6736165-1966_21_08.jpg
Digital In Arbeit

Jedem seinen Gesang

Werbung
Werbung
Werbung

Es geh um die Jazzmesse. Wobei sofor die Fragwürdigkei des Begriffes zuges anden sein soll, denn um Jazz handel es sich eigen lich nich . Jedoch um der erminologie willen nennen wir sie ruhig: die Jazzmesse. Sie is ums ri en und die Problema ik einigermaßen bekann . Es könn en sich also herrliche Ansa zpunk e für ein Gespräch finden lassen, für ein fruch bares Gespräch zum Wohl der gesam en Kirchenmusik. Denn unsere Kirchenmusik lieg im Argen. Wer es nich glaub , kann sich Sonn ag für Sonn ag immer wieder davon überzeugen. Gewiß, wir haben herrliche Messen, Kuns werke, aber haben wir auch genügend gu e Kirchenlieder? Sangbare, ex lich einwandfreie Lieder, die eine ak ive Mi feier der Messe durch die Gemeinde, wie sie die Li urgiekons i u ion wünsch , ermöglichen und un ers ü zen? Experimen e können also in dieser Si ua ion nur nü zen. Denn aus ihnen könn en sich, wie schon gesag , Ansä ze für ein Gespräch finden lassen, wenn — ja, wenn es nich eben um die Jazzmesse ginge. Ein Gespräch kann sachlich oder demagogisch geführ werden, eine Gesprächssi ua ion kann offen oder verhär e sein. Der Dialog, der sich aus dem Impuls des Kirchenjazz hä e ergeben können, is von einer Wand von Vorur eilen umgeben. Gegner und Verfech er bleiben sich nich s schuldig. Vielleich aber soll e man gerade deswegen hier versuchen, einige sachliche Diskussionsbei räge vorzubringen.

Zunächs : Die Jazzmesse is ein Versuch. Und Versuch heiß nie Vollendung. In unserem Fall haben wir es eben mi dri - und vier klassigen Messen zu un, was aber wieder nur die Aufforderung beinhal e , e was Besseres zu schaffen! Ers dann wird eine sachliche Diskussion über den musikalischen Wer möglich sein.

Wei er: Auch die Kirche bekenn sich zum Pluralismus — hier als Vielfal der Formen zu vers ehen. Die Jazzmesse is ein Angebo , nich mehr. Eine Form un er vielen. Niemand kann dazu gezwungen werden, einmal wöchen lich die Schuber - Messe zu singen, niemand aber auch, sich in ihm völlig wesensfremder Musik auszudrücken. Was aber kann es schon ausmachen, wenn un er vier, fünf Sonn agsmessen eine mi rhy hmischen Gesängen is . was derzei nich einmal noch möglich is , da es noch viel zuwenig Jazzmessen gib ?

Zule z : Die Jazzmesse is nich so sehr ein musikalisches, noch viel weniger ein li urgisches Problem, sie

Der Dialog, den wir im Vorspruch zum Ar ikel „Religionsun errich 66“ von Dr. O o Maar („Die Furche" Nr. 16/1966) erbe en haben, is , wie wir zahlreichen Leserbriefen en nehmen können, reichlicher geworden als wir erwar e en. Immer wieder s and an hervorragender S elle der Bei räge die Frage der außerschulischen Jugendarbei zur Diskussion. Der Bei rag, den wir in dieser Nummer veröffen lichen, s amm von einem Laienreligionsprofessor an einem s eirischen Gymnasium und führ den Dialog im Hinblick auf die Präsenz der Kirche an der Schule in der Form der schulischen Gemeinde an Hand eines prak ischen Beispiels wei er. Die Redak ion

Die ers en Anfänge der heu igen Si ua ion der zu besprechenden Ans al liegen in der ä igkei eines. Professors, der vor 15 Jahren die Schulgemeinde zu einer Go es- ' diens gemeinde und Mädchen und1 Burschen des Obergymnasiums zu einer außerschulischen, den Glauben verleiblichenden Gemeinschaf zu formen begann. Daher konn en sei . sechs Jahren die beiden nunmehrigen Religionsprofessoren — ein Pries er und ein Laie — in gemeinsamer Überlegung und Arbei , un ers ü z durch ein durch sie geschul es Führungs eam aus dem Kreis der S udierenden, die Bildung der gymnasialen Go esdiens gemeinde und der außerschulischen Jugendgemeinschaf for führen.

Aus jeder Schuls ufe wurden, nach Burschen und Mädchen ge renn , Gruppen des organisier en Laienapos ola es gebilde , die das persönliche religiöse Leben fördern sollen und von da her am Milieu des Gymnasiums ä ig werden sollen.

Diese Gruppen der Gleichal rigen wurden unmi elbar von S udierenden der beiden le z en Klassen beziehungsweise von aus diesen Gruppen hervorgegangenen Hochschuls uden en und -S uden innen oder Lehrerinnen geführ . Die Arbei splanung — sie lag in den Händen des Professors aus dem Laiens and — wurde in mona lichen Zusammenkünf en überleg , wobei das Jahres hema jeder Al erss ufe in ; Mona s hemen ge eil und diese wieder nach den diversen Zusammenkünf en aufgeschlüssel wurden. Die Gruppenveran wor lichen leg en bei dieser Gelegenhei Rechenschaf über die Arbei der abgelaufenen Periode ab.

Die Jugendgemeinschaf soll e wei erhin gefes ig werden durch Heims unden — auch mehrerer Al erss ufen gemeinsam —, Diskussionen mi Gäs en aus verschiedenen poli ischen und beruflichen Verbänden, Berufsbera ungen und psychologische Neigungs es s, gesellschaf liche Verans al ungen, wie hea erbesuche, Buch- und Kuns auss ellungen, Par ys, Filmdiskussionen, Feiers unden, Wanderungen bei ag und Nach usw. (

In diesen Mi glieds- und Beziehungseinhei en wurden Verhal ens- und Vors ellungsweisen eines allumfassenden religiösen Lebens s abilisier und das soziologische Gese z ra zu age, daß eine Gruppe nur exis ieren kann, wenn ihre Mi glieder so s ark wie möglich mi einander verbunden sind.

Diese Erlebens- und Lebensgemeinschaf münde e in die Go esdiens gemeinschaf , die sich sonn ags und einmal im Laufe der Woche zusammenfand und in einer eigenen Kirche, deren Rek or der Religionsprofessor is , Li urgie feier e, die in der Karwochenli urgie ihren Höhepunk erleb e.

Sozial beding e Religiosi ä

Die Symp ome der religiösen A mosphäre der Pfarren des Einzugsgebie es wiesen dieses als religiöses No s andsgebie aus. Der Kirchenbesucheran eil der zur Go esdiens feier verpflich e en Ka holiken lag un er 20 Prozen und nur 23 Prozen erfüll en die Os er- pflich . Die Gymnasialjugend en sprach den Ka egorien dieses No s andsgebie es nich , sondern war eine religiös prak izierende Jugend. Die Seelsorger nahmen aber zur Kenn nis, daß die Gymnasias en aus einem Milieu kamen, das der Kirche fremd gegenübers eh , und daß die is zuallerers ein pas orales, ein seelsorgliches Anliegen. Denn Kirchenmusik is eine Sache des Herzens, nich der Komposi ionslehre. Jedes Zei al er, ja jeder Mensch ha seine ihm eigene Ausdrucksweise. Sonn ag für Sonn ag schweig die Jugend in der Kirche. Von Zei zu Zei aber pilgern hunder e Jugendliche in eine moderne Kirche der Außenbezirke Wiens und singen dor begeis er mi .

Gu , der Go esdiens is keine Frage der Zahl. Es is aber auch nich zu veran wor en, daß eine große Zahl von po en iellen Gemeindemi gliedern absei s s eh , nur weil die Kirche ihre Sprache nich zu sprechen vermag. Das is der Kern des Problems: Die Kirche ha ihre Bo schaf den Menschen in der ihnen vers ändlichen Sprache anzubie en, und die Menschen haben auf ihre Weise darauf zu an wor en. Warum an der Form der An wor Ans oß nehmen, wenn sie nur an wor en? Die Chancen eines Gespräches wurden auf gezeig , die Problema ik wieder aufgeroll . Ob das Gespräch fruch bar wird? Es wird an uns liegen. An unserer Berei schaf , Vorur eile abzubauen und das Gespräch zu führen: Zum Wohle der Kirchenmusik.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung