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DER S EIN

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Die Sonne s and schräg über dem S einbrüch. Die S rahlen gli en hoch oben durch das s ürmzerzaus e Geäs verkrüppel er Fich en, deren Wurzeln über dem Abgrund Hal in der abbröckelnden Erde such en. Ein feiner Rauch aus S eins aub s ieg auf und schimmer e an den Grenzen von Lich und Scha en. In den zerklüf e en Adem lag Dunkel, plä scher e ein verborgenes Rinnsal, nis e en da und dor noch schwarze Vögel.

„Das is die rich ige Arbei für mich“, dach e der Fremde, in dessen Ohren der singende Schlag der Meißel so anders klang als der endlose Schrauben on der Mo oren. Keiner frag e ihn „Woher (komms du?“. Sie beug en sich alle über ihre Blöcke. Einer wisch e sich mi 'dem Ärmel des vers aub en Hemds über S irne und Haar. Die meis en ha en nack e Oberkörper, auf deren Muskeln die Sonne glänz e.

Wor karg grüß e der Meis er. Kühl und grau s and die Hü e, aus der der Neue Hammer und Meißel erhiel . Er wog sie in seinen behaar en Händen. Das Gewich war rich ig. Ein wenig absei s s and sein Block. Schweigend wies ihm der Meis er die Zeichnung. Er ramm e einen Pflock in den Boden und hef e e sie daran. Dann knie e er nieder und schwang den Hammer, und es war ein heller on mehr in den ak en rings ihm ihn. Schlag um Schlag. Sel en sah er auf und gewahr e um sich die gebück en Rücken der Kameraden. Einer wink e einmal. Sie vers anden einander nich .

Er schlug verbissen und genau. Fes er klammer en sich die Finger zur Faus , Schweiß rann ihm in die ro geränder en Augen. Und der S aub s ieg auf und sank nieder von seinem S ein, Rauch vom har en Opferblock. Einmal ra der Meis er zu dem Fremden und besah das Werk. Die Zeichen blieben Geheimnis. Der Meis er nick e und der Mann spuck e in die heißen Hände.

Die Sonne s ieg. Der Meißel form e nach, was auf das Papier gezeichne war, Zug um Zug. Schwer1 ging der A em des Mannes. Seine Sehnsuch meißel e er in den S ein, sein Vergessen und sein Eigen um, sein Ges ern und sein Morgen. Immer weniger irr e der Blick ab von dem un seiner Hände, gewahr e nich s mehr ringsum, nich Sonne noch Fels, noch Wolke und Baum. Er war allein mi seinem S ein.

Wenn er sich verle z e, ach e e er nich darauf. Ein paar ropfen Blu fielen zu Boden. Er sah es nich . Sein Haar wurde weiß vom mehligen S aub des S eins, der bald auch das Blu zudeck e.

Er hör e nich , der Fremde, daß spä er die Hämmer der Reihe nach vers umm en. Ers als der Meis er bei ihm s and, das Werkzeug einzusammeln, se z e er ab. Die Zeichen der Vorlage s imm en. Sie waren fer ig eingeri z in den S ein. Zufrieden lächel e der Meis er. „Ein fleißiger Mann“, sag e sein Gesich . „Ein gu er Mann!“ Er klopf e ihm auf die Schul er.

Als der Arbei er sich von seinen Knien erheben woll e, fühl e er plö zlich wie müde er war. Er ha e den ganzen ag über keine Pause gemach . Er ha e nich s gegessen. „Ruh dich je z aus, fremder Mann“,.sprach das sanf e Gesich des Meis ers. Das Werkzeug klirr e zu seinen Füßen. Ein Kamerad rief von drüben. Aber der Mann hör e nich s. Er war s erbensmüde. Der Kopf war ihm schwer und die Füße gehorch en nich . Er konn e nich aufs ehen. Er fiel hin über seinen S ein, er umarm e ihn, und sein Schweiß und sein Blu sicker en über ihn.

Ehe er die Augen schloß, der odmüde Mann, sah er noch einmal die Zeichen an, die er eingemeißel ha e. Er ha e sie vorher nich gelesen. Nun erkann e er seinen Namen un er dem Kreuz. Es war zu spä . Er sprach ihn nich aus. Er sag e gar nich s mehr. Es war so gu , daß er müde war. Und er sank ein in diese Müdigkei , er fiel zu Füßen seines S eins nieder und sank iefer und iefer, er s reck e sich aus und es war wie ein Ruhebe . Die verkrüppel en Fich en hoch oben am Rande der abbröckelnden Erde sah er und die le z en S rahlen der glänzenden Sonne.

Er bekam ein kleines hölzernes Kreuz auf dem Friedhof, denn sein agelohn reich e nich aus, den S ein zu bezahlen.

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