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Das neue Wappen von Mariazell

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Der Sinn des Wappens ist, SYMBOL zu sein: Symbol für die Eigen-Art, Sendung, Aufgabe ...

Das durch Breve Pius’ XII. „Magna Mater Austriae“ d. d. 1. Dezember 1954 geschaffene selbständige Benediktinerpriorat hat sich nun anläßlich des Jubiläums von Mariazell ein Wappen gewählt, das folgende Tatsachen sinn-bildlich zum Ausdruck bringen soll.

Die Farben des alten, babenbergischen Bindenschilds besagen: Mariazell ist kein bloßes „Privatheiligtum“ für die persönlichen und familiären Anliegen einzelner, sondern es ist das Marianische Staats- Heiligtum, königlicher Sitz der himmlischen „Landes-Herrin“ Maria, der das Volk von Oesterreich seinerzeit von Kaiser Ferdinand feierlich geweiht wurde. Darum kamen und kommen die Staats-Männer (einst die Kaiser, heute die Kanzler und Minister), die Stände (Politiker, Wirtschaftler), die Völkerschaften Oesterreichs (Kroaten, Ungarn) usw. als solche nach Mariazell gepilgert — sie anerkennen öffentlich die Oberhoheit Mariens über Land und Volk und Staat und alle Gebiete auch des Gemeinschafts-Lebens. Sie kamen und kommen bitten und danken in den öffentlichen Anliegen der Heimat: so war es in der Reformationszeit, in der Türkenzeit, in der Zeit der Besetzung usw. Daher auch der Mariazeller „Türkenpfennig“ 1683, der Mariazeller „Freiheitstaler“ 1955.

Dis dęei golden . Kronen t im .obere .roten Balken bedeuten die drei Titel der päpstlich gekrönten Gnadenmutter: „Magna Mater Austriae" (Große Mutter Oesterreichs) — „Magna Hunga- rorum Domina“ (Großherrin der Ungarn) — „Mater Gentium Slavorum“ (Mutter der Slawenvölker). Nicht „obwohl“ — sondern weil Mariazell das österreichische National-Heiligtum ist, ist es gleichzeitig auch ein übernationales Heilig tum: ist doch die österreichische Sendung und Aufgabe die Völkerversöhnung und -Vereinigung!

So wird denn auch im Wahlspruch, der unter dem Wappen steht, Maria nicht bloß allgemein als „Königin“ akklamiert: „Salve Regina“ — sondern ganz speziell: „Salve Regina populorum“ — „Heil dir, Königin der Völker!" Deshalb wurde das Programm der Jubiläumsfeierlichkeiten bewußt international gestaltet: möge das alte „Reichsheiligtum der Donauländer" in diesem Jahr hineinwachsen in die noch größere Aufgabe, ein Heiligtum des kommenden Vereinten Europa zu sein ...

Der untere, rote Balken zeigt gekreuzt einen goldenen Hirtenstab mit einer goldenen Lanze. Dieses Bild wurde bewußt in Anlehnung an das alte Wappen St. Lambrechts, des ruhmvollen Mutterklosters, gewählt, das zwei gekreuzte Stäbe zeigt. Die Lanze ist Symbol des Märtyrers St. Lambert, der Stab kann doppelt gedeutet werden: nach innen gewendet — als Sinnbild der Hirtengewalt des Klosteroberen, nach außen als Sinnbild der priesterlichen, seel-sorglichen Tätigkeit der Priester-Mönche, die darin von den ihnen im Kloster völlig gleichgestellten Laien- Mönchen mannigfach unterstützt werden.

Der Schirm („Ombrello") ist Abzeichen einer Päpstlichen Basilika, Bild der Schirm-Herrschaft des Heiligen Vaters über besonders hervorragende Kirchen. Mariazell hat diese Würde, einen Basilika vor genau 50 Jahren durch den heiligen Papst Pius X. erhalten. Ihre äußeren Zeichen, eben den Qmbrello und das „Tintinnabulum“, eine künstlerisch gestaltete Glocke, die bei Prozessionen vor dem Klerus getragen werden, erhält sie in diesen Tagen, nachdem das Wappen des regierendes Papstes bereits vorschriftsgemäß über dem Hauptportal angebracht wurde.

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