Bücher, nicht nur zur Vorweihnachtszeit

Werbung
Werbung
Werbung

Ein exzeptionelles Bibellexikon erweist sich als enormer Wissens- und Faktenfundus für Berufene und alle anderen Interessierten. Drei geistliche Begleiter in Buchform und ein ebenfalls außergewöhnlicher Band über Musik, die nichts als Kommunikation ist.

Die Bibel: Für die Juden ist sie das heilige Buch, und deren Herzstück, die Tora - das Gesetz -, sogar das heiligste. Die Christen nennen letzteres "Pentateuch" oder "fünf Bücher Mose" und das Ganze "Altes Testament", dem sie das Neue Testament, das von der Erfüllung in Jesus Christus handelt, angefügt haben. Ausführlicheres und Genaueres dazu ist im hervorragenden "Herders neues Bibellexikon" nachzulesen. In der Zeit, in der Lexika durch Wikipedia ersetzt oder zumindest auf bloße Online-Ausgaben reduziert werden, ein mutiger Versuch, Wissen "altmodisch" zusammenzuschauen: auf bald 900 Seiten, angereichert mit unzähligen Farbabbildungen, nach Stichworten getrennt und mit Übersichtsartikeln zu großen Themen angereichert - alle zusammen mehr als 5000 an der Zahl - und, man lebt ja doch im IT-Zeitalter, mit beigelegter CD-ROM für PC und (auch das ist positiv anzumerken!) Mac.

Hervorgegangen ist der beachtliche Band aus dem längst vergriffenen "Großen Salzburger Bibellexikon". Unter der Herausgeberschaft des Linzer Bibelwerksleiters Franz Kogler und der Redaktion der Alttestamentlerin Renate Egger-Wenzel und des Neutestamentlers Michael Ernst, beide an der Universität Salzburg tätig, haben mehr als 40 theologische Autorinnen und Autoren eine enorme Wissens- und Faktenfülle um die Bibel zusammengetragen. Gut lesbar, informativ geschrieben nicht zuletzt für religiöse "Praktiker", die für Predigt, Verkündigung und Unterricht nachschlagen wollen, aber auch für "Laien", die eine verständliche, bestens illustrierte Handhabe wünschen, die auch bemüht ist, dem gegenwärtigen Stand der Bibelwissenschaft und -auslegung kompetent wiederzugeben.

Unkonventionelle Gottsuche

"Eine unfertige Theologie" - so nennt die reformierte Theologin Ina Praetorius ihr neues Buch im Untertitel. Theologie könne niemals fertig sein, argumentiert sie im Vorwort zu "Gott dazwischen": Ja auch der Titel klingt unfertig und macht Lust auf unkonventionelle spirituelle Kost, die aber im besten Wortsinn "geistlich" daherkommt - von Geist durchdrungen, aus biblischer Lektüre gewachsen, den feministischen Hintergrund nicht verleugnend, aber den Leser nicht mit dem Holzhammer, sondern mit predigender Sanftheit zum Nachdenken bringend.

Entlang des Kirchenjahres tastet sich Praetorius thematisch weiter, die kurzen Texte eignen sich vorzüglich zu Lektüre und Innehalten - nicht nur in der angeblich stillsten Zeit im Jahr: Für Weihnachten bietet das Buch eine Erinnerung mit Hannah Arendt an das Geboren- sein (in der FURCHE hat die Autorin vor einiger Zeit dieses Thema schon aufs Tapet gebracht), erfrischend auch, dass sie sich rund um die Ostertage gerade mit dem Karsamstag auseinandersetzt - dem Tag dazwischen, und zum Kirchenjahresausklang verrät Praetorius einiges über ihr Verhältnis zum Tod, und warum der Blick aus ihrem Fenster auf den benachbarten Friedhof ihr eine tagtägliche Einübung in die Endlichkeit ist.

Ein Weg gen Weihnachten

Ein wenig herkömmlicher klingt schon der Titel des "spirituellen Begleiters durch die Advents- und Weihnachtszeit" der Wiener Pastoraltheologin und Seelsorgerin Veronika Prüller-Jagenteufel: "Den Weg zur Krippe weitergehen". Und auch der Inhalt des Bandes der Autorin, die gleichfalls einen feministisch-theologischen Hintergrund hat, setzt mehr auf im ersten Moment traditionell wirkende Zugänge: Sie ist mit Maria und Josef auf dem Weg, mit den Weisen und Hirten, in Bethlehem etc.

Vielleicht eröffnet aber genau derartiger Zugang auch solchen Suchenden Aspekte, die sich etwa noch nicht mit den fünf Frauen beschäftigt haben, die im Evangelium beim Stammbaum Jesu genannt werden: Tamar, Rahab, Ruth, Bathseba und Maria. Bislang haben diese biblischen Frauengestalten keinen Eingang in die traditionelle Advent- und Weihnachtsfrömmigkeit gefunden. Prüller-Jagenteufel nimmt auch diese Frauen mit auf den Weg nach Weihnachten, den sie nicht nur mit hinführenden Texten versehen hat, sondern auch mit konkreten Anregungen zur Vertiefung - praktische Alltagskost für die Seele also.

Musik: Sprache und Lebensmittel

Er ist katholischer Priester und in Linz Künstler- und Akademikerseelsorger sowie Autor zahlreicher Bücher im Bereich von Glaube und heutige Religion. Aber auch Cembalo- und Orgelmusiker. Und er war Theorielehrer am Bruckner-Konservatorium, das heute zur Privatuniversität aufgestiegen ist: Peter Paul Kaspar hat nun, zum Abschluss dieser Lehrtätigkeit, den bibliophilen Band "Klangrede. Musik als Sprache" verfasst.

Eigentlich ein unmögliches Unterfangen, was der Autor schon im Vorwort zugibt: Ein Künstler, der sein Werk erklären müsse, sei schon gescheitert. Und die Musik könne nur selbst angemessen über sich sprechen oder das Schweigen, wenn man Musik hört. Es ist beileibe keine Koketterie, wenn Kaspar, das ausgeführt habend, sich dann doch ans Unmögliche macht: essayistisch, nicht sein Publikum mit Fachvokabular belastend (dass er das auch kann, hat er in den letzten Jahren mit zwei kirchenmusikalischen Monografien bewiesen), sondern zu einer Schule des Hörens anleitend, die eben auch das geschriebene Wort braucht.

Im ersten Augenblick hat das mehr mit - gut geschriebener - Musiktheorie und gut lesbar aufbereitetet Fakten zu tun. Aber letztlich doch auch mit einer Sprache, mit Kommunikation, die vielleicht eher das Herz und die Seele anzurühren imstande ist, als die technokratische Weise von Kommunikation, die viele Zeitgenossen im Alltag quält. Musik ist ein Lebensmittel, schreibt Kaspar, "für alle, die meinen, der Mensch lebe nicht vom Brot allein". Kein Wunder, dass der Autor mit dem Kapitel "Eine heilige Kunst" schließt, wobei er sicherheitshalber klarmacht, dass er dies auch im säkularen Sinn meint, "in dem wohl jeder Mensch etwas hat oder ersehnt, das ihm heilig ist".

Der Alltag als geistlicher Ort

Geistliche Kost hält schließlich auch die Sammlung alltagsspiritueller Miniaturen "Wie Kristalle in taubem Gestein" von Alois Kraxner bereit. Der langjährige Wiener Bischofsvikar hat Texte zu existenziellen Fragen und Glaubensthemen zusammengestellt: prägnant, in die Tiefe blickend und - was in Zeiten wie diesen längs nicht mehr selbstverständlich ist - in der Spiritualität eines durch das II. Vatikanum geprägten Christen und Ordensmannes verfasst. Schon das Titel-Bild vom Kristall im tauben Gestein malt ja ein realistisches Bild vom Christen in dieser Gesellschaft - und auch dieser Kirche.

Herders neues Bibellexikon

Hg. Franz Kogler. Verlag Herder, Freiburg 2008. 864 Seiten, mit zahlr. Abb. & CD, geb. E 51,40

Gott dazwischen. Eine unfertige Theologie

Von Ina Praetorius. Grünewald Verlag, Ostfildern 2008. 144 S., kt., E 15,40

Den Weg zur Krippe weitergehen. Ein spiritueller Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit

Von Veronika Prüller-Jagenteufel. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2008. 144 Seiten, geb., E 17,40

Klangrede. Musik als Sprache

Von Peter Paul Kaspar, Verlag Styria, Wien 2008. 128 Seiten, geb., E 16,95

Wie Kristalle in taubem Gestein. Christsein im Alltag

Von Alois Kraxner. Wagner Verlag,

Linz 2008. 126 Seiten, kt. E 17,-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung