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Digital In Arbeit

Verlorene Heimat

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Der gesammelten Gedichte erster Teil. Von Paula von Preradovlč. österreichische Verlagsanstalt, Innsbruck. 144 Seiten

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Der gesammelten Gedichte erster Teil. Von Paula von Preradovlč. österreichische Verlagsanstalt, Innsbruck. 144 Seiten

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Das Sichten und Ordnen ihres lyrischen Werkes beschäftigte die Dichterin Paula von Preradovič noch während ihrer letzten Lebenstage. Nun gibt — nach der von ihr selbst vorgenommenen Planung der Gatte der Dichterin, Ernst Molden, den ersten Band der gesammelten Gedichte heraus. Zwei weitere werden folgen: „Schicksalsland“ und „Gott und das Herz". Diese drei Motive: alte Heimat, neue Heimat Österreich und ewige Heimat bestimmen ihr gesamtes dichterisches Werk und kehren in verschiedenen Variationen wieder. Aus vier vorhandenen Gedichtbüchern („Südlicher Sommer“, „Dalmatinische Sonette“, „Lob Gottes im Gebirge“ und „Ritter, Tod und Teufel“) wurden zunächst diejenigen herausgehoben und zusammengestellt, die das Land der Kindheit, die südliche Küste besingen: Karstfeld und Muschelstrand, Myrthe, Thymian und Wacholderduft, südlichen Sommer und Nebel über dem Meer… Wie auf fast allen starken Eindrücken und Bildern aus der Kindheit liegt auch auf diesen Strophen ein dunkler Schleier von Trauer und Schwermut: „Lasse, Lieber, mir die holden Bilder — Lasse mir sie leuchten in der Nacht! — Denn was blieb mir von der alten Heimat — Als die Tränen, die ich um sie weinte, — Als die Lieder, die ich von ihr singe, — Als die bunten Bilder in der Nacht!" In diese Landschaftsgedichte ist der Zyklus „Der Liebende" aus den Jahren 1910 bis 1915 eingefügt, der die Landschaft der Heimat zur Landschaft der Seele ausweitet und vertieft. Ein Zyklus „Balladen" beschließt den Band. — Die hohen Qualitäten der Dichterin Paula von Preradovič, in der sich ein Naturtalent mit alter Familienkultur zu schöner Harmonie verbinden und sich wechselweise steigern, sind allgemein bekannt. Doch möge ihr unfehlbares musikalisches und rhythmisches Gefühl besonders hervorgehoben werden, weil beide in dieser Vollkommenheit selten geworden sind. In dem ganzen Band gibt es kaum eine unebene, kaum eine unharmonische Zeile, und es ist vor allem die einheitliche Sprachmelodie, die alle diese so verschiedenartigen metrischen Gebilde zur Einheit bindet. Der schmale weiße Leinenband mit Goldprägung ist das angemessene Gewand, das der Verlag um die edlen Formen dieser Gedichte gelegt hat.

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