediktiner und Zen-Meister Willigis Jäger ein "Zentrum für spirituelle Wege“ eröffnet. Jäger, der im März 87 Jahre alt wird, hat 2009 die
Früher hat Karl Rabeder Wohnaccessoires verkauft und damit Millionen verdient. Heute verkauft er seine Expertise in Sachen Bescheidenheit und Glück."Ich trage eigentlich keine Anzüge mehr. Typisch für mich sind nun karierte Hemden.“ Karl Rabeder posiert in der prunkvollen Hofburg dennoch im feinen Anzug. Nach Wien kam er nur zur Verleihung des "Life goes on“-Preises in der Kategorie Courage. Sonst würden ihn keine zehn Pferde dazu bringen. "Eine Stadt ist nicht lebenswert. Es ist nebelig, saukalt, bei mir zu Hause scheint die Sonne. Warum tun sich so viele Menschen das freiwillig
Brot bleibt eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Nach dem Siegeszug von Brotfabriken entdecken die Konsumenten den Wert kleiner Bäckereien neu.Kein Lebensmittel ist so wesentlich wie Brot. Und doch ging in den vergangenen Jahren die Back- und Brotkultur zunehmend verloren. Bäckereiketten mit hunderten Filialen verdrängten kleine Bäckereien, Brot und Gebäck begannen überall irgendwie gleich zu schmecken. Doch es regt sich Widerstand, bei den Konsumenten und bei den Bäckern."Ich bin immer der Nase nach. Der Duft von frischem Brot hat geführt. Backen Sie das hier?“ Der Kunde kommt aus
Nach vielen Jahren der Suche und Bestimmungslosigkeit ist Ulli Klepalski endlich angekommen: Oft ausgehend von Literatur kreiert die Wiener Künstlerin Malerei, Rauminstallationen und Collagen. Ihr Motto: "Was Wörter sagen, erzählt mir ein Bild.“"Verschiedene abgebrochene Studien, mehrere abgebrochene Berufe im In- und Ausland, schreibendreisend-suchend.“ So beginnt die Kurzbiografie über die Wiener Künstlerin Ulli Klepalski in einer Broschüre mit ihren Werken. Eine erfolglose Suche nach Identität und Halt wird in Lebensläufen heutzutage gerne verschwiegen. Ein, zwei Jahre Sinnsuche
Franz Lorenz war einer der letzten Lastenträger im Alpenraum. Dann hat ihm das Schicksal eine Last aufgebürdet, die selbst für ihn schwer zu tragen war: den Tod seiner Frau und seiner schwangeren Schwiegertochter bei der Lawinenkatastrophe von Galtür.Die Lawine kam in der Abenddämmerung. "Ein Rauschen, ein dumpfes Geräusch, danach Stille. Dann hörten wir die Sirenen wie früher beim Fliegeralarm“, erzählt Franz Lorenz. Die Dorfbewohner liefen zu den verschütteten Häusern, mit bloßen Händen und Schaufeln begannen sie zu graben. Auch Lorenz schaufelte verzweifelt. Wo einst das Haus
In Tschetschenien wurde sie verfolgt, in ihrem Zufluchtsland Österreich von ihrem Ehemann geschlagen und in der Straßenbahn nicht selten angepöbelt. Doch die vierfache Mutter Zarema Sulajewa hat hartnäckig ihr Glück gesucht - und es beinah gefunden.Als sie mit ihrer Kinderschar die 56 Quadratmeter kleine Wohnung bezieht, schauen die Nachbarn verwundert. Auch Zarema Sulajewa wundert sich: In ihrem Heimatland Tschetschenien würde man die Neuen zum Tee einladen. Aber die junge Frau wartet nicht ab, sondern versucht von sich aus, den Hausbewohnern ihren Schock zu nehmen. Sie kauft einfach
Die Stadt Pripyat in drei Kilometer Entfernung vom Atomkraftwerk Tschernobyl war einst eine Luxussiedlung. Seit 1986 ist es eine Geisterstadt. Reportage aus der Strahlenzone.Die Palmkätzchen blühen. Es ist totenstill. Die evakuierte Stadt Pripyat, nur drei Kilometer vom Reaktor entfernt, ist eine Geisterstadt: überall Staub, Schutt, zerbrochene Fenster, Glasscherben, Möbelreste, alles ist dem Verfall preisgegeben. Was wertvoll war und von den Bewohnern in der Eile zurückgelassen wurde, haben Plünderer mitgenommen. "Nicht auf das Moos treten! Es ist sehr schmutzig“, warnt Führer Denis
Ihre Stimme ist Noemi Fischers größter Schatz. Mit ihrer Stimme und ihrer Kunst kreiert die Schauspielerin und Regisseurin Gegenwelten zum oft absurden Alltag - und will daran erinnern, was den Menschen essenziell zum Menschen macht.Noemi Fischer spricht. Und dieser Stimme kann man sich nicht entziehen. Ihre Sprache, die Modulation, die feinen Nuancen zeigen die enormen Möglichkeiten der Sprechstimme. Sie spricht mit der Kraft des Beckenbodens. Denn dort sitzt das Potenzial der Stimme. Dass diese kräftige Stimme von einer kleinen, zarten Frau kommt, würde man nicht vermuten. Aber die
Die albanische Generalstaatsanwältin Ina Rama ist wegen ihres Vorgehens gegen korrupte Politiker schwer unter Druck geraten – aber sie fühlt sich nicht bedroht und gibt nicht auf. Das Gespräch führte Eva Maria BachingerIn Albanien versucht Generalstaatsanwältin Ina Rama, hart durchzugreifen: Korruption und organisiertes Verbrechen erschweren den Weg Albaniens in die Europäische Union. Rama schreckt nicht davor zurück, auch Minister wegen Amtsmissbrauch anzuklagen. Doch trotz Unterstützung der EU und der USA sind andere Kräfte offenbar noch stärker, der Druck ist groß: Die
Gesine Schwan, SPD-Präsidentschaftskandidatin, über den Fall der Mauer, die Vorurteile der Westdeutschen gegenüber der DDR und ihren Bürgern und die wachsende Verbitterung der Bürger in Ostdeutschland. Das Gespräch führte Eva Maria BachingerGesine Schwan im Gespräch mit der FURCHE über die Fehler der Wiedervereinigung, das geschichtliche Erbe des geteilten Deutschland und die Herausforderungen für die SPD.Die Furche: Wo waren Sie, als die Mauer fiel?Gesine Schwan: Ich war in Berlin und mit einem privaten Problem beschäftigt. Mein Mann war schon länger krebskrank und ist kurz danach
Träger, die das schwere Gepäck von Bergtouristen auf die höchsten Gipfel der Welt schleppen, werden oft ausgebeutet. Touristen sollten besser auf die Arbeitsbedingungen der „Sherpa“ und Bergführer achten. Träger und Führer sind meist auf Trinkgelder der Bergsteiger angewiesen – vielfach undurchsichtige Strukturen für ausländische Touristen.Ab 4200 m fällt das Atmen schwer. Die Luft wird zunehmend dünn. Die Bergsteigtouristen gehen zehn Schritte und bleiben wieder stehen, verschnaufen. Minutenlang. Roman Ngowi wartet geduldig und reicht eine Wasserflasche. Doch die irische
Ein maritimer Teufelskreis bedroht die Korallenbestände im Indischen Ozean: Die Überfischung der Meere führt dazu, dass der Seeigel keine natürlichen Feinde mehr hat. Zu viele von ihnen sind aber verheerend für die Riffe.Tauchermaske, Flossen, Badehose in die Tasche und ab geht’s zum weiten, noch menschenleeren Sandstrand bei dem kleinen Dorf Paje auf Sansibar. Es ist frühmorgens. Der 61-jährige Fischer Ibrahim wartet in seinem kleinen Dau, ein Holz-Katamaran nach arabischer Bauart. Die Brandung tost hinter dem Riff, das einen Kilometer vom Ufer entfernt ist. Bis dorthin ist das
Sterben ist eine Phase des Lebens. Würdevolles Leben im Sterben ist besser möglich, wenn der Mensch darin Unterstützung erfährt.Die Wände der Station sind mit Bildern der Patienten gestaltet. Aus dem Badezimmer tönt Musik und es duftet nach Aromaölen. Die Patienten dürfen ausschlafen, sie können essen, wann sie wollen und Besuche den ganzen Tag über empfangen. Die Angehörigen können bei ihnen bleiben. Eine Frau, krebskrank, mit einem bösartigen Tumor im Gehirn, hat Mandalas ausgemalt. Leuchtende und intensive Farben, dann düstere, dunkle Farben, kurz vor ihrem Tod hat sie nur
Hemayat, ein Therapiezentrum für Folteropfer in Wien, versucht seit 1995 den psychischen und physischen Folgen von Folter zu begegnen. Hemayat bedeutet Unterstützung und Schutz. Siroos Mirzaei, Arzt im Wiener Wilhelminenspital und Ulrike Dollak, Psychologin und Psychotherapeutin, gehören zum Team der Helfer.die furche: Wie helfen Sie?Siroos Mirzaei: Im Asylverfahren wird oft ein medizinisches Gutachten über Foltertraumata verlangt. Wir überprüfen, ob es noch Nachweise von Folter gibt, ob die Angaben des Asylwerbers vom medizinischen Standpunkt her glaubwürdig sind. Bei
Unter mühsamsten Bedingungen haben die Menschen ihr ausgebranntes Heimatland Afghanistan verlassen. In Österreich beginnt dann das lange, zermürbende Warten auf Asyl.Herr A. aus Afghanistan heißt mich willkommen - im Notquartier, eingerichtet vom Evangelischen Flüchtlingsdienst (efdö) in der Wiener Grimmgasse. A. ist seit März 1999 in Österreich. Seine Flucht hat 20 Tage gedauert. 8.000 US-Dollar hat er für einen Schlepper bezahlt. In Herat, im Nordwesten Afghanistans hat er mit Jugendlichen einen asiatischen Kampfsport trainiert. Anhänger der Taliban warfen ihm vor, dass er Leute,
Ob Terroranschläge, Erdbeben oder Flüchtlingsströme: bei der Katastrophenhilfe ist eine perfekte Organisation und Logistik notwendig. Soforthilfe allein reicht dennoch oft nicht aus. Gerade in der internationalen Entwicklungshilfe bedarf es nachhaltiger Projekte.Tausende Verschüttete, verzweifelt suchende Angehörige, erschöpfte, hilflose Helfer: Die verheerenden Terrorattentate in New York City machen die Herausforderungen im Katastrophenfall deutlicher denn je. Die Koordination von hunderten Einsatzkräften bei der Bergung der Opfer und bei der medizinischen und psychischen Versorgung