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Kein Papa kann es rich en

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Ein nich all äglicher Prozeß ging dieser age vor einem Budapes er S rafgerich in Szene: Mi glieder der Budapes er „Jeunesse dorée“ ha en sich für ihre Misse a en zu veran -

wor en. Die Lis e der S raf a en war lang und beinhal e e von Raub über Rauschgif schmuggel bis Schändung, Verbrechen, die von den Gerich en aller S aa en geahnde werden. Dami der Prozeß aber nich den Anschein erweck , in einer Volksdemokra ie gebe es eine moralisch verlo er e Jugend, wurden den Angeklag en — eindeu ig kriminellen Elemen en — auch gleich poli ische Verbrechen mi angehäng Sie hä en das heu ige Regime geschmäh , den Wes en veilherriich , an isemi ische und rassenfeindliche Äußerungen gemach und nach dem Wes en fliehen wollen.

Halbs arke

Ein Prozeß roll e vor einem volksdemokra ischen Gerich ab, der so gar nich ypisch für eine Volksdemokra ie war. Warum wurde aber von der ungarischen Presse — insbesondere aber von der Budapes er Öffen lichkei — diesem Prozeß eine ungemein große Publizi ä eingeräum ? (Daß aus falsch vers andener Solidari ä diese Budapes er Halbs arkenbande von wes lichen Presseorganen irr ümlich zu Widers andskämpfern erhoben wurde, gehör auf ein anderes Bla .) In eressan is nämlich das soziale Milieu, aus welchem diese Gese zesbrecher en s ammen. Sie waren ausnahmslos Kinder aus der kommunis ischen High-Socie y, den allerobers en Zehn ausend im heu igen Ungarn. Und da beginn dieser Prozeß doch einen sozialen poli ischen Ans rich zu bekommen. Wie is es möglich, daß kaum der Mi elschule En wachsene über genug Geld verfügen, um Sauforgien in öffen lichen Lokalen verans al en zu können, daß niemand — aber schon wirklich niemand — einschri , als in öffen lichen Loka len die Bande Neger oder jüdisch Aussehende aus purer Rauflus verprügel e? In einer Repor age s ell auch das Par eizen ralorgan „Nep- szabadsag“ diese Frage und gib

gleich die An wor : Weil man Angs vor ihnen ha e. Angs vor den Raufbolden? Oder eher vor den Vä ern der heu e Angeklag en, die nun die üren der Rich er einrennen und diese anflehen oder ihnen drohen: Rich e unsere Kinder nich zugrunde! Was soll das heißen? Gil die „Der-Papa-wird’s-schon-rich- en“-Parole auch hin er dem Eisernen Vorhang?

Auf diese Frage kann es nur eine einzige An wor geben: nich mehr! Bis vor kurzem ha en im kommunis ischen Ungarn nur die Sprößlinge verdien er Vorkämpfer für die Volksdemokra ie die Möglichkei , auf eine Hochschule aufgenommen zu werden. Daß der Ausleseprozeß auf Grund des Gebur scheins gerade für Ungarn mi ka as rophalen Folgen verbunden war, is aus einem soziologischen Grund vers ändlich. In unserem ös lichen Nachbarland blieb der Feudalismus bis nach Kriegsende erhal en, und die höhere Bildung war den Söhnen und öch ern der gehobenen Schich en als Vorrech vorbehal en. Kindern aus dem Arbei er- oder Bauemmilieu gelang es nur un er sehr großen ma eriellen Schwierigkei en, sich ein Abschlußzeugnis einer Universi ä zu erarbei en, und dem Gese z des Feudalismus en sprechend sind diese „S udier en" peinlich darauf bedach gewesen, als neue Angehörige der Mi elschich ihre Abs ammung zumindes zu vergessen, wenn nich sogar abzuleugnen. So bilde e die Schich der Akademiker eine Klasse für sich, um nich zu sagen eine Kas e, was allerdings auch manchen Vor eil für sich ha e: Alle Mi glieder dieser verschworenen Gemeinschaf genossen eine hervorragende, vielsei ige Bildung, sprachen mehrere Sprachen und waren vielgereis .

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