Wir können sagen, daß Geschäftsethik eine Selbst-berühmung moderner Körperschaften ist - deshalb, weil die Körperschaftsfunktionäre für sie das Vermögen der Aktionäre opfern.” Oder: „Wenn Menschen von Eigen nutz getrieben wären, würde die ganze menschliche Rasse zusammenarbeiten, es gäbe keine Kriege, Armeen, Bomben mehr. Selbstsucht ist als erleuchteter Eigennutz zu verstehen. Vieles, das als Idealismus auftritt, ist fehlgeleiteter Haß oder Machtliebe. Wenn Moralregeln perverse Wirkungen erzielen bei hohen Werten, können sie nicht auch verderblich sein im gewöhnlichen
Einerseits gebührt der Wirtschaft alle ernste Zuwendung, weil die Menschen von ihr leben. Andererseits verdient sie Mißtrauen, weil sie unredliche Machenschaften und epochale Fehlentwicklungen zumindest zuläßt, wenn schon nicht begünstigt, sie jedenfalls nicht in sich ausschließt.Die Retonung liegt auf „in sich“: weil alle volks- und betriebswirtschaftlichen, Rilanz- und Steuervorgaben stets nur über die Abstraktion von ziffernmäßigen Geldeinheiten vermittelt werden, das hinter ihr konkret ablaufende Geschehen der Reliebigkeit überlassen - wenn nur die Vermögens- und
Manager können von Jesus lernen. Die amerikanische Unternehmerin Laurie Beth Jones meint sogar, in dem Nazarener eine moderne, charismatische Führungspersönlichkeit zu entdecken.
Frappierender Zusammenfall: In der Zeitschrift „Ordensnach-ricKten" 1996/1 vom März 1996 findet sich ein Aufsatz des Kapuzinerpaters Anton Rotzetter über neue Profilierung der Orden mit den Aussagen: „Erfindung einer völlig anderen Ökonomie! Einfrieren der wirtschaftlichen Wachstumsprozesse ... ,Arbeit für alle' wird es nie mehr geben! Der Mensch definiert sich nicht durch Arbeit, sondern ... durch die Erfülltheit der Existenz angesichts eines Sinnhorizontes. Die industrielle Entwicklung mußte sich den Menschen, der sich durch Arbeit definiert, erst einmal schaffen, um ihn
Ja wirklich, „Gott läßt sich erfahren" - im zeilenweisen Mitdenken und Mitfühlen der Sätze dieses Buches, denn genaueste Güte spricht aus dieser ernsthaften, liebevollen Anrede eines Siebzigjährigen, der Krieg, Gefangenschaft, Berufung, Studium, Pfarrseelsorge, höchste Diö-zesanfunktionen und bisher 15 Jahre Bischofsamt in klarer, frommer Geistigkeit bestanden hat. Schon nach den ersten Seiten wird der Leser von tiefem Vertrauen zu diesem Hirten erfüllt: sorgfältig wird er zwischen allen Versuchungen an jene echte Gotteserfahrung herangeführt, die sich dem gegenwartswachen,
Häme zwischen unverzichtbaren Kräften: „Literatur und Kritik” IV/1995 geißelt ebenso unwiderlegbar wie unwillig Joseph P. Strelkas Österreichische Literaturtheorie, weil er der aktuellen Szene nicht gerecht wird, etwa mit einem Celan-Zitat die „Konkrete Lyrik” relativiert. Tatsächlich liegen sogar zwei neuere Bücher Strelkas vor.„Literatur und Politik” bietet auf 229 Seiten mit 332 Fußnoten zwölf Kapitel, davon sieben allgemeine Darstellungen und fünf auf Autoren bezogene. Insgesamt werden 255 Schicksale teils kurz mit Quellen, teils in langen Abhandlungen unter
Die Welt ist keine Gleichung, sondern ein Gleichnis”. Dieses Re-kenntnis eines graduierten Chemikers wird einem sterbenden Medizinhistoriker im letzten Prosastück des neuesten Buches („Der Pfauensommer”) von Franz Richter (siehe auch Seite 22) in den Mund gelegt.Franz Richters herzzerreißende Rescheidenheit veranlaßte vor sieben Jahren Edwin Haiti nach Erscheinen des Buchs „Spaltklang - Roman vom Erbteil Europa 1933-1955” zur Formulierung in der Presse, „man muß den Spaltklang, diese erschütternde Insiderstory, für ihn verlautbaren!” Jenes Werk eines Vielgeprüften, das im
Cilia, Krankenschwester im Wiener AKH, erwartet von einem Arzt ein Kind. Dieser will es abtreiben lassen. Mit Selbstmordgedanken zieht sich Cilia auf die Turracherhöhe zurück und beginnt dort über traumatische Wanderungen mit ihrer Selbstfin-dung. Ihr Weg zum Ja zum eigenen und dem Leben des Kindes ist auch als Befund über den heutigen Menschen zu lesen.
Der neue Roman des 74jährigen Ernst Vasovec ist ein Opus mag-num - nicht nur was den Umfang betrifft, Matthias Mander, selbst bekannter Romancier, versucht sich diesem Werk auf ungewöhnliche Weise anzunähern.
Urban Vorhofer heißt der Held des neuen Romans „Der Sog“ von Matthias Mander (Verlag Sty-ria, Graz). Gedanken Vorhofers aus verschiedenen Teilen des Buches hat der Autor auf Bitte der FURCHE zu einem einheitlichen Ganzen verdichtet: Botschaft eines bedeutenden Schriftstellers zu Weihnachten 1989.Unauflösbare Botschaft dieses uralten, aberfrisch verletzten Kruzifixus von Gemona!Mit beiden Händen versuchte Vorhofer das Würgen in seinem Hals zurückzupressen. Weihnachten sei das Fest der Unberechenbarkeit Gottes und es gäbe keinen Punkt der Demütigung, zu dem er sich nicht niedergebeugt
Ich habe Euch in diesen letzten sonnigen Herbsttagen des Jahres 1989 selbst gesehen. In Schlangen vor Fleischerläden, Pulloverver-kaufspulten, Tankstellen, aber auch vor Zeitungsständen, Buchhandlungen ! Und zur Sieben-Uhr-Sonntags-Frühmesse - in allereinfach-ster Baracken-Kirche auf staubigem Platz zwischen vielen Hochhäusern - habe ich Euch herbeiströmen gesehen (im Fußgänger-ström habe ich die Kirche gefunden), den Raum dicht füllen (links neben beim Beichtstuhl eine eingerahmte Fotografie des ermordeten feschen jungen Priesters Popielusz-ko); händefaltend weit um die Eingänge
Was hatte Vorhof er zwischen 24. November und 24. Dezember getan? Wie immer: sich mit langem, unsichtbarem Gestänge gestelzter Wörter die Leute vom Leib gehalten - Polizisten, Journalisten, Gremialfunktionäre, Betriebsräte, das ganze Geschiebe der Untergebenen , die seine Ernennung vom Vize zum Präsidenten voraussahen. Doch die ihnen unbekannte gedruckte und geritzte Drohung VORHOFER ALS NÄCHSTER kündigte vielmehr seine Ermordung an...Mit gespreizten Halbsätzen die Leute vom Leib gehalten, und vielleicht doch irgendeine tief hinter aller Betulichkeit lauernde, schürfende, endgültige
Kunst verweist auf unsere Herkunft aus dem Unverfügbaren, wörtlich also: aus Tiefen, vor denen die Fugen nicht abzudichten sind. Kunst führt zu den Wurzeln unserer Identität, im glücklichsten Fall ist sie selbst diese Wurzel: dort, wo Wirklichkeitserschließung, Wahrheitsahnung, religiöses Gerufensein und kunstvolle sprachliche, gestische, formvollendete Antwort ineinan-derwirken.Diesen Auftrag gefährdet der Künstler an den Grenzen seinerProfession dann, wenn er über sein Zeugnis des gestaltenden Transzendierens hinaus das Formale mit Stoff füllt und dabei durch inhaltliche Selektion
Das 1985 für Veranstalter, Vortragende, Zuhörer und Diskutan-ten eindrucksvoll abgelaufene „Österreichische Autorentreffen“ in Marburg an der Lahn hat außer den zahlreichen Erinnerungen und inneren Spätfolgen nun auch eine äußere, handhabbare, nachlesbare Frucht gezeitigt: auf 165 gediegenen Seiten haben der so verdienstvolle und weltoffene Leiter des Marburger Literaturvereins Ludwig Legge und der Germanist Wilhelm Solms alle Vorträge und Lesungen versammelt und so genau aufbereitet und mit persönlichen Angaben versehen, daß dieses schöne Buch eine gründliche, hohe
Schändung von Kindern -nunmehr amtlich geschätzt. Die Zahlen sind erschreckend. Nur: Darf sich eine Gesellschaft, die Permissivität kultiviert, guten Gewissens ereifern?
Johannes hörte im Gefängnis von den Taten Christi: Der Ankündiger und Bekenner, der Erleider bittersten Unrechts im Kerker des Herodes hörte von den Heilstaten dessen, den er pries.Die von Jesus Uberzeugten, die von ihm selbst Beglückten, Erleuchteten, Erlösten ließen sich auch durch die Verwirrungen in den der Kreuzigung und Auferstehung folgenden Jahren und Jahrzehnten nicht von der Wahrheit abbringen, die sie erlebt hatten: In seinen Worten war Heil. Seine Botschaft gab inneren Frieden, begründete Glück und Befreiung.Die zunächst verlorene Schar, der nach weltweitem Ermessen kein
Das Angebot des VOEST-Be-triebsrats vom 18. September 1986, anläßlich der für 1. November 1986 vorgesehenen Arbeitszeitverkürzung auf 38,5 Wochenstunden (beziehungsweise bei einer weiteren Verkürzung auf 37 Wochenstunden) auf Lohnausgleich zu verzichten — was einer Lohnkürzung um 3,9 Prozent entspricht — ist epochal!Daß er darüber hinaus die von der Gewerkschaft für die Metallarbeiter geforderten 4,5 Prozent Istlohnerhöhung aussetzen will, um damit den Mangel an Konkurrenzfähigkeit zu bekämpfen undArbeitsplätze zu retten, bedeutet, daß erstmals realistische und marktkonforme
In besonders einnehmender AllArt lud Bundesminister Moritz für den 7. April über die österreichische Gesellschaft für Literatur zu einem Zusammensein unter Vorsitz von Wolfgang Kraus ins Wiener Cafe Landt-mann. Von Jeannie Ebner, Hans Weigel, Ilse Tieisch, Milo Dor bis Peter Marginter, Roman Rocek, Ernst David, Ernst Hinterberger, Michael Scharang reichte das Spektrum der etwa fünfzig Gekommenen. Sie hatten zwar einander viel Persönliches zu erzählen, vermieden aber im Dialog mit dem Regierungsmitglied jedes substantiell künstlerische oder kulturprogrammatische Thema zugunsten
Der Bitte der FURCHE, meine spontanen Gedanken über Jesu Verlassenheits-Schrei am Kreuz zu formulieren und dabei das Bewußtsein aus ökonomischem Wissen und Industriedienst einzuschließen, komme ich pflichtschuldig, aber nur mit dem Vorwort nach, daß mich außer tiefer Liebe zum Stifter unserer Religion nichts zu solcher Ausdeutung meines Credos befugt.Unmittelbar nach seiner Taufe im Jordan und dem vierzigtägigen Fasten mit der dreifachen Versuchung, seinen Genius in den Dienst immanenten Stolzes zu stellen, begegnete Jesus über Vermittlung Johannes des Täufers seinen ersten Jüngern.
Die Blumentröge am Geländer der Gänserndorfer Exnerbrücke enthielten jetzt im Juli dieses Hitzejahrs nur noch vertrocknetes Blattwerk.Frau Harich und Zwigott hatten schon den zweiten Schnellbahnzug unter ihrem Brückenplatz da-vonsausen lassen. Harich hatte sich vom Computer alle bisher in den gespeicherten Textelementen erfaßten Personen- und Ortsnamen ausdrucken lassen. Eine Textanalyse mit Angabe der Satzlängen, der Abstände zwischen den Themenwechseln, der häufigsten Hauptwörter sowie der Stoffüberschneidungen lag vor. Die meistgebrauchten Wörter waren Ebene, Licht, Hitze,
„Alles scheint zu sein, was es scheint”, dieser Satz aus einem in der zehnstündigen Non-Stop-Le-sung zwanzig österreichischer Schriftsteller vorgetragenen Text Elfriede Czurdas bezeichnet treffend jenes seltene Gefühl tieferer Bindungen, das die tausendjährige Fluß-, Terrassen-, Kirchen-und Universitätsstadt Marburg ihren dichtenden Gästen vermittelte. Von Friederike Mayröcker zum Hotelfrühstück eine Vitamintablette angeboten zu erhalten, Barbara Frischmuth Gastfreundschaft für ihren zwölfjährigen Sohn im Fall ihrer Vortragsreisen anzubieten, den stark hustend seine
Nach dem Verstummen Frau Harichs hörten die beiden das Säuseln, das stetige Pfauchen und Heulen des nun spätnachmittags aufgekommenen Westwinds. An den Fenstervorsprüngen, den Antennenträgern, den Turmkanten entwickelten sich unablässig vielfach verschlungen, an- und abschwellende, aufsteigende und plötzlich abreißende, halblaute Dauertöne. Zwigott empfand diese nach der drängenden Stimme seiner Kollegin als erholsam. Ein mächtiger, aufgelockert fliegender Vogelschwarm umkurvte das Gebäude, ließ sich von den Mauern teilen, ganze Vogelketten drehten seitlich ab, einzelne stießen
Der unserem Dasein gebotenen Reifung und Läuterung genügen die existentiellen Prü-raquo; fungen — Einsamkeit, Unwissenheit, Müdigkeit, Sterblichkeit. Die sozialen Leiden — Armut, Rücksichtslosigkeit, Feindschaft, Krieg — sind durch den Einsatz geistiger und leiblicher Arbeit zu beheben.Dieser Organisationsauftrag ist von der Theologie bis zur Ökonomie verbürgt, noch längst nicht erfüllt, und bietet zahlreiche Ansätze für seine Weiterführung. Gefährlicher für diese Arbeit als Mangel an Wissen und Mitteln sind Zielunklarheit, Zweifel an der Sinnhaftigkeit.Die vielfach
Er schaut auf das noch sonnenbestrahlte UNO-Gebäu-de jenseits der Stadtpfanne am Horizont, das seinen Blipk über Wien begrenzt; noch nieTiat er es so, umrahmt von Föhrenwipfeln, gesehen. Auf den Fenstern des rotierenden Restaurants im sehe-- menhaft den Abenddunst durchstoßenden Donauturm blitzt für jeweils eine Sekunde die sich wiederholende Spiegelung der Abendsonne auf, die hinter ihm über der Kuppe des Hochbergs schon versunken ist. Gelten diese silbrigen Pfeile in seine Pupillen als Morsezeichen aus der letzten Finsternis, als Tod, der ihn scharf ins Auge faßt?Drei Jahre hat er mit
Die Fronten zwischen Beförwortern und Gegnern unseres Industriesystems scheinen sich zu verhärten. Gespräche über die Grundlagen der Wirtschaft werden schwierig. Matthias Mander, als Autor des Romans „Der Kasuar" international bekannt geworden, versucht eine Brücke zu schlagen.
Die FURCHE veröffentlicht den A nfang und den Schlußteil aus dem Referat, das der Autor anläßlich des Mu-sil-Symposions (12.-14. Mai 1980) in Wien gehalten hat.7M-J wanzig Jahre nach der Archivierung eines ersten Musil-Textes aus dem Wiener Kurier - „Die Reise vom Hundertsten ins Tausendste” -, siebzehn Jahre nach der Lektüre der Tagebuchauszüge im Suhrkamp-Verlag, sechzehn Jahre nach Studium der Rowohlt-Monographie von Wilfried Berghahn und zehn Jahre nach Erstlektüre des „Mannes ohne Eigenschaften” bin ich zu persönlicher Berichterstattung gefordert. Ich genieße zwar diesen
Die ersten Reaktionen auf den demnächst im Verlag Styria erscheinenden Roman „Der Kasuar” von Matthias Mander (Pseudonym eines 46jährigen Industriemanagers) deuten auf ein literarisches Großereignis hin. Der hier abgedruckte Teil des Buches kann zwangsläufig nicht dem gesamten Werk gerecht werden, das in einer Vielfalt verschiedener Stile ein komplexes Bild unserer Welt, insbesondere der Industriewelt, zeichnet.