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Innen und außen

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Die Erneuerung der Kirche muß sich sowohl im Inneren wie auch in ihrer äußeren Beziehung zur Wel vollführen. Die Religiosi ä , geform un er dem Fluß der radi ion, der S ruk ur des Brauch ums, nich sel en vom Konformismus, muß sich in einen persönlichen Glauben umwandeln, einen Glauben, der auf eigene Wahl, in ellek uelle Ver iefung und ein bewuß es Innenleben ges ü z is und zu bewuß er Persönlichkei sen fal ung und persönlichem Veran wor ungsbewuß sein für die Kirche hinführ . Auf diesem Wege wird die Gemeinschaf , die die Kirche auf jeder Sprosse ihrer S ruk ur dars ell ,

eine noch lebendigere, bewuß ere und veran wor ungsbewuß ere Gemeinschaf werden.

Komplizier er lieg das Verhäl nis der Kirche in Polen zur Wel , umso mehr, als im vergangenen Jahr ausend die polnische Kirche mi dem na ionalen und s aa lichen Leben des Landes eng verbunden war. Diese Bindungen müssen je z einer gewissen Revision un erzogen werden. Das Konzil gab hier ganz eindeu ige Rich linien. Die Rich linien be reffen das Verhäl nis der Kirche zur bürgerlichen Gesellschaf , zur Kul ur und schließlich zur Wel im wei es en Sinn des Wor es. Die Kirche be

on ihre Anwesenhei in der Wel , aber die Ar und Weise dieser Anwesenhei un erlieg s arken Änderungen.

Ausgangspunk dieser Veränderungen is vor allem der in Europa s ark verbrei e e ideologische Pluralismus der gegenwär igen Wel .

Die neue Form der Anwesenhei der Kirche in dieser Wel is aus dem Geis e des Dienens geboren, ohne Wunsch, zu dominieren, ohne Forderungen nach Privilegien. Die Kirche bie e der Wel keine fer igen Lösungen poli ischer, wir schaf licher und sozialer Probleme an; die Au onomie der Wel beding , daß diese die Lösung ihrer Probleme selbs finden muß. Es is ihr Rech und ihre Pflich .

Kirche und S aa

Der gleiche Prozeß wickel sich auch in Polen ab. Auch in Polen müssen die Formen der Anwesenhei der Kirche eine Veränderung erfahren, nich nur deshalb, weil Polen ein sozialis isches Land is , sondern vor allem deshalb, weil die polnische Gesellschaf schon heu e eine pluralis ische Gesellschaf is und in Zukunf noch mehr sein wird.

In der einhei lichen Gesellschaf der Vergangenhei beruh e das Verhäl nis Kirche—S aa auf einer s arken Bindung, was übrigens Spannungen und Konflik e nich ausschloß. In der neuen Zei haben diese Bindungen die Form von Konkorda en angenommen, deren Grundsä ze auch dann bindend waren, wenn die Einhei lichkei der Gesellschaf zu schwinden begann. In der gegenwär igen Si ua ion des Pluralismus zeig es sich immer mehr, daß die geeigne s e Form die rennung von Kirche und S aa is . Noch vor einhunder Jahren verur eil e der „Syllabus“ Pius’ IX. en schieden den Grundsa z der rennung von Kirche und S aa . Das Zwei e Va ikanische Konzil schloß die Lösung durch Konkorda e nich aus, läß aber dem Grundsa z der rennung volle Rech e.

Selbs in ideologisch einhei lichen Gesellschaf en is das Konkorda im Rückzug begriffen. In I alien, wo das Konkorda dem Anschein nach gu funk ionier , erheben sich immer mehr kri ische S immen, auch von ka holischer Sei e, die auf nach eilige S ellen des Ver rages hinhinweisen. In Spanien, in einer noch weniger for schri lichen, mehr radi ionellen Lage, zeig eine Reihe neues er Vorkommnisse, daß das Konkorda heu e für die Kirche eine unbequeme Lösung is , eine Belas ung, die ihr die Handlungsfreihei nimm und die En wicklung hemm , obwohl dieses Konkorda

der Kirche große Privilegien einräum . Die Si ua ion in Frankreich und in den Vereinig en S aa en von Nordamerika hingegen zeig deu lich, daß die rennung von Kirche und S aa , beruhend auf gegensei iger wohl uender Neu rali ä , respek ier von beiden Sei en, die Lösung für die Zukunf is .

Kirche und Na ion

Das bezieh sich auch auf Polen. Wenn die gegenwär ige rennung von Kirche und S aa in Polen zei weise schlech e Resul a e zei ig , so geh daraus nich hervor, daß sie im Prinzip schlech is .

Einer kri ischen Überlegung sind auch die Bande zwischen Kirche und Volk, zwischen Ka holizismus und polnischem Na ionalismus, zu un erziehen. Es geh hier, das is ganz einfach, nich um ins i u ionelle Bindungen. Nich sdes oweniger war die Verbindung von Kirche und Na ion in unserer Geschich e eng. Die Kirche und die Religion üb en großen Einfluß auf das Erwachen des na ionalen Bewuß seins aus, anderersei s band das na ionale Bewuß sein die Polen immer s ärker an die Kirche. Hier wurzel der Begriff: „Pole — Ka holik“. Im Bewuß sein der einfachen Menschen, vor allem in Gebie en mi gemisch er Bevölkerung, wurden diese beiden Begriffe vollkommen iden ifizier . Die nach und nach mehr vom Pluralismus durchdrungene Gesellschaf unseres Landes ha diese Si ua ion e was veränder .:

Selbs wenn man beach e , daß der Ka holizismus in der Vergangenhei und auch heu e die Religion der großen Mehrhei der Polen is , so muß man doch sagen, daß heu e auch bei vielen Ka holiken die Verschmelzung der Begriffe „Pole“ und „Ka holik“ auf gewissen Widers and s öß . Man en deck in dieser Formulierung Elemen e von In oleranz. Die Formel: Pole = Ka holik s ell all jene Polen außerhalb der Gesellschaf oder läß sie zumindes als

Polen zwei er Ka egorie erscheinen, die Nich ka holiken sind, weil sie einem anderen Glauben angehören oder even uell ohne religiöses Bekenn nis sind. Ihr polnisches Volks um und ihren Pa rio ismus anzuzweifeln, haben wir kein Rech .

Kirche und Wel

Wenn es um das Verhäl nis von Kirche und Wel geh , das Verhäl nis zu jenen Bereichen, die nich „Kirche“ sind, das Verhäl nis zu Menschen, Ideologien, Grundsä zen — so muß auch in der Kirche Polens die gleiche Veränderung vor sich gehen, wie sie heu e in der Wel kirche wirksam is . Die Veränderung, zu der deu lich das Konzil und die le z en Päps e, Johannes XXIII. und Paul VI., aufrufen.

Dieser Aufruf verlang von Sei en der Kirche das Dienen und die Anerkennung der Wel . Es verlang den Verzich darauf, eigene Anschauungen im Namen der Wahrhei aufzudrängen, einer Wahrhei , von der „diese Wel “ nich überzeug is . Er verlang eine Hal ung der Kirche, die an S elle von Polemiken und Kampf den Dialog und das Bemühen um gegensei iges Vers ändnis se z , eine offene Hal ung, die Verzich leis e auf Mauern, die in der Vergangenhei scharf die Grenzen der Kirche abzeichne en. Paps Johannes XXIII. schreib in einer seiner Enzykliken: Wenn es Menschen und Ideologien gib , die der Kirche feindlich gesinn sind, so kenn die Kirche keine Feindschaf en und be rach e niemanden als ihren Feind. Der einzige Feind der Kirche is der Sa an. Wenn dieser Begriff jemandem nich s sag , so nennen wir ihn Sünde, also all das, was den Menschen von Go es Liebe und der Liebe zum Nächs en renn .

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