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Mit der Bibel im Nilland (II)

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Die Adventszeit lenkt unsere Gedanken zurück zum Alten Testament, dessen bedeutendste Persönlichkeit Moses war. In einem ersten Artikel (vgl. „Furche“ Nr. 50 vom

14. Dezember 1963) wurde aufgezeigt, daß die Geschichte vom „ägyptischen Josef“ frühestens in der Hyksoszeit (1710—1580 v. Chr.) anzusetzen ist; es gibt Gelehrte, die Echnaton (Amenophis IV., der von 1370—1352 v. Chr. regierte) als jenen Pharao ansenen, unter dem Josef ebenso wie viele andere berühmtgewordene Männer semitischer beziehungsweise asiatischer Abstammung in Ägypten zu hohen Ämtern auf stiegen; einer von diesen war der schon das letztemal erwähnte Janhamu, dem um 1360 v. Chr. Kanaan unterstand.

Mit der Vertreibung der Hyksos (um 1570 v. Chr.) unter Pharao Ahmose (1580—1558 v. Chr.) oder mit dem Begründer der 19. Dynastie, dem Pharao Horemheb (1342 bis 1303 v. Chr.), dessen Grab zu den schönsten und am besten erhaltenen im Tal der Königsgräber gehört, begann die Leidenszeit der Israeliten, deren Schilderung das Buch „Exodus“ mit den Worten einleitet: „Nun kam ein neuer König in Ägypten zur Herrschaft, der von Josef nichts wußte. Er sagte zu seinem Volke: ,Seht, das Volk der Israeliten ist zahlreicher und stärker als wir; wohlan, wir wollen klug zu Werke gehen, damit es nicht noch weiter wächst und im Falle eines Krieges zu unseren Feinden übergeht, gegen uns kämpft und aus dem Lande wegzieht.“ Sie bestellten darum Fronvögte über dasselbe, um es mit Fronarbeiten zu bedrücken: es mußte für den Pharao die Vorratsstädte Phitom und Ramesses bauen Die Ägypter nötigten die Israeliten mit Gewalt zur Arbeit. Sie erschwerten ihnen das Leben durch harte Fron bei Lehm und Ziegeln und allerlei

Feldarbeit. Zu all diesen Arbeiten zwang man sie.“ (Hierzu siehe Mos. 1, 8—14.)

Der Name des Pharao ist nicht angegeben, doch erfolgte auch in ägyptischen Schriftstücken die Namensnennung erst etwa vom Jahre 1000 an; im Lauf der Zeit hatten so viele Herrscher gewechselt, daß Josefs Verdienste allmählich in Vergessenheit geraten warfen. Um einen' abermaligen Einfall asiatischer Heere nach Ägypten unmöglich zu machen, eroberten die Pharaonen des Neuen Reiches die Landbrücke zwischen Afrika und Asien und machten die Stadtstaaten Kanaans für Jahrhunderte zu Satelliten Ägyptens. Das Kriegsmaterial und der Proviant für die gegen das heutige Palästina gerichteten Kriegszüge wurde in den neuerbauten Vorratsstädten an der Nordgrenze Ägyptens gestapelt. Die im Land Gossen, also im Nildelta, angesiedelten Israeliten waren dabei willkommene Staatssklaven. In Ägypten findet man auch heute noch Darstellungen dieser semitischen Sklaven, zum Beispiel im Museum von Kairo, in mehreren Nobelgräbern von Deir-el-Bachari bei Luxor (besonders schön im Grab Nr. 100, in dem der um 1450 v. Chr. verstorbene Vezir von Oberägypten, Rekhmare, bestattet war) und an den Wänden der Tempel von Karnak. Das Horemheb-Relief zeigt sehr deutlich ägyptische Aufseher, wie sie die an den Händen gefesselten Semiten abführen (vgl. Bild Nr. 1).

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