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Die Jugend is „frei“ von Idealen

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Sei Jahren wird im kommunis ischen Ungarn höhere Bildung nich nur an jene wei ervermi el , die eine makellose prole arische Abs ammung vorweisen können; der Ausleseprozeß erfolg s reng nach Können. Gerade diese Neuregelung is dogma ischen Kämpfern ein Dom im Auge, weil so jenen Jugendlichen, die im El ernhaus berei s eine bessere Grunderziehung erhal en haben, die üren der Universi ä en und Hochschulen leich er geöffne bleiben als jenen, die sich die Bildung schwer erarbei en müssen. Auf diese Diskrepanz wies unlängs warnend das Gewerkschaf sorgan „Nepszava“ hin und bewies mi s a is ischen Da en, daß nach Angaben der ungarischen Hochschulen die Zahl jener S uden en, die der Arbei erklasse oder dem Bauerns and en s ammen, eine s ändig und rapid rückläufige endenz aufweis . Das Bla nann e diese a sache eine „warnende Erscheinung“. Gleichzei ig rief das Gewerkschaf sorgan dazu auf, den Kindern „ohne Kinders ube“ eine bessere Bildung berei s in den Mi elschulen zu vermi eln, dami diese den Kampf um die

Plä ze auf den Universi ä en mi den Kindern des ancien régime besser aufnehmen können. „Wir sind in eine Phase unserer En wicklung ge re en, in der die Ver re ung von konsequen en Klassenin eressen nich mehr mi einem adminis ra iven Auf re en gegen andere Gesellschaf sklassen verbunden sein muß“, be on das Budapes er Bla und läß dami durchblicken, daß in Ungarn kein Rückfall in s alinis ische Me hoden zu befürch en is .

Wie reagier die Jugend auf jene Schri e, die den „al en Kämpfern“ größ es Kopfzerbrechen berei en? In einem der vielen, ausgezeichne redigier en Budapes er Wochenblä er, „ ükör“ (mi dem bei uns nich unbekann en i el „Der Spiegel“), wird sei Wochen eine Rundfrage un er den Jugendlichen mi dem i el „Welchen Weg schläg unsere Jugend ein“ veröffen lich . Freimü ig kommen hier Nachwuchsakademiker zu Wor , und ihre Meinung verse z die s rammen Kommunis en in Verzweiflung. So ließ ein Mediziner verlau en, daß er keine Ideale ha , er lieb weder sein selbs gewähl es Fach, noch weniger seine

Heima und s udier nur deshalb, weil er einfach ein gu verdienender Arz werden will, um ein leich es und bequemes Leben haben zu können. Das Par eiorgan „Nepszabadsag" hak e in Erwiderung auf diese mehr als zynische Meinung eines Jungakademikers ein und versuch e, diese als nich für die gesam e ungarische Jugend ypisch hinzus e'llen. Sei her geh die Deba e um die Jugend auf den Sei en des Par eibla es wei er.

Völlig desillusionier

Na ürlich sind die Wor meldungen auf den Sei en von „Nepszabadsag“ in dieser Deba e genausowenig als ypisch für die ungarische Universi ä sjugend zu wer en, wie die anfangs aufgezeichne en Verbrechen einiger Halbs arker. Das „goldene“ Mi elmaß dürf e dazwischenliegen. Abgesehen von Grenzfällen kann somi behaup e werden, die ungarische Jugend is völlig desillusionier und realis isch denkend. Sie is poli isch nur so wei in eressier , als dies dem eigenen Wei erkommen dienlich sein kann; sie weiß, daß sie sich nur durch ges eiger e Bildung Mach posi ionen erkämpfen kann und se z alles daran, diese Bildung zu erlangen; sie is egois isch bis zum Exzeß, aber auch sich selber gegenüber har ; sie is vielsei ig in eressier , aber läß sich nur schwer von den eigenen Vä ern, die ihrer Meinung nach vielfach versag haben, lenken. Im Kampf um einen besseren Pla z un er der Sonne wende sie manchmal Me hoden an, die har an der Grenze des Erlaub en sind. Sie is zu ernüch er , um ein zwei es Mal auf die Barrikaden zu s eigen, läß sich aber nich durch Parolen abspeisen und forder — wenn sie auch zu geben berei is . Geben — aber nich jedermann.

So vermögen im kommunis ischen Ungarn die „Papas“ nich , „es für ihre Söhne zu rich en“. Der Kampf der Genera ionen en wickel sich in einer Rich ung, die nich unbeding den Kommunis en genehm sein wird. Vorers muß man sich dami begnügen, es mi dieser Fes s ellung bewenden zu lassen und die En wicklung zu verfolgen, denn der Weg der Jugend im kommunis ischen Ungarn dürf e nich nur für dieses Land als ypisch anzusprechen sein.

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