Kunstvolle Resultate eines heißen Jobs in Afrika

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Auch in Afrika werden Schmiede und Gießer aufgrund der Globalisierung auf rituelle Bereiche | und die Provinz reduziert. In Schwaz zeigt eine Ausstellung den Reiz dieser Handwerkskünste.

Den Schmieden und Gießern in Afrika ist die aktuelle Ausstellung im Haus der Völker in Schwaz gewidmet. Es ist wahrscheinlich die letzte große Themenausstellung im alten Ambiente, denn ein Raumbedarf seitens des Landes Tirol wird das international renommierte Museum raumtechnisch stark verändern. "Die Romantik geht uns sicher verloren“, meint der Gründer Gert Chesi, der lange um den Erhalt des Museums in Tirol gekämpft hat, "aber an Funktionalität werden wir mit dem Zubau gewinnen.“ Eine neue Abteilung für Archäologie ist außerdem geplant. Aus finanziellen Gründen - eine Unterstützung des Bundes wird es nicht mehr geben - wird es zukünftig nur mehr zwei Sonderausstellungen pro Jahr geben, aber "der Bestand des Hauses ist nun auf lange Jahre gesichert“, freut sich Gert Chesi. Zwischen den großen Schauen werden künftig Stücke aus österreichischen Sammlungen präsentiert.

Nun haben aber die Schmiede und Gießer Afrikas das Wort, bevor, während der Bauphase, das Museum für einige Monate geschlossen wird. Schwarzschmiede und Gelbgießer sind jene zwei Berufsgruppen, die in Afrika immer schon die materiellen Kulturen der einzelnen Länder maßgeblich gestaltet haben, inzwischen aber fast nur mehr im rituellen Zusammenhang und in der tiefsten Provinz ihre Bedeutung erhalten konnten.

Aus Schiffswracks wird afrikanische Kunst

Das Material für ihre Arbeit besorgen sie sich meist äußerst mühsam, indem sie an den Riffen der afrikanischen Westküste mit primitivem Werkzeug Eisenteile aus gestrandeten Schiffen schneiden - nur so ist das Rohmaterial für sie erschwinglich. Second Hand quasi entstehen dann mit einfachem Werkzeug und großem Geschick Ackergeräte, Hausrat, Waffen sowie Ritualobjekte für Priester. Die Schmiede von Yohonou, einem kleinen Dorf in Togo, kennt Gert Chesi, Gründer des Hauses der Völker, natürlich besonders gut, lebt er doch schon seit Jahrzehnten einen Großteil des Jahres dort und hat viele seiner Expeditionen von hier aus gestartet. Das Besondere an diesem Dorf ist die Tatsache, dass hier ein Schmied auch seine Töchter schmieden lässt. Eine ausgestellte Doppelglocke, die zur rituellen Anrufung von Göttern und Geistern in Voodoo-Zeremonien verwendet wird, stammt übrigens von einer Schmiedin aus Yohonou.

Interessant auch die zahlreichen Asen der Fon aus Benin, Ritualeisen, also kleine Metallaltäre, die üblicherweise der Ahnenverehrung dienen und deren Größe und Verzierungen den Rang des Verstorbenen zeigen. Bei den Yoruba hatten die Ritualeisen allerdings andere Funktionen, sie waren wichtig für Heiler.

Die Bedeutung der Objekte war überhaupt sehr unterschiedlich und nicht immer sehr geradlinig. Ritual- und Prestigewaffen zum Beispiel konnten in der prämonetären Zeit durchaus auch als Zahlungsmittel verwendet werden. Die Stücke faszinieren durch reich verzierte Klingen und Griffe für die man Kupfer, Messing und Eisen verwendete. Relativ große Eisenschaufeln waren bei den Idoma und Ibo in Nigeria allerdings einzig und allein als Wertanlage gedacht - wobei sich ihr Wert auf das verwendete Metall bezog. Im Kongo wiederum gab es sogenanntes "Speergeld“ - modifizierte Speere wurden als Brautgeld verwendet.

Harte Zeiten für prestigeträchtige Gießer

Nicht weniger interessant als die Arbeit der Schmiede ist jene der Gießer, deren Existenz ebenfalls massiv gefährdet ist. Ihre traditionelle Art, Schmuck und Amulette herzustellen ist sehr aufwendig und die Preise, die sie für ihre Produkte erzielen können, decken oft nicht einmal die Materialkosten. In der Ausstellung sieht man Rohlinge, aus denen Perlenketten oder Figuren entstehen; es wird aber auch anschaulich gezeigt, wie mittels Wachsfäden, die über Kohlenstoffkugeln gewickelt werden, die Basis für die spätere Schmuckkugel gelegt wird. Wenn die Wachsfäden durch das Erhitzen der Form verbrannt oder geschmolzen sind, entsteht nämlich jener Hohlraum, in dem das erhitzte und flüssige Metall zu Perlen verarbeitet wird.

Nachdem immer weniger Touristen direkt bei den Handwerkern kaufen, sterben diese Erben einer Kultur und Lebensart sukzessive aus und ihr großartiges Können wird verschwinden. Im Haus der Völker hat man die wunderbare Möglichkeit, noch einmal Einblick in Welt der afrikanischen Schmiede und Gießer zu bekommen.

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