Kein Rückzug in die Kuschelecke

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"Die (meisten?) Christenmenschen wollen im Glauben nicht erwachsen werden. Sie brauchen einen ‚Schnullergott‘ … Was für das Klein(st)kind lebenswichtig ist, also für den christlichen Anfänger, das soll sich im fortschreitenden Glaubenswachstum ändern und entfalten!“ Das schreibt Gotthard Fuchs, theologischer und spiritueller Schriftsteller, seinen Lesern ins Stammbuch: "Wer immer nur etwas haben will von Gott (oder von der Kirche) - z. B. Trost und Lebenshilfe - outet sich als Baby, als ‚Nuckelchrist‘.“

Das "Jahr des Glaubens“ kann auch fordernd sein. Obiges Zitat des Mystik-Experten Fuchs zeigt, dass Christwerdung keinen Rückzug in die Kuschelecke bedeutet. Man ist froh über solche Aufrüttelung, die sich als einer von 14 Beiträgen zum Schwerpunkt "Heute glauben“ findet, dem sich das Jahrbuch der Diözese Gurk 2013 widmet.

Widerständiges Nachdenken

Gotthard Fuchs ist nicht der einzige widerständige Nachdenker, den es sich da zu lesen lohnt. Wenn der Salzburger Theologe Gregor Hoff in dem einmal mehr lesens- und bedenkenswerten Almanach schreibt, wie sehr der Glaube vom Gespräch mit den neuen Atheismen profitieren kann, so ist das gleichfalls spürbar. Dass der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller dann auf die - auch gesundheitsfördernde - Kraft des Gebets setzt, ohne die Notwendigkeit professioneller Hilfe in Krankheit leugnen zu wollen, fügt sich ins bunte Bild.

Die Wiener Theologin Marianne Schlosser widmet sich so der Gottes- und Glaubenserfahrung, und die Feldkircher Religionspädagogin Helga Kohler-Spiegel beleuchtet den mit den Kindern "mitwachsenden“ Glauben. Und FURCHE-Herausgeber Heinz Nußbaumer beklagt einmal mehr die "Krise des Wortes“ in der Kirche.

Heutiger Glaube hat viele Facetten, bezeugen die kurzen Texte im Kärntner kirchlichen Jahrbuch. Glaube ist gerade dann wichtig, wenn sich die "Kirche im Gegenwind“ findet, wie der Kärntner Bischof Alois Schwarz seine Reflexion im Buch betitelt. Euphorie ist nicht angebracht. Resignation ebensowenig. Das "Geheimnis des Glaubens“ sei, "sich lieben zu lassen, sich’s gesagt sein zu lassen - und dadurch selbst gelassen zu werden“, schreibt Gotthard Fuchs: "Diese Gelassenheit ist das Gegenteil von Resignation.“

"Heute glauben“ bleibt ein mutiges Thema. Das Buch macht auch selber Mut dazu.

Heute glauben

Jahrbuch der Diözese Gurk 2013

Hg. vom Bischöflichen Ordinariat

348 Seiten, e 9,-; erhältlich unter www.kath-kirche-kaernten.at

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