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Monströs belanglos

In einem heruntergekommenen, verwinkelten Wohnhaus findet sich Heimkind Rudi, inzwischen 17, ein. Er kehrt nach Hause zurück, will in die Arme seiner Mutter, die aber weder warm, noch wartend sind. Und der eigentümliche, sozial nicht sonderlich geübte Junge wird nicht nur zufällig in ein Film-Casting geraten, sondern auch unvermutet zum Mörder. Ein Vater-Sohn-Drama nimmt seinen Lauf. Kornél Mundruczós Festwochen-Gastspiel von 2009, "Das Frankenstein-Projekt“, läuft nun als Filmversion an. Die gewählten Metaphern sind alles andere als frisch: Bei seiner Frankenstein-inspirierten Arbeit dirigiert Mundruczó seine Figuren größtenteils durch eine zerfallende Baracke, mein Haus, mein Seelenzustand. Über die Ursache ihrer Verrohung wird geschwiegen, was aber doch die beklemmende Atmosphäre unterstreicht. Was ich säe, das ernte ich, der Mensch kann mit dem von ihm erschaffenen "Monster“ einmal mehr nicht umgehen, es ist das alte Motiv ins heutige Ungarn übersetzt. Mundruczó hat schon weitaus subtiler gearbeitet ("Szép napok - Schöne Tage“) … (Nicole Albiez)

Tender Son - Das Frankenstein Projekt

H/D/A 2010. Regie: Kornél Mundruczó. Mit Rudolf Frecska, Kornél

Mundruczó. Poool. 105 Min.

Die Tochter namens Wahrheit

Drei ehemalige Mossad-Agenten haben in John Maddens Thriller "Eine offene Rechnung“ zu begleichen: Nachdem Rachel, David und Stephan Mitte der 60er-Jahre bei ihrer Mission scheitern, einen ehemaligen NS-Kriegsverbrecher aus der DDR zu entführen und nach Israel vor Gericht zu bringen, erhalten sie 30 Jahre später (unfreiwillig) die Gelegenheit, ihren "Cold Case“ zum Absch(l)uss zu bringen. Man muss schon zwei Mal hinsehen, wenn im Abspann die Namen des Autoren-Duos Matthew Vaughn und Jane Goldman ("Kick-Ass“) über die Leinwand flimmern. Die beiden liefern mit "Eine offene Rechnung“ eine reife Filmvorlage ab: Vom Kalten-Krieg-Retrocharme bis hin zu einem intelligent gesponnen Täter-Opfer-Geflecht beinhaltet der Film alle Zutaten für ein Geheimdienstdrama mit Tiefgang - moralische Fragen inklusive. Nicht zuletzt dank des gut gecasteten Ensembles (allen voran Helen Mirren als in die Jahre gekommene Agentin) hebt sich "Eine offene Rechnung“ angenehm vom genreüblichen Action-Einerlei ab, und zeigt, dass die Wahrheit tatsächlich eine Tochter der Zeit ist. (Jürgen Belko)

Eine offene Rechnung (The Debt)

USA 2010. Regie: John Madden. Mit Helen Mirren, Ciarán Hinds, Jessica

Chastain. Universal. 113 Min.

Eine irisch-schwarze Lachnummer

Galway an der irischen Westküste ist nicht gerade das urbane Zentrum der Grünen Insel. Aber auch bis nach dorthin können die Probleme der Großstadt reichen: Ein internationaler Drogentransport soll nahe der Stadt anlegen - deshalb hält sich FBI-Agent Wendell Everett (Don Cheadle) in der gottverlassenen Gegend auf. Sehr zum Missfallen des eigenwilligen Polizei-Sergeanten Gerry Boyle (Brendan Gleeson), der seine eigenen Vorstellungen von Recht und Ordnung - und vor allem eine Schwäche für käufliche Liebe hat.

Ausgehend von dieser Kombination aus irischem, aber trocken-humorigem Landei und besserwissenden US-Polizisten lebt John McDonaghs rabenschwarze Thriller-Komödie "The Guard - Ein Ire sieht Schwarz“. Was das Hauptdarsteller-Duo da an zynischer Weltsicht und gleichzeitiger Herzenswärme verbreitet reicht für kurzweilige und rigenelle 96 Minuten.

Das Strickmuster obergescheiter, studierter Ermittlungs-Profi versus vermeintlich trotteliger Dorfpolizist ist zwar nicht neu, wird aber in diesem rasanten Plot mit durchaus sozialkritischer Note zum fast reinen Filmvergnügen. Und dass der "Gescheite“ hier ein Schwarzer und der "Blöde“ ein Ire ist, verleiht "The Guard“ eine weitere reizvolle Note. Hier wird sogar der Tod eine Lachnummer - oder doch nicht, wenn es dann auch einem Protagonisten an den Kragen zu gehen droht. (Otto Friedrich)

The Guard - Ein Ire sieht Schwarz

IRL/GB 2010. Regie: John Michael McDonagh. Mit Brendan Gleeson,

Don Cheadle. Filmladen. 96 Min.

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