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Nun wurden in Bagdad also auch die beiden gleichzeitig mit Saddam Hussein Verurteilten vom Leben zum Tode befördert. Diesmal sorgten die irakischen Behörden für einen Ablauf, der etwas weniger einer Lynchaktion durch einen entfesselten schiitischen Mob glich als bei Saddam, dafür gab es die von einem Regierungssprecher als "Akt Gottes" bezeichnete Abtrennung des Kopfes eines der Todeskandidaten durch den Strang. Die schiitisch geführte irakische Regierung befindet sich in einer Art Verleugnungszustand, was die Konsequenzen aus all den ekelhaften Szenen betrifft, nämlich, dass sie auf lange Zeit jede Chance vertan hat, aus der sunnitischen Welt die Unterstützung zu erhalten, die sie so dringend braucht.

Der Prozess gegen die irakischen Regimeverbrecher sollte den Irakern und Irakerinnen zu einer gemeinsamen Sicht auf die Vergangenheit und die Zukunft verhelfen - und hat die Gräben doch nur vertieft. Eine neue Bewährungsprobe für die Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki steht nun bevor: Der neue amerikanische Sicherheitsplan für Bagdad steht und fällt damit, dass die irakischen Sicherheitskräfte mit US-Unterstützung völlig unterschiedslos gegen sunnitische und schiitische Milizen vorgehen. Für Maliki ist das ein politischer Hochseilakt. Hinter vorgehaltener Hand äußern US-Offizielle Zweifel, ob er es schaffen kann und will, mit dem radikalen Schiitenführer Muktada al-Sadr zu brechen, dessen "Mahdi-Armee" heute von den Amerikanern als Sicherheitsproblem Nummer eins angesehen wird.

Für Maliki muss es sein wie die Wahl zwischen Pest und Cholera: auf der einen Seite droht ein offener sunnitisch-schiitischer Bürgerkrieg, auf der anderen die Spaltung der Schiiten, die ebenfalls mit Waffen ausgetragen werden wird.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

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