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Die Kommunistische Partei Oesterreichs hat eine Sammlung von Aufsätzen und Reden herausgegeben, die sich über einen Zeitraum von mehreren lahr-zehnten erstrecken. Während in dem den lahren 1945 bis 1955 gewidmeten Abschnitt die Thesen einer nur allzu gut bekannten kommunistischen Taktik und Propaganda zusammengetragen werden, sind manche Zeugnisse der kommunistischen Politik aus früheren Zeiten nicht ohne Interesse für den Historiker. Wir denken hier vor allem an die kommunistischen Stimmen aus der Zeit vor 193 8 und nach dem Anschluß. In dem in der Nacht vom 11. auf den 12. März 193 8 verfaßten Aufruf des Zentralkomitees zum Einmarsch Hitlers zum Beispiel werden ohne Zweifel Töne eines echten Patriotismus angeschlagen. Hätte sich die KPOe nach 1945 auch nur einen Bruchteil jener Gesinnung im Umgang mit dem sowjetischen Element bewahrt — sie stünde heute anders da im Urteil des österreichischen Volkes und def Geschichte.

Der Fall Sorge. Von Hans-Otto M e i ß n e i. Wilhelm-Andermann-'Verlag, München. 346 Seiten. Preis 10.80 DM.

Nomen est omen. Im Falle des Falles Dr. Sorge trifft es zu. Er hat dem nazistischen Deutschland und dem kaiserlichen Japan, den Verbündeten des letzten Kriegs, viele Sorgen bereitet. Veit Harlan widmete dem genialen und rücksichtslosen Sohn eines deutschen Vaters und einer russischen Mutter, der während des zweiten Weltkriegs Chef des deutschen Informationsdienstes in Japan war, einen schlechten Film. Mit dieser Mission hatte man den Bock zum Gärtner gemacht. Wie nun Dr. Richard Sorge Moskau vor den anbrandenden deutschen Divisionen rettet, wie er von den japanischen Kriegsplänen gegen die USA erfährt, wie er sich, wie könnte es anders sein, schöner Frauen bedient, das schildert der mit Sorge sorglos befreundet gewesene Attache der deutschen Botschaft in Tokio, Hans-Otto Meißner, sehr spannend. Der Roman endet nicht mit Sorges Ueberführung, Haft und letztem Gang in einem Tokioter Gefängnis, sondern mit einem Ausblick auf Japans Fall und Wiederaufstieg. Auch für Sorge gilt die alte Weisheit: Spionage macht sich nicht bezahlt.

Dr. Fritz E g g e r

Lebensweisheit. Aus dem geistigen Vermächtnis der Brüder Grimm. Herausgegeben von Wilhelm S c h o o f. Bärenreiter-Verlag, Kassel. 23 5 Seiten.

Da der Allgemeinheit die Teilnahme und wohl auch das Verständnis fehlt, sich in die Fachschriften der beiden Grimm einzulesen, war es ein guter Gedanke, Merkwürdiges zusammenzustellen, was die zwei Männer über Kunst, Literatur, Sprache, Volkstum, Wissenschaft, Schule, Heimat, Vaterland, über Städte und Landschaften, über das Wesen der Familie und über die weltanschaulichen Fragen an Erkenntnissen hinterließen. Es ist ein Stundenbuch des deutschen Gemütes. Wilhelm Schoof, der ein halbes Jahrhundert als Grimm-Philologe wirkt und weithin bekannt ist, war der geeignete Herausgeber für diese Gabe der Wissenschaft an unser Volk.

Hanns Salajchek

Das Opfer der Kirche. Exegetische, dogmatische und pastoraltheologische Studien zum Verständnis der Messe, dargeboten von den Professoren und Dozenten der theologischen Fakultät Luzern. (Luzerner theologische Studien. Herausgegeben von der theologischen Fakultät Luzern. Band 1.) Rex-Verlag, Luzern. 316 Seiten.

Dieser erste Band der Luzerner theologischen Studien muß aus zwei Gründen begrüßt werden: Er ist zunächst ein Zeichen eifriger und ernster theologischer Forscherarbeit. Er ist aber auch ein Beweis dafür, daß theologische Forschung den praktischen Fragen des christlichen Lebens näherrückt. Die beiden Hauptquellen der kirchlichen Erneuerung sind Bibel und Liturgie. Hier wird die Liturgie in ihrem zentralsten Werk, der heiligen Messe, vom Standpunkt der verschiedenen theologischen Disziplinen behandelt. Der Seelsorger und Prediger hat in diesem Band eine reiche Fundgrube wertvollsten Predigtmaterials.

Feriae Domini. Sonn- und Festtagspredigten. 2. Band. Von Christi Himmelfahrt bis Ende des Kirchenjahres. Von Emil Keller. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn. 2. Auflage. 329 Seiten. Preis 11.50 DM.

Für jeden Sonn- und Festtag werden zwei Predigten geboten, die sich nicht eng an die Liturgie anlehnen, sondern auch vorausgehende Feste zum Thema nehmen und thematisch, nicht homiletisch gehalten sind. Dem Inhalt nach gediegen, der Form nach klar und ansprechend.

Der Helfer Gott. Von Ignaz Klug. 7. Auflage. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn. 247 Seiten. Preis 7.80 DM.

Der Autor ist zur Genüge bekannt. Seine religiösen Erbauungsbücher sprechen auch heute noch an, wie die Tatsache der 7. Auflage des vorliegenden Buches beweist. In 48 kurzen Lesungen wird das Ringen des Menschen um Gott geschildert. Die lebensnahe, von großem Einfühlungsvermögen getragene Art Klugs macht seine Gedanken ansprechend und religiös wertvoll.

Dr. Alois Schrott SJ.

Mit 17 beginnt das Leben. Roman. Von Gabor v. V a s z a r y. Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart. 381 Seiten. Preis 78 S.

Die schwebende Leichtigkeit und lächelnde Melancholie von „Monpti“ hat Vaszary in dem vorliegenden Roman nicht erreicht. Dem Buch fehlt der Charme und auch die Unmittelbarkeit jener bezaubernden Liebesgeschichte. Die Nebenpersonen bleiben blaß und schablonenhaft. Aber der Maler Raymond Montandon, ein moderner Don Juan, und das Kind Madeleine, das dann mit 17 Jahren seine Frau wird, sind höchst lebendig gezeichnet, und in ihrer Geschichte das Gegeneinander egoistischer sinnlicher Begierde und reiner Liebe, die nicht das ihre will. Die junge Madeleine kann noch nicht begreifen, daß solche Liebe nicht angenommen wird und erinnert sich in ihrer Verlassenheit an eine Geschichte, die ihre Mutter ihr als Kind erzählte. „Manchmal wird der liebe Gott müde und schläft ein, und dann ist niemand da, der auf uns achtgibt“, heißt es darin. Und Madeleine denkt verzweifelt: „Man müßte laut schreien, damit Gott aufwacht. “

Es gibt auch in diesem Buch Vaszarys die Zwischentöne, die die Offenheit dessen, was dem Menschen geschieht, erhellen, und seine Freiheit, sich zu entscheiden. Aber sie verblassen hier neben den Elementen des spannenden Gesellschaftsromans.

Dr. Anneliese D e m p f

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