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Mit der Bibel im Nilland

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Das Wort Gottes braucht zwar nicht die Bestätigung durch die Wissenschaft, doch kann uns die Forschung heutzutage immer deutlicher die geschichtliche, kulturelle, sprachliche und religiöse Umwelt der Bibel aufzeigen. Die Keilschriften Mesopotamiens und die Hieroglyphentexte Ägyptens schildern uns das Milieu, in dem sich die Ereignisse des Alten Testamentes abspielten, übereinstimmend mit der biblischen Erzählung; dabei werden viele Einzelheiten bestätigt, wie zum Beispiel Orts- und Personennamen, die für die damalige Zeit nun auch außerbiblisch nachweisbar sind.

Bei einer Reise durch Ägypten könnte man darum auf manche Parallelen zur Bibel stoßen, sofern man die in den Museen aufbewahrten Funde und auf antiken Bauten erhaltenen Inschriften beachtet beziehungsweise erklärt bekommt. Einige Artikel der „Furche” werden auf solche Parallelen aufmerksam machen, die in den üblichen Reiseführern (noch) nicht vermerkt sind. Die für anfangs Jänner geplante Pilgerfahrt des Papstes Paul VI. ins Heilige Land lenkt ja unsere Blicke von neuem zu den Stätten der Bibel.

Kulturelle Beziehungen zwischen Ägypten und der einzigen Landbrücke von Afrika nach Asien sind schon zum Beginn des zweiten Jahrtausends vor Christus nachweisbar; so erzählt beispielsweise der Sinuhe-Bericht von den Erlebnissen eines ägyptischen Emigranten im Gebiet von Kanaan, dem heutigen Syrien-Palästina. Daß auch in umgekehrter Richtung die Apiru (Hebräer) mit ihren Herden nach Ägypten kamen, wo sie in Zeiten länger andauernder Trockenheit grünes Weideland finden konnten, bezeugt zum Beispiel ein aus dem Ende des 2. Jahrtausends stammender Bericht eines ägyptischen Grenzpostens über das Durchschleusen von edomitischen Herden (Pap. Änast. VT. 4. 2ff.). Die „Sandbewohner”, wie sie von den Ägyp-

tern etwas verächtlich genannt wurden, kamen in solchen Zeiten auch um Getreide ins Nilland, wie uns das guterhaltene Gemälde im Grab des Chnum-hotep in Beni- Hasan (Mittelägypten) zeigt: Eine semitische Großfamilie überschreitet unter der Führung ihres Stam- mesfürsten Abisai die ägyptische Grenze, wobei die auch auf unserem Bild sichtbaren Hieroglyphentexte berichten, daß die Karawane dem Fürsten Chnum-hotep Schminke, Weihrauch und Gewürze bringt, wofür Getreide eingetauscht werden soll (Vgl. Bild Nr. 1). Der „bunte Rock”, der uns auf diesen Darstellungen auffällt, war damals die für die Bewohner von Kanaan typische Kleidung im Gegensatz zur einfärbigen So könnte man sich die in Ägypten etwa um 1650 v. Chr. eingewanderte Großfamilie des Patriarchen Jakob vorstellen; es ist übrigens nicht anzunehmen, daß damals alle Israeliten aus Kanaan nach Ägypten auswanderten, obwohl in der allgemeinen Hungersnot sicher auch andere Sippen zu ihrem im Nachbarland so mächtig gewordenen und hilfreichen Stammesangehörigen Josef ins Nildelta zogen.

Dieser „ägyptische Josef” war nach dem Bericht der Bibel als Sklave der Potiphar falsch verklagt und daraufhin eingesperrt worden. Die Bevorzugung syrischer Jungen als Diener bei Gasttnählern und der Verkauf syrischer Kinder durch Kaufleute nach Ägypten ist auch außerbiblisch bezeugt. Wenn es in der Bibel heißt: „Josefs Herr ließ ihn ergreifen und in den Kerker werfen, wo die Gefangenen des Königs in Gewahrsam waren; dort saß er nun im Gefängnis” (1 Mos. 39. 20). so handelt es sich offenbar um ein Untersuchungsgefängnis, in dem die eines Verbrechens Angeklagten bis zur Gerichtsverhandlung festgehalten wurden, wie es sich aus den Vorgängen um den Mundschenk und den Bäcker des Pharao ergibt.

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