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Sammlungsversudi der Mitte

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Der Ende vergangener Woche abgeschlossene Kongreß der Volksrepublikanischen Partei (MRP) hat ein starkes Interesse bei in- und ausländischen Beobachtern gefunden. In der Tat haben die so oft totgesagten katholischen Volksrepublikaner eine Zähigkeit und Eigenwilligkeit an den Tag gelegt, die ausnahmslos alle Pressever-

treter überrascht und beeindruckt hat. Überrascht hat vor allem der klare Trennungsstrich, den die Parteiführung zwischen sich und den Gaullisten ziehen zu müssen glaubte, wodurch alle Spekulationen auf eine Zusammenarbeit der MRP mit der Regierung — die UNR, als parlamentarischer Sachwalter des Generals, hat in den letzten Mona-

ten manche Schritte unternommen, um die alten Renegaten wieder zu sich zu ziehen — endgültig begraben werden mußten.

Gaullismus ohne de Gaulle?

Diejenigen, die in der Aktion der MRP, zumindest im Augenblick, ein aussichtsloses Unternehmen erblicken und die Auffassung vertreten, ihre einzige Chance liege in der „nachgaullistischen Zukunft“, begehen einen kaum begreiflichen Denkfehler. Mag auch der beim Kongreß in Le Touquet vom fast einstimmig wiedergewählten Parteipräsidenten Jean Lecanuet lancierte Slogan „Der Gaullismus ohne de Gaulle ist eine Utopie“ einen durchaus realen Sachverhalt kennzeichnen, so ist doch anderseits kaum vorstellbar, daß die heutigen Wähler de Gaulies nach seinem Ausscheiden aus dem politischen Leben in ihrer Mehrheit für die oppositionellen Volksrepublikaner stimmen sollten. Sie würden damit ja ausdrücklich anerkennen, daß sie sich bisher im Unrecht befunden haben.

Dem jungen und dynamischen Senator Lecanuet kam es darauf an, den innerparteilichen Streit, ob es zweckmäßiger sei, den Kontakt zur Regierung und der UNR nicht abreißen zu lassen oder die Tür endgültig zuzuschlagen, beim Nationalkongreß zu beenden und den beiden zum Gaullismus neigenden Parteiexponenten der MRP, Maurice Schumann und Pierre Pflimlin, eine strikte Parteidisziplin aufzuerlegen. Niemand wird bestreiten, daß die Entscheidung zur Opposition schon deshalb als großes Wagnis angesehen werden muß, weil die Mehrheit der Volksrepublikaner beim letzten Referendum für den General

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