Arme Mütter, arme Kinder

Werbung
Werbung
Werbung

Daß Österreich zu den reichsten Nationen der Welt zählt, ist ein schwacher Trost für die runde Million Armutsgefährdete beziehungsweise die über 400.000 akut von Armut betroffenen Landsleute - darunter 140.000 Kinder. Be-drückend ist, daß diese Zahlen seit Jahren ansteigen, und es ist nicht von der Hand zu weisen, daß veränderte Familienkonstellationen hier eine Rolle spielen Die Tatsache etwa, daß nahezu jede dritte Ehe geschieden wird. Fast ein Fünftel der Alleinerzieherinnenhaushalte sind jedenfalls "arm" im Sinne des Lebens am Existenzminimum - die Problematik in dieser Gruppe ist doppelt so gravierend wie bei Mehrkinderfamilien und viermal so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt ...

Insofern ist es zunächst begrüßenswert, daß die kürzlich verabschiedete Scheidungsrechtsnovelle im Hinblick auf Unterhaltsfragen doch einige Neuerungen mit sich bringt: vor allem einen, wenn auch zeitlich begrenzten - Anspruch im (Teil-)Verschuldensfall, wenn kleine Kinder zu betreuen sind. Denn in die "Verschuldensfalle" können junge Mütter schnell tappen - wenn sie etwa die "Haushaltspflichten grob vernachlässigen" (das heißt, sich in einer ehelichen Krisensituation zwar um die Kinder kümmern, aber dem Ehemann das warme Abendessen und das gebügelte Hemd verweigern), oder durch "böswilliges Verlassen" (also mit Kind und Kegel zu Mutter, Schwester oder Freundin ziehen, weil sie sich ständig gedemütigt und bedroht fühlen ...).

Hier ist jetzt nur zu hoffen, daß die Scheidungsrichter(innen) die zeitliche Anspruchsbegrenzung beziehungsweise die spätere Zumutbarkeit einer Erwerbstätigkeit für Frauen mit Betreuungspflichten nicht nur nach Zahl und Alter der Kinder bemessen, sondern auch nach den Arbeitsmarktgegebenheiten. Alleinerziehende Mütter gelten - weil sie ihre Arbeitszeiten mit Kindergarten und Hort abstimmen müssen leicht als nur "eingeschränkt vermittlungsfähig".

Wenn man Müttern und Kindern den ungewollten Verbleib in unzumutbaren familiären Krisensituationen ersparen will, muß man sie effizient - und das heißt mit ausreichend Zeit und Geld - vor Gewalt und Armut schützen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung