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Wählen mit 16? Das ist beschlossene Sache, doch die Kommentatoren betrachten es miesepetrig. Weil man für vieles noch nicht zur Verantwortung gezogen werden kann und weil 16-Jährige als politikdesinteressiert gelten. Aber sind das beschämend viele Erwachsene nicht auch? Muss das ewig so bleiben? Und resultiert das nicht aus einer Politik, die sich um die wahlentscheidende Gruppe der Alten, aber kaum um die Jungen schert? Das hat übrigens dazu geführt, dass die Gewerkschaftsjugend zwar seinerzeit für Pensionistenrechte demonstriert hat; aber junge Aufmüpfige, die für ihre eigenen Anliegen eintreten, muss man mit der Lupe suchen.

Weil es den Jungen so unglaublich gut geht, sagen die Alten. Aber das stimmt nur bedingt: Natürlich droht ihnen nicht, in einen Krieg ziehen zu müssen - und materiell leben viele im Luxus (wenn auch oft nicht in Geborgenheit). Trotzdem macht vielen Jungen die Zukunft Angst. Ihre Chancen, die Eltern materiell zu überflügeln, stehen gar nicht gut. Am Arbeitsmarkt wartet (noch) niemand auf sie, viele finden sich auf Jahre hinaus in prekären Arbeitsverhältnissen. Familien sind brüchiger geworden - das schreckt auch vom Kinderkriegen ab.

Jetzt entrüsten sich gerade alle über das "Komasaufen". Doch niemand fragt wirklich, was für Jugendliche zu tun wäre. Wenn diese aber eine (wenn auch kleine) Wählergruppe sind, muss man sich um sie auch mehr kümmern. Gut so! Umgekehrt sollte man in der sechsten Klasse Gymnasium dann aber nicht nur Gedichte von Andreas Gryphius lesen, sondern auch über Demokratie und Politik diskutieren. Engagierte Lehrer tun das schon jetzt, aber längst nicht alle. Wählen mit 16 ist eine Chance: Dass sich Politiker engagieren und Jugendliche die Politik entdecken.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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